Gladbeck. Spezialisten aus Gladbeck versuchen die Schuldfrage zu klären, wenn ein Unfallgeschehen zum Tatort wird und ein Mensch tödlich oder schwer verletzt wurde.
Bei jedem Verkehrsunfall sind sie ein übliches Bild: Verkehrspolizisten, die den Unfall aufnehmen, die sich um unfallbeteiligte Personen kümmern, die Straßen sperren oder den Verkehr umleiten. Was nicht zu sehen ist, ist die umfangreiche Arbeit der so genannten Ermittlungsgruppe Verkehr (EGV), die hinter den ‘Kulissen’ erfolgt und dabei häufig stark an Detektivarbeit erinnert.
„Denn im Besonderen bei komplexen Verkehrsunfallgeschehen mit Schwerverletzten oder Toten gilt es zu klären, wie genau sich der Unfall ereignet hat“, erklärt Hubert Krucinski, stellvertretender Leiter der Verkehrskommissariates im Dienstgebäude am Jovyplatz in Gladbeck. Das Lagebild vor Ort wird dann zum Tatort und was die darauf spezialisierte, sechsköpfige Ermittlungsgruppe Verkehr dazu ermittelt, sei eine wichtige Grundlage für Gutachten in möglichen späteren Gerichtsverfahren, um die Schuldfrage und gegebenenfalls Schadensansprüche zu klären, so der Hauptkommissar.
Indizien für die Staatsanwaltschaft
Aussagen der Beteiligten und von Zeugen seien dabei wichtig. Ebenso aber auch Indizien, gerade bei Unfallfluchten, die von den Spezialisten der Polizei ermittelt und gegebenenfalls bei der Staatsanwaltschaft hinterlegt werden.
Zum Beispiel feinste Lack- oder Mineralspuren, die über Spurensicherungsfolien vom Unfallfahrzeug (oder einer umgefahrenen Laterne) abgenommen werden, können dazu beitragen, eine Unfallflucht zu klären. Wobei die Auswertung der Folien am Stereomikroskop mehr an die Arbeit in einem Forschungslabor erinnert, als die im Polizeibüro.
Zum wichtigen Handwerkszeug der EGV-Beamten gehört der Unfall-Spurensicherungskoffer auf dem Einsatzfahrzeug, der grundlegende Arbeitsmittel enthält wie Maßband, Markierungsfarben und nummerierte, dreieckige Spurenmarker-Aufsteller. Aber auch vier besonders wichtige Positions-Pointer, die meist im Rechteck um die Unfallstelle aufgestellt und mit Laser ausgemessen werden. „Sie dienen für den genauen Maßstab der von uns erstellten Unfallskizze“, erklärt Hauptkommissar Gerhard Pyszny. Denn wo früher Messrad, Skizzenblock und Bleistift zum Einsatz kamen, hat mit Laptop, Laser und Digitalkamera moderne Technik Einzug gehalten.
Detailliertes Übersichtsbild
Über eine Arbeitsbühne auf dem Polizeibully wird eine Digitalkamera an einem bis auf acht Meter ausfahrbaren Stativ in Position gebracht, die via Laptop ausgerichtet und ferngesteuert werden kann. Abschnittsweise vorgerückt ergibt sich später, via Computer und Monobild-Verfahren zusammengesetzt, ein detailliertes Übersichtsbild des gesamten, auch mehr als 100 Meter langen Tatortes.
Wichtige Einzelheiten können so wie ein Mosaik zusammengefügt werden und zur Wahrheitsfindung beitragen. Wie im Fall eines Lkw-Fahrers, der in dunkler Nacht einen Fußgänger überrollte. Der Fahrer konnte schließlich entlastet werden, da die Einsatzgruppe Verkehr über die Unfallspuren ermittelte, dass das Unfallopfer vor dem Lkw bereits von einem ersten, flüchtigen Fahrzeug erfasst, tödlich verletzt und liegengelassen worden war.