Gladbeck. Die Gladbecker Gerüchteküche brodelt: Traditionsbetriebe wie die Alte Post, Meygarten, Jammerkrug oder das Café Schwarte sollen schließen.
Eigentlich geht es in der Gastro-Szene um leckere Gerichte, die aufgetischt werden. Zurzeit werden aber viele Gerüchte aus dieser oder jener Ecke vermeintlich heiß serviert, die einen Kahlschlag in der alteingesessenen Restaurant-Branchein Gladbeck bedeuten würden. Denn über Mundpropaganda oder auch Soziale Netzwerke werden viele Schließungsabsichtenrenommierter Betriebe weitergetragen, die angeblich etwa das Hotel-Gasthaus Alte Post, Thesings Marktstübchen, das Hotel-Restaurant Jammerkrug, das Restaurant Meygarten oder das Rathaus-Café Schwarte betreffen sollen. Die Nachfrage der WAZ zeigt, welche Gastro-Gerüchte begründet sind.
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Schließungsgerüchte kursieren zu Thesings Marktstübchen an der Wilhelmstraße 42. Eine Geschäftsaufgabe scheint auch nicht völlig abwegig, da die Inhaber beide das 71. Lebensjahr überschritten haben, so den wohlverdienten Ruhestand anstreben könnten. Wolfgang Thesing winkt aber lachend ab, er sei darauf auch schon angesprochen worden: „Nein, nein, an den Gerüchten ist nichts dran, wir haben nicht vor zu schließen.“ Sowohl er als auch Ehefrau Monika fühlten sich fit, „um noch ein paar Jahre weiterzumachen“
Coronazeit und Energiekrise haben die Gastro-Branche belastet
Die Coronazeit mit ihren Gastrobeschränkungen sei für die gesamte Branche sicherlich nicht leicht gewesen, jetzt belaste die Energiekrise die Geldbeutel von Gastronomen wie Gästen, so der erfahrene Gastwirt. Im Marktstübchen sei man aber auch mit Personal gut aufgestellt, habe lediglich das Mittagsangebot nur noch auf Sonn- und Feiertage konzentriert, ansonsten bleibe es bei den bekannten Öffnungszeiten und Angeboten im Restaurant. „Wir haben selbst Spaß an der Arbeit und derzeit keinen Plan, ans Aufhören zu denken“, unterstreicht Wolfgang Thesing.
Das gilt auch für einen weiteren Familienbetrieb, der seit Juni 1976 die Gäste in Gladbeck bewirtet: Das Hotel-Restaurant Jammerkrug im Schatten des Amtsgerichtes an der Friedrichstraße 72. „Wie man denn bloß auf den Gedanken kommen kann, dass wir zumachen“, schüttelt Geschäftsinhaber Jovan Gajic den Kopf. Ein Generationenproblem gebe es auch nicht, denn neben ihm sei ja quasi auch die gesamte weitere Familie im Betrieb engagiert, darunter seine Kinder. „Und die Geschäfte laufen gut, das Restaurant ist voll“, davon könne sich jeder Besucher selbst überzeugen. Wie bei Thesing kann der Jammerkrug auf seine Stammgäste zählen. „Die etwa 90 Prozent unserer Gäste ausmachen und für deren Treue wir dankbar sind“, so Jovan Gajic.
Gastwirt dementiert Schließungsgerüchte vehement auf seiner Homepage
Treue Gäste hat auch das Restaurant Meygarten in Biergarten und Gaststube am Meyplatz in Nachbarschaft des Berufskollegs. Dass die gesamte Branche nach den Corona-Schließungen teils Schwierigkeiten hatte Personal zu finden, ist kein Geheimnis. Auch für den Meygarten mit seinem großen Biergarten wurde Verstärkung gesucht. Dass an den aktuellem Gerüchten aber nichts dran ist, hat Geschäftsführer Erwin Zorn über seine Facebook-Homepage jetzt selbst mit dreifachem Ausrufezeichen verlautet: „Niemand hat vor, den Meygarten zu schließen!!! Zur Erleichterung vieler (Stammgäste), die sich in Kommentaren erfreut zeigen und besonders die Schnitzel-Varianten aus Zorns Pfanne loben.
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Viele Grillspezialitäten haben auch Seki und Anela Numanovic im Gasthaus Hotel Alte Post an der Humboldtstraße 2 zu bieten. Die größte Gastronomie im Herzen der Stadt, angesiedelt im historischen Postgebäude mit Hotel, Außenterrasse, Gesellschaftsräumen und Platz für bis zu 379 Personen (rund 250 Restaurantsitzplätze), hatte aber in der Coronakrise zu kämpfen. „Danach folgte die Energie- und Wirtschaftskrise, die uns weiter wirtschaftlich zu schaffen gemacht hat“, räumt Seki Nomanovic ein. Es sei richtig, dass das Restaurant jetzt neu aufgestellt werden soll. Es stimme aber nicht, „dass wir als Pächter nicht weitermachen wollen“. Wie es konkret für ihn weitergehen kann, darüber sei ein Gespräch mit der Vermieterin GWG zur Monatsmitte terminiert.
Großer Restaurantbetrieb in Gladbeck wird geschlossen und umgebaut
Die Gladbecker Wohnungs-Gesellschaft ist Eigentümerin der imposanten Immobilie am Rande der Fußgängerzone. Geschäftsführer Stephan Patz bestätigt auf Anfrage, dass der Pachtvertrag für die Alte Post „zum Jahreswechsel endet“, die dann zunächst geschlossen werde. Denn das Unternehmen verfolge am Standort zwei Ziele. „Wir wollen die große Gastronomie auf ein Maß reduzieren, dass sie sich besser wirtschaftlich betreiben lässt.“ Außerdem habe die GWG im unmittelbar benachbarten Unternehmenssitz Platzprobleme, die über einen Durchbruch Richtung Gastronomie gelöst werden könnten, „um durch den Umbau Platz für weitere Büro- und Archivfläche zur Eigennutzung zur Verfügung zu haben“. Die Pläne müssten letztlich noch vom Aufsichtsrat beschlossen werden. Einige Interessenten für eine Folgenutzung des Restaurant-Hotels gebe es bereits, „mit denen wir dann zu gegebener Zeit Gespräche führen werden“.
Neuer Pächter für Lokal in Alt-Rentfort
Erfolgreiche Gespräche sind in Alt-Rentfort offenbar in Sachen Unternehmensnachfolge für das Rentfort Lokal 1919 gelaufen.
Die bisherige Pächterin Sonja Petri bedankt sich auf ihrer Facebook Homepage „von Herzen“ bei allen Gästen, die ihr Café- und Mittagstisch-Angebot an der Martin-Luther-Straße 29 genutzt haben.
Sie informiert, dass das seit Monatsanfang geschlossene Café im Dezember unter neuer Leitung wieder öffnet.
Das traditionsreichste Café in Gladbeck, dessen Wurzeln bis 1904 zurückreichen, wird von der Familie Schwarte am Willy-Brandt-Platz betrieben. Obgleich bekannt ist, dass die Filiusse der Inhaber nicht in die Fußstapfen ihres Vaters, Konditormeister Heiner Schwarte, treten wollten, ist an Schließungsgerüchten vom Rathaus-Café Schwarte nichts dran. Sie wisse nicht, was die Leute erzählen, sagt Chefin Sandra Schwarte, um in gewohnt resoluter Art knapp zu unterstreichen: „Wir machen nicht zu!“