Gladbeck/Bottrop. Gladbeck und Bottrop arbeiten zusammen – in der Wohnungswirtschaft. Warum zwei Bottroper Experten nun die Geschäfte der Gladbecker GWG führen.

Stephan Patz ist zwar erst 42 Jahre jung, aber was seinen Job in der Wohnungswirtschaft angeht, schon ein alter Hase mit viel Erfahrung. Und noch dazu mit einer besonderen Leidenschaft für diese Branche in kommunaler Federführung. Seit 2015 ist er für die Geschicke der Bottroper Wohnungsbaugesellschaft (GBB) verantwortlich. Und künftig wird auch die GWG, die Gladbecker Wohnungsgesellschaft, von seinen Kenntnissen profitieren: Im August übernimmt Patz nämlich die Geschäftsführung des Unternehmens. An seiner Seite: GBB-Prokuristin Kerstin Sebellek, die das Bestandsmanagement bei der GWG verantworten wird.

Beide wechseln dabei nicht etwa den Arbeitgeber. Vielmehr schlüpft die Gladbecker Wohnungsgesellschaft, was die Geschäftsführung angeht, unter die Fittiche des Bottroper Unternehmens. Das Modell der sogenannten „Geschäftsbesorgung“ hat sich für die relativ kleine Gladbecker Wohnungsgesellschaft in den vergangenen Jahren bewährt – und sich zudem auch noch als günstiger herausgestellt als die Etablierung einer eigenen Geschäftsführung.

Vor der Bottroper GBB war die Essener Allbau geschäftsführend bei der GWG in Gladbeck tätig

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Knapp 13 Jahre lang hat Thomas Balke von der Essener Allbau Managementgesellschaft diesen Job in Gladbeck gemacht. Nun geht der Geschäftsführer in den Ruhestand. Das Essener Unternehmen hat sich aus unternehmerischen Gründen, wie es heißt, dagegen entschieden, die Geschäftsbesorgung für die GWG weiter zu übernehmen. Nun obliegt das – nach dem Zuschlag bei einer europaweiten Ausschreibung – dem Bottroper Führungsduo.

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Dabei profitieren Patz und Sebellek nicht nur von den Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren mit dieser Form der Geschäftsführung in Gladbeck bereits gesammelt wurden. Darüber hinaus übernehmen sie, wie Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist betont, eine GWG, die mittlerweile auch dank der Arbeit von Balke wieder auf guten Füßen steht. Und das sowohl, was die finanzielle Situation als auch den Sanierungsstand bei den Immobilien angeht.

Vor über zehn Jahren waren die meisten GWG-Wohnungen noch in einem katastrophalen Zustand

Vor etwas mehr als zehn Jahren sah das noch komplett anders aus, da war die Gladbecker Wohnungsbaugesellschaft bedingt durch die desaströse Arbeit der damaligen Geschäftsführung fast schon ein wirtschaftlicher Totalschaden. „Der Zustand vieler Wohnungen war eine reine Katastrophe“, so Thomas Balke rückblickend. Doch seitdem hat sich einiges getan, gerade auch, was die energetische Sanierung der gut 1700 GWG-Wohneinheiten angeht.

Momentan ist die Planung von Neubauprojekten nicht möglich

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Die GWG steht zwar mittlerweile wieder recht gut da, dafür leidet die Baubranche besonders heftig unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und nun auch des Ukraine-Kriegs. „Im Moment ein Neubauprojekt zu planen, für das die Finanzierung noch nicht gesichert ist, macht nicht nur im Hinblick auf die immer rascher steigenden Zinsen überhaupt keinen Sinn. So spannend es auch ist, Neubauvorhaben anzugehen“, sagt Stephan Patz. Das gelte für Projekte in Bottrop und in Gladbeck gleichermaßen.

Keine Änderungen für die GWG-Mieter

Die Gladbecker Wohnungsgesellschaft (GWG) hat ihren Sitz an der Humboldtstraße 2. Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen dort. Stephan Patz und Kerstin Sebellek werden zwischen Gladbeck und Bottrop pendeln. Da die Räumlichkeiten an der Humboldtstraße sehr beengt sind, hat Stephan Patz bereits in Aussicht gestellt, dass über kurz oder lang neue Räume für die GWG gefunden werden müssen.

Für die Mieterinnen und Mieter der GWG ändert sich durch den Wechsel der Geschäftsführung wenig, heißt es. Auch das Ziel der neuen Geschäftsführung sei es, die Bürgerinnen und Bürgern in Gladbeck mit gutem und bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Weitere Informationen: www.gwg-gladbeck.de.

Von der großen Neugestaltung des Bereichs rund um Gladbecker Rathaus und Sparkasse, den Plänen für das Viktoria-Quartier, habe man sich bereits vorerst verabschiedet. GWG und Sparkasse hatten die hochmoderne Neugestaltung des Areals gemeinsam angehen wollen. Nun liegen die Pläne erst einmal auf Eis. „Das bedeutet aber nicht den Stopp für immer“, wie der Gladbecker Planungsamtsleiter und GWG-Aufsichtsratsvorsitzende Karsten Fuchte betont. Nur momentan sei die Realisierung absolut unrealistisch.

Es geht weiterhin um die energetische Sanierung im Bestand

Das gelte gleichermaßen auch für den Neubau von Wohnungen, so Patz. Stattdessen wolle man sich auch in Gladbeck auf die energetische Sanierung im Bestand konzentrieren. Das mache schon allein im Hinblick auf die Generierung möglicher Fördergelder Sinn.

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Gut 70 Prozent der GWG-Häuser stammen, genau wie die der Bottroper GBB, aus den 50er. Jahren. „Da gibt es noch einiges zu tun.“ Für den neuen GWG-Geschäftsführer ist die Zusammenarbeit von Gladbeck und Bottrop in Sachen Wohnungswirtschaft auf jeden Fall „eine ganz besondere Form der Nachbarschaftshilfe und damit auch ein großartiges Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit“.