Gladbeck. Malerin Aleksandra Baumann und Objekt-Künstler Norbert Feldmann zeigen Arbeiten in St. Marien Gladbeck. Die Kunst-Schau lädt zum Nachdenken ein.

Die Ausstellung „Im Innen Leben“ feierte in der St. Marien Kirche Brauck ihre Vernissage. Das als „Zukunftskirche“ deklarierte Gotteshaus ist regelmäßig auch Ort für Kunstschauen mit interessanten, teils provokativen Aussagen. Die vielen Gäste, die bei der feierlichen Eröffnung der dritten gemeinsamen Ausstellung der beiden Künstler Norbert Feldmann und Aleksandra Baumann zugegen waren, durften am Freitagabend neben den mehr als 50 Kunstobjekten und Gemälden noch einen zusätzlichen Höhepunkt genießen.

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Zunächst zu den Künstlern: Das Ringen um ein glückliches Leben spiegelt sich in den ausgestellten Werken der Gelsenkirchener Malerin Aleksandra Baumann und ebenso in den Kunstobjekten des gebürtigen Gladbeckers Norbert Feldmann. Beide entdeckten ihre Leidenschaft für die Kunst schon in früher Kindheit. Im Chorraum von St. Marien präsentiert Feldmann 28 Objekte, allesamt aus Wellpappe. „Ich habe vor etwa 15 Jahren diesen Wertstoff für meine Objekte entdeckt“, erläutert der Gelsenkirchener, dessen Elternhaus an der Wilhelmstraße in der Gladbecker Innenstadt stand, seine Sujets.

Verpackungsmaterial aus Pappe ist das Material für die Kunstwerke

Das Papp-Objekt „Kette
Das Papp-Objekt „Kette" von Norbert Feldmann erhält im Vordergrund des Jesus-Kreuzes eine besondere Aussage. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

„Durch verschiedene Herangehensweisen lasse ich aus dem Verpackungsmaterial etwas gänzlich Neues entstehen und versuche damit, dem Material seine ehemals hölzerne Herkunft und Struktur zurückzugeben.“ Bei der Arbeit erlebe er eine starke Bindung zum Objekt, mit meditativer Disziplin unzählige Pappstreifen aneinander zu leimen, um das Objekt entstehen zu lassen, sei, so Feldmann, „mein eigener imaginärer Jakobsweg“.

Tiefgründiges spiegelt sich auch in den 25 Bildern von Aleksandra Baumann, die ringsum an den Wänden der Marien-Kirche zu betrachten sind. Seit vielen Jahren widmet sie sich ausschließlich der Malerei, intuitiv folgt sie bei ihrem Schaffen dem emotionalen Eigenleben der Farben. Mit Pinsel und Spachtel, Acryl und Öl wandeln sich ihre Bilder vielfach in mehreren Schichten bis zur Vollendung. „In meinen Werken geht es um das Sich-Auseinandersetzen mit der Kraft der Gedanken und der Macht der Gefühle im Hier und Jetzt, im Gestern wie im Heute“, bringt Baumann die Intention ihres Œuvres auf den Punkt. Ihr gehe es immer wieder darum, „das Leben mit all´ seinen Facetten zu bejahen und anzunehmen“.

Mit Witz vorgetragene Laudatio begeisterte das Publikum

Nicht nur die Arbeit „Wer willst Du heute sein
Nicht nur die Arbeit „Wer willst Du heute sein" von Aleksandra Baumann lädt die Betrachter zum Nachdenken ein. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Für einen ersten Höhepunkt im schönen Ambiente der Marienkirche sorgte Gemeinderatsmitglied Ulrich Völker mit seiner Laudatio vor der Freigabe der Ausstellung. Zusammen mit dem Kulturausschuss der Gemeinde, dem Förderverein und dank des handwerklichen Geschicks von Erhard Krüger hat er die Ausstellung geplant und aufgebaut.

Führung für Gruppen ist möglich

Zu sehen ist die Ausstellung „Im Innen Leben“ bis zum 28. April 2023 in St. Marien an der Horster Straße 341 zu folgenden Zeiten: an jedem Sonntag von 12 bis 13 Uhr, jeweils mittwochs und freitags in der Zeit von 17.30 bis 19 Uhr.

Falls Gruppen oder Schulklassen eine Führung durch die Ausstellung wünschen, kann diese telefonisch via 78 93 00 mit Ulrich Völker vereinbart werden. Zur Information: Einige der ausgestellten Werke können käuflich erworben werden.

Schon seine Rede ließ die Vernissage zu einem unvergessenen Erlebnis werden. Allein seine augenzwinkernd, mit viel Ironie und Sprachwitz vorgetragenen Ratschläge für den Besuch einer Vernissage brauchten in puncto Esprit einen Vergleich zu Tucholskys Glosse „Ratschläge für einen schlechten Redner“ nicht zu scheuen.

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Seinem zehnten und letzten Tipp, wann denn der günstigste Zeitpunkt zum Verlassen der Ausstellung gekommen sei, ließ Völker eine Reihe tiefgründiger Interpretationen einiger Objekte und Bilder der beiden Künstler folgen, die dem „Kopf-Kino“ den Titel der Ausstellung „Im Innen Leben“ sicherlich ein wenig näherbrachte. Mit einem Satz: eine wahrlich gelungene Vernissage, die fürs Auge, Gehör und Geist gleichermaßen Anregendes bereit hielt.