Gladbeck. Für viele Gladbecker Kinder naht der erste Schultag. Unentbehrlich dabei: der Tornister. Worauf kommt es beim Kauf an? Zwei Expertinnen erklären.
Man nannte sie „Tornister mit Beinen“. Und sah sie allmorgendlich Richtung Grundschule wackeln. Eine riesige Schultasche, unten guckten zwei Beine raus. Irgendwo hinter dem klobigen Rucksack versteckt: der Rest des Kindes. Die Zeiten sind vorbei. Tornister sind heute leicht, ergonomisch und reflektorbewehrt. Der große Tag für künftige Gladbecker Erstklässler im Sommer 2023 rückt näher. Und damit der Tornisterkauf und die Frage: Wie kompromissbereit ist der Steppke schon? Wie vermittelt man einem Sechsjährigen, dass ein paar Reflektoren mehr vielleicht doch hilfreicher sind als Bilder von Dinos oder Prinzessinnen?
Mit der Frage beschäftigen sich Michaele Löll und Saskia Wilkin quasi beruflich. Sie arbeiten bei Pro Büro auf der Hochstraße in Gladbeck und beraten gerade täglich Eltern und ihre Sprösslinge zum Thema Schulranzen. „Polizei und Dinos sind bei den Jungs schwer angesagt“. Michaele Löll zeigt ein Exemplar. „Bei den Mädchen“, sagt Kollegin Saskia Wilking und hievt einen Rucksack vom Regal, „sind es Pferde, Prinzessinnen. Oder halt einfach Pink.“
Gladbecker Fachgeschäft: unterschiedliche Schultaschen für unterschiedliche Kinder
Wobei, „hievt“ ist das falsche Wort. Das leichteste Modell der Marke Ergobag wiegt bloß 780 Gramm. Drei Packungen Butter. Da lacht die Wirbelsäule. Die neuen Modelle nehmen aber nicht bloß die Last von den Schultern der lieben Kleinen. Sondern auch von denen der Eltern. „Die setzen gerne auf fluoreszierendes Neon. Damit können die Kinder kaum übersehen werden.“
Nun gibt es ja aber solche und solche Kinder. Nicht jedes braucht die leichteste Tornistervariante, die sich ihr Fliegengewicht natürlich mit weniger Stauraum erkauft. „Wir gucken uns die Kinder genau an“, sagt Wilkin. „Sind sie eher schmal und zierlich oder schon relativ kräftig?“ Auch ein Faktor: die Motorik der Kinder. Bevor ein i-Dötzchen zehn Minuten braucht, um die Fibel wegzupacken, weil es mit dem Zugband am Tornister nicht klarkommt, kriegt es lieber ein anderes Verschlusssystem.
Im Gladbecker Fachgeschäft beraten lassen, im Internet kaufen
Mittlerweile haben alle Hersteller Systeme entwickelt, um die Rückseite des Ranzens anzupassen. Zusammen mit Schulter- und Beckengurten wird die Last der Bildung so möglichst gleichmäßig auf den Kinderrücken verteilt. Damit die Kinder mit vollen Köpfen statt mit Haltungsschäden nach Hause kommen.
Aber wie ist das eigentlich, im Zeitalter des Internets? Schleppen Eltern ihre Kinder da noch ins Fachgeschäft? „Die Leute haben sich oft schon im Internet schlaugemacht“, sagt Michaele Löll, „aber kommen dann trotzdem zu uns und lassen sich beraten.“ Das macht sich manch einer zunutze. „Es kommt vor, dass sich Eltern beraten lassen und den Tornister dann im Internet kaufen.“ Löll zieht die Augenbrauen hoch.
300 Euro für den Luxustornister mit Powerbank
Trotzdem, das Tornistergeschäft bei Pro Büro läuft. Wieder. „Während der Pandemie war ja nicht klar, ob die neuen Erstklässler überhaupt richtig in die Schule gehen“, erinnert sich Saskia Wilkin. Jetzt aber wieder. Deswegen war die Tornister-Messe im Januar auch ein voller Erfolg. 350 Rucksäcke hatte das Pro-Büro-Team dafür in die Sparkasse gebracht, denn die Auswahl ist riesig. Ergobag, Scout und DerDieDas sind die Branchenführer, zusammen kommen sie in Gladbeck auf elf Modelle und 50 Designs.
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Bleibt die leidige Frage nach dem Preis. Der verhält sich bei Tornistern nicht anders als anderswo. Er steigt. Bei Ergobag pendelt sich der Preis rund um die 250 Euro ein, bei DerDieDas und Scout genauso. Wer mehr ausgeben möchte, kann das aber auch tun. Für 300 Euro zum Beispiel gibt es Rucksäcke, die bei Berührung leuchten. Oder solche mit integrierter Powerbank. So oder so, ein stolzer Preis. „Aber die halten dann auch vier Jahre“, sagt Löll. Immerhin.