Gladbeck. Heizkosten sind für beide Kirchen in Gladbeck ein wichtiges Thema. Was die Gemeinden nun planen – und ob sie wirklich nicht heizen wollen.
Etliche Bistümer und Erzbistümer in Deutschland haben eine gemeinsame „Handlungsempfehlung“ für katholische Gemeinden herausgegeben, die sich um das Heizen und Energiesparen im Winter 2022/2023 dreht. Mit dabei: Das Bistum Essen, zu dem auch Gladbeck gehört. In dem neunseitigen Papier regen die Bistümer zu verschiedenen Maßnahmen an, die Energie sparen, gleichzeitig aber auch das Wohl der Kirchgänger, Orgeln und Einrichtung nicht aus dem Blick verlieren sollen.
Ulrich Lota, Pressesprecher des Bistums Essen, weist auf Anfrage darauf hin, dass es sich bei den Ratschlägen ausdrücklich um Handlungsempfehlungen handelt. „Das Bistum ist nicht Eigentümer der Kirchengebäude, die entsprechenden Gremien der Gemeinden werden sich mit den Empfehlungen auseinandersetzen“, so Lota; viele Rückmeldungen aus Gemeinden habe es bis jetzt nicht gegeben. Wie will die katholische Kirche in Gladbeck der Energiekrise entgegentreten? Und wie halten es ihre christlichen Geschwister von der evangelischen Kirche?
Gladbecker Pfarrei hat andere Pläne als das Bistum
„Die Begrenzung auf 5 Grad im Kirchenraum werden wir wahrscheinlich nicht umsetzen“, erklärt Eugen Gibkes, Verwaltungsleiter in Gladbecks einziger Pfarrei, der Propsteipfarrei St. Lamberti. Das Papier der Bistümer schlägt nämlich vor, die Temperatur per Heizung maximal auf eben jene 5 Grad zu heben, wenn überhaupt, und aufs Heizen der Kirche nur für Gottesdienste ganz zu verzichten. „Es werden nicht, wie in der Vergangenheit, 16 Grad sein, aber wir planen, die Kirchen an Wochenende auf 12 bis 14 Grad zu heizen“, so Gibkes, der allerdings auch betont, das diese Überlegungen in der Pfarrei bis jetzt auch nur das seien: Überlegungen.
Ein besonderes Augenmerk gilt aber in jedem Fall den empfindlichen Orgeln, da sind sich Gibkes und das Bistum einig. Niedrige Temperaturen allein können der Königin der Instrumente nichts anhaben, ihr Feind ist die Luftfeuchtigkeit. Steigt die über 70 Prozent, können die Pfeifen schimmeln, im besten Falle wäre dann „nur“ eine Generalüberholung für 50.000 Euro fällig. Deswegen sollen die Gemeinden Feuchtemessgeräte in der Kirche platzieren – auch Textilien oder Kunstwerke können Schaden nehmen –, so wenig wie möglich und wenn nötig stoßweise lüften und, kein Witz, auf feuchtes Durchwischen und Topfpflanzen verzichten.
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Niemand soll in Gladbeck krank werden, nur weil er in der Kirche war
Die Gladbecker Pfarrei denkt darüber nacht, die traditionell schlechter besuchten Gottesdienste unter der Woche ins Gemeindezentrum zu verlegen, das schlägt auch das Bistum vor. „Es geht uns natürlich darum, uns als Teil der Gesellschaft sozial zu verhalten, damit die Energie für alle reicht“, erläutert Eugen Gibkes. „Aber wir müssen auch an unsere Gemeinde denken, gerade an die älteren Menschen. Ein Gottesdienstbesuch muss zumutbar bleiben, es darf keiner krank werden, nur weil er in der Kirche war.“ Außerdem, gibt er zu bedenken, fänden Taufen und Hochzeiten vorwiegend am Wochenende statt – schön, wenn die Kirche dann warm ist.
Und die geistlichen Geschwister bei den Protestanten? Pfarrer Hans Hubbertz vom evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten erklärt, dass „Heizen und die Energiekosten schon seit Jahren ein Thema sind“. Bereits jetzt seien die Gläubigen zurückhaltender beim Heizen, doch es gehe auch weiterhin darum, zu sensibilisieren, Bewusstsein zu schaffen. „Deswegen tauschen wir auch alte Heizsysteme aus“, sagt Hubbertz, die Kirche St. Stephani bekomme eine neue Heizung, in der Christuskirche werde ohnehin schon mit Fernwärme geheizt.
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Substanzerhalt in der Kirche ist von Bedeutung
In Sachen Temperaturen geht es den Protestanten, wie auch den Katholiken, ebenfalls um den „Substanzerhalt“, wie Hubbertz es nennt. „Wir werden Feuchtigkeitssensoren anbringen und entsprechend lüften, um die Orgel zu schonen“, erklärt er, „wie das Ziel Energie sparen zu erreichen ist, müssen aber letztendlich die Gemeinden entscheiden.“