Gladbeck. Das Braunkehlchen gehört zu den stark gefährdeten Arten. Verursacher ist der Mensch. Der Gladbecker Experte Gerd Tersluisen stellt den Vogel vor.
Regelmäßig ruft der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) dazu auf, den Vogel des Jahres zu wählen. Und wer hat für 2023 den Schnabel vorn? Das Braunkehlchen! Ein Vogel, den wohl nur wenige Menschen in Gladbeck bisher (bewusst) wahrgenommen haben, ist er doch äußerst selten. Doch Fachmann Gerd Tersluisen weiß einiges über den Wiesenvogel zu erzählen.
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Das Braunkehlchen löst als Titelträger den Wiedehopf, den Vorjahressieger, ab. Auch dieses Mal war die Wahl öffentlich – und rund 136.600 Vogel-Fans gaben ihre Stimme ab. Deutschland hat gewählt, und die überwältigende Mehrheit von 58.609 Stimmen entfiel dabei auf das Braunkehlchen.
Gladbecker Fachmann: „Braunkehlchen haben ihren Lebensraum auf Feldern und Wiesen“
„Dieser Wiesenvogel wird in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland auf der ,Roten Liste’ unter Kategorie 2, das bedeutet ,stark gefährdet’, geführt“, berichtet Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck. Als Langstreckenzieher überwintern Braunkehlchen in der Nordhälfte Afrikas und kehren Ende April oder Anfang Mai zu ihren Nistplätzen zurück. Ihr Refugium haben diese Vögel auf Feldern, Wiesen und mit Buschwerk bestandenen Torfmooren. Braunkehlchen fliegen auf hügeliges Gelände mit einzelnen Büschen und Bäumen – ideal als Ansitzwarte, also erhöhte Positionen, die beispielsweise für die Jagd nützlich sind.
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Der Vogel des Jahres 2023 misst etwa 13 Zentimeter. Wer mit Adlerblick durch die Natur geht, kann ihn vorwiegend auf hohen Büschen, Telegrafenmasten und anderen erhöhten Stellen erspähen. Auf der Speisekarte der Braunkehlchen stehen Insekten. „Die fangen sie blitzschnell und geschickt im Flug“, erklärt Gerd Tersluisen.
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Ihr Nest bauen Braunkehlchen in einer flachen Bodenmulde, die in einem Grasbüschel oder unter niedrigem Buschwerk versteckt liegt. Der Hegering-Fachmann: „Das Weibchen legt vier bis sieben Eier, die es in zwölf bis 14 Tagen allein bebrütet. Die Jungvögel springen im Alter von zwölf Tagen flugunfähig aus dem Nest und halten sich verborgen.“ Aber die gefiederten Eltern wissen, wo ihre Brut zu finden ist, denn sie füttern dort, im Unterschlupf, ihren Nachwuchs. Und nicht nur in der Anfangszeit ihres Vogellebens. Braunkehlchen-Eltern versorgen die Jungvögel auch dann weiter, wenn diese flügge sind. Dann gehen die „Kinder“ in die „Braunkehlchen-Schule“, lernen von den Erwachsenen, wie sie selbst Insekten erbeuten können. Ende August oder Anfang September steht ein Umzug in die Winterquartiere an.
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Der Mensch trägt dafür Verantwortung, dass der Titelsieger 2023 zu den stark gefährdeten Arten zählt. Intensivierung der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass beispielsweise Hecken beseitigt wurden – und ohne Grün keine Insekten. Wo das Nahrungsangebot geschrumpft oder gar weggefallen und Gebüsch als Rückzugsort verschwunden ist, findet das Braunkehlchen keinen Lebensraum.