Gladbeck. Allein in diesem Jahr sind in Gladbeck mindestens sechs Rehe in einem Zaun steckengeblieben, einige verendeten. Experte: „Ein enormes Problem.“

Die Situation an der Frentroper Straße, an der sich das Zweckeler Wäldchen entlangzieht, spitzt sich zu. Immer wieder bleiben Rehe zwischen den Stäben des Zauns stecken. Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck weiß von mindestens sechs Tieren, die in die – meistens tödliche – Falle gesprungen sind. Allein bislang in diesem Jahr, und es dürfen gewiss mehr sein. „Die meisten dieser Rehe sind verendet. Wir haben an dieser Stelle ein extremes Problem“, stellt Tersluisen fest. Aber an einer Lösung werde gearbeitet.

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Das Gebiet in Zweckel entlang des etwa 500 Meter langen Zaunes ist besonders kritisch in Gladbeck, weil hier zwei Welten aufeinanderprallen: Die der Wildtiere und jene der Zivilisation mit Menschen und Hunden. Der Experte erzählt: „Halb Zweckel führt in diesem Gebiet die Vierbeiner aus. Dieses Waldstück ist aber auch ein Paradies für Wild und Sperrbezirk für Jäger.“ Sogar Wildschweine und Hirsche seien hier schon gesichtet worden. Geschossen werden darf im Zweckeler Wäldchen zwar nicht, doch die Gefahr für Rehe und Füchse, Hasen und Kaninchen naht auf blitzschnellen Hundepfoten.

Immer wieder wird die Gladbecker Feuerwehr gerufen, um Rehe aus der Klemme zu befreien

Frauchen und Herrchen könnten schon viel dazu beitragen, das Sterben am Zaun zu beenden oder wenigstens einzudämmen: Sie sollten ihre Hunde in dem Waldstück nicht freilaufen lassen. Gehetzt von freilaufenden Hunden, ergreift das Wild die Flucht, kann jedoch dieses Hindernis nicht überwinden. Der Experte vom Hegering Gladbeck bittet daher geradezu inständig darum, die Vierbeiner stets anzuleinen.

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Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck bittet Herrchen und Frauchen inständig, die Hunde im Zweckeler Wäldchen an der Leine zu führen und nicht freilaufen zu lassen.
Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck bittet Herrchen und Frauchen inständig, die Hunde im Zweckeler Wäldchen an der Leine zu führen und nicht freilaufen zu lassen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Denn in ihrer Natur liegt der Kern des Problems. „Hunde hetzen nun einmal Wild. Besitzer sagen: ,Aber er tut doch nichts und kommt immer schnell wieder zu mir zurück’“, so Gerd Tersluisen. Das mag meistens stimmen. Hasso, Rex & Co. sind vielleicht ruckzuck wieder bei „ihrem“ Menschen zur Stelle: „Durchströmt von Glückshormonen, mit glänzenden Augen und schief gelegtem Kopf.“

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Für den Hund ist die Jagd als kleines Intermezzo damit beendet – für sein Opfer hingegen noch lange nicht. Der Fachmann erklärt: „Für das Reh dauert der Stress an, denn es läuft weiter.“ Und an der Frentroper Straße eben in den Tod am Zaun.

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„Kitze passen durch die Stäbe. Aber Böckchen und Halbstarke rennen auf den Zaun zu und bleiben stecken“, berichtet der Jäger. Manchmal entdecken Menschen die gefangenen Tiere in ihrer Notlage und alarmieren die Feuerwehr. Die Einsatzkräftebefreien das Wild, indem sie die Stangen des Zauns spreizen. Bisweilen kommt jedoch jede Hilfe zu spät und das Tier ist bereits verendet. Tersluisen stellt klar: „Die eingeklemmten Rehe ersticken nicht etwa, sondern sterben an Stress: Sie bekommen einen Herzschlag.“

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Zwischen den Stäben dieses Zauns an der Frentroper Straße in Gladbeck bleiben immer wieder Rehe stecken und verenden.
Zwischen den Stäben dieses Zauns an der Frentroper Straße in Gladbeck bleiben immer wieder Rehe stecken und verenden. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Doch auch wenn Rettung zeitig naht und das Reh flüchtet, bedeutetet das keineswegs, dass das Wild überlebt. „Die Decke, also das Fell des Tieres, ist eigentlich in jedem Fall verletzt. Das hat im Sommer zur Folge, dass sich beispielsweise Fliegen in die Wunde setzen. Das Reh stirbt dann, selbst wenn es erst einmal befreit worden ist“, berichtet Gerd Tersluisen.

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Verletzte ältere Tiere könnten nicht behandelt oder aufgepäppelt werden: „Nirgendwo in einem Zoo sieht man Rehe. Sie werden unter solchen Bedingungen sehr unverträglich, da müsste man schon ein Areal von 70, 80 Hektar haben. Kitze, deren Mütter zum Beispiel überfahren wurden, lassen sich eher in Auffangstationen unterbringen“, legt Tersluisen dar.

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Doch der Hegering Gladbeck findet: So wie jetzt kann und darf es am Todeszaun in Zweckel nicht weitergehen. Tersluisen kündigt an: „Wir suchen nach Mitteln und Wegen, die Situation zu ändern. Eine Lösung ist in Sicht.“ Details seien allerdings noch nicht spruchreif.

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