Gladbeck. 78 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 gedenken Gladbecker der Opfer. Jugendlichen kommt eine besondere Bedeutung zu.

Beim Stichwort „Auschwitz“ tauchen wohl in den meisten Köpfen entsetzliche Bilder von geschundenen, ausgemergelten Menschen auf – noch lebende und viele Tote. Die Rote Armee befreite das gleichnamige Konzentrations- und Vernichtungslager am 27. Januar 1945. Ein Datum, dessen in Gladbeck alljährlich gedacht wird. Das lokale Bündnis für Courage steckt mitten in den Vorbereitungen für die diesjährige Planung.

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Der Name Auschwitz ist nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum Symbol für den Holocaust geworden – die systematische Ermordung von vornehmlich jüdischen Menschen, aber auch von anderen Verfolgten und Kritikern an der nationalsozialistischen Herrschaft. Die Zahl der Todesopfer wird heutzutage auf 1,1 bis 1,5 Millionen geschätzt.

Mehr als 100 Stolpersteine erinnern in Gladbeck an Opfer des Nationalsozialismus’

Hinter dieser Zahl stecken Schicksale, die sich auch in Gladbeck verorten lassen. Wie das von Isidor Kahn, der den Holocaust überlebt hat. Oder das von Rubin und Fanny Mingelgrün, die befreit wurden. Sogenannte Stolpersteine – mehr als 100 sind es stadtweit – erinnern an diese Menschen und ihr Leid.

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Ihre Qualen und Biografien sollen nicht vergessen sein, deshalb setzt sich das Gladbecker Bündnis für Courage mit viel Engagement dafür ein, dieses Kapitel deutscher Geschichte wach zu halten – nicht nur, aber besonders intensiv am Auschwitz-Gedenktag. Eines liegt der Gruppe, die unter anderem auch gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus kämpft, am Herzen: Die junge Generation soll aktiver Teil der Erinnerungskultur sein. Sprecher Roger Kreft sagt: „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, im Wechsel an unterschiedlichen Schulen eine Gedenkfeier auszurichten. Nach dem Heisenberg- und dem Ratsgymnasium ist es diesmal die Waldorfschule.“

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Roger Kreft vom Gladbecker Bündnis für Courage sprach bei der Auschwitz-Gedenkveranstaltung im Forum des Heisenberggymnasiums im Jahre 2020 die Begrüßungsworte.
Roger Kreft vom Gladbecker Bündnis für Courage sprach bei der Auschwitz-Gedenkveranstaltung im Forum des Heisenberggymnasiums im Jahre 2020 die Begrüßungsworte. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Nicht nur der Ort des Gedenkens steht im Zusammenhang mit jungen Menschen. Sie sollen auch das Programm mitgestalten. In der Vergangenheit hatten Jugendliche beispielsweise Texte ausgewählt und vorgelesen, musiziert und Ausstellungen vorbereitet. Fast schon zu einem festen Bestandteil dieses Tages ist das Putzen der Stolpersteine geworden, haben doch Jugendliche Gladbecker Schulen Patenschaften für die in den Boden eingelassenen Plaketten übernommen und sich eingehend mit den Lebensläufen der betreffenden Menschen beschäftigt.

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Diese Aktion soll auch in diesem Jahr, 78 Jahre nach der Befreiung, nicht fehlen. Roger Kreft kündigt an: „Die Stolpersteine werden die Schüler am 27. Januar tagsüber putzen.“ Was diese Jugendlichen für den Abend geplant haben? „Die Beiträge sind noch nicht klar“, so 67-Jährige, „ich bin gespannt, was sich die Schüler vom Ratsgymnasium, Heisenberggymnasium und von der Waldorfschule einfallen lassen.“

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Vielleicht ist wieder ein musikalischer Part dabei? Falls nicht, hat Kreft noch einen Trumpf im Ärmel. „Die Gruppe ,Die Grenzgänger’ war schon einmal in Gladbeck und hat große Begeisterung ausgelöst“, so der Bündnissprecher. Doch bevor er diese Band verpflichtet, möchte er „abwarten, was von den Schulen kommt“.

Das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Oswiecim (Polen) wird auch von deutschen Schulklassen besucht.
Das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Oswiecim (Polen) wird auch von deutschen Schulklassen besucht. © picture alliance / Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa | Jan Woitas

Der Jugend komme eine herausragende Bedeutung zu, wenn es um die Bewahrung deutscher Geschichte geht. Aus Vergangenheit lernen, damit sich Antisemitismus mit all’ seinen Exzessen nicht wiederholt – das ist ein zentrales Ziel, das sich das Bündnis für Courage gesteckt hat. „Wir wollen zusehen, dass die Jugendlichen immer selbstständiger in dieser Thematik werden, denn die Zeitzeugen werden immer weniger.“

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Angehörige Gladbecker Nationalsozialismus-Opfer werden diesmal zum Gedenken nicht sprechen. Kreft hat als Rednerin Dr. Kathrin Pieren eingeladen. Sie ist Leiterin des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten.

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Das Gedenken an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz beginnt am 27. Januar um 19.30 Uhr in der Waldorfschule an der Horster Straße 82.

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