Gladbeck. Mühlen, Windräder oder Jahrmärkte – Lothar Hermann baut alles maßstabsgetreu nach. Dabei setzt er auf ein besonderes Material – Mosaik-Steinchen.
In seinem Berufsleben war Lothar Hermann Klempnermeister. Ein Mann, der zupacken kann. Davon zeugen die kräftigen großen Hände des 72-Jährigen heute noch. Mit Filigranarbeiten bringt man all das zunächst einmal gar nicht in Verbindung. Das ändert sich, wenn Lothar Hermann in sein Wohnzimmer bittet. Dann fällt der Blick nämlich unweigerlich auf die zahlreichen Modelle. Da drehen sich Windmühlen und Windräder genauso wie Karussells. Die Besonderheit: Diese maßstabsgetreuen Nachbauten bestehen aus kleinen, feinen Mosaiksteinchen.
Vor vier Jahren – nach dem Tod seiner Frau – habe er mit diesem außergewöhnlichen Hobby angefangen, erzählt Lothar Hermann. Die ersten Mosaike, die er herstellt, sind klassisch zweidimensional – etwa Untersetzer für Gläser und Flaschen. Doch der Rentner, der schon immer kreativ war – zu seinen Hobbys gehören auch das Schreiben und das Fotografieren – wird vom Ehrgeiz gepackt. Es entsteht das erste 3D-Modell, ein Jahrmarkt, es folgt ein Kettenkarussell.
Gladbecker betreibt großen Aufwand beim Bau seiner Modelle
Die Reaktion, die er immer wieder hört, wenn er seine Bauten zeigt? „Woher kannst Du sowas?“, oder auch „Ich könnte das nicht!“ – Sätze wie diese kämen immer wieder, sagt Lothar Hermann. Und ganz ehrlich: Beim Bau des ersten Modells sei er selbst überrascht gewesen, dass er es geschafft habe. „Ich habe ernsthaft nicht geglaubt, dass ich das kann“, gibt der Gladbecker zu. Aber er habe schon immer die Auffassung vertreten, man müsse es einfach versuchen, einfach anfangen.
Und die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend. Der Aufwand, den Lothar Hermann für seine Miniatur-Mosaik-Bauten betreibt, wird immer größer. Denn Hermann kam die Idee, bestehende Gebäude nachzubauen. Das Erste war eine Windmühle in Meppen, inzwischen hat er mehrere Windmühlen hergestellt, die Originale stehen oftmals in Friesland – seiner Herzensheimat.
Hermann hat sie alle im Detail ausgemessen und dann maßstabsgetreu nachgebaut. Auf eine Holzunterkonstruktion klebt er dann die Steine. Auch ein Nachbar des Arngaster Leuchtturms aus dem Jadebusen ziert seine Sammlung, als Gladbeck-Exponat dreht sich in seinem Wohnzimmer der Nachbau des Windrads auf der Mottbruchhalde.
Wie viel Arbeitszeit steckt eigentlich in so einem großen Modell?
Inzwischen braucht Lothar Hermann für den Bau eines so großen Modells viel Zeit. „Bei den großen Modellen reden wir von rund sechs Wochen Arbeitszeit.“ Die Mosaiksteine bestellt er im Internet. Auf seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer steht eine Box voll bunter Steinchen. Das seien rund zwei Kilogramm, die brauche er für ein Modell, sagt Lothar Hermann.
Das Problem: Will er ein bestehendes Bauwerk nachbauen, ist er bei den Farben festgelegt. Bedeutet: Bevor er die Steinchen einsetzen kann, muss er sie anmalen. „Das ist das schlimmste von allem. Das ist so viel Arbeit“, stöhnt er. In Reichweite steht dann auch Terpentin-Ersatz, falls doch mal etwas korrigiert werden muss.
Das Einsetzen der Steine sei inzwischen kaum noch ein Problem. „Man entwickelt einen Blick dafür, wo welcher Stein passt“, sagt Lothar Hermann. Zwar hat er immer auch ein elektrisches Schneidwerkzeug oder eine Zange parat, um ein Steinchen bei Bedarf in Form zu bringen, „doch die brauche ich eigentlich so gut wie gar nicht mehr“.
Wie wichtig ist die ruhige Hand beim Modellbau?
Beim Betrachten der Modelle könnte man auf die Idee kommen, dass eine ruhige Hand besonders wichtig ist. Doch das täusche, sagt der Modellbauer, die ruhige Hand sei nur bedingt wichtig, man brauche vor allem Geduld, so die Erfahrung. Und manchmal muss dann die Pinzette her, beim Bau von besonders kleinen Steinen.
Verkaufen will Hermann seine Modelle nicht. Dafür seien sie zu teuer, sagt er mit Blick auf die Kosten für die Steine aber auch für die Elektrotechnik, damit sich am Ende auch alles bewegt. Er würde seine Werke aber gern einmal ausstellen und hofft, dass sich dafür irgendwo eine Gelegenheit ergibt.
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Wer trotzdem etwas aus Hermanns Werkstatt haben will, für den bleibt ein Vogelhäuschen. Wenn der 72-Jährige gerade nicht an großen, ausgefeilten Modellen tüftelt, baut er farbenfrohe Vogelhäuschen. Die wolle er auf Kunsthandwerker- oder Weihnachtsmärkten anbieten, berichtet der Gladbecker. Einige habe er auch schon an Freunde verschenkt. Die Reaktion – neben „ich könnte das nicht“? „Ich höre immer wieder, die seien zu schade für den Garten, man wolle es im Wohnzimmer aufstellen.“