Gladbeck. Eine Gladbeckerin beklagt „skandalöse“ Zustände auf der Vogelinsel in Wittringen. Tiere seien Kälte ausgesetzt. Das sagen Fachleute dazu.
Schon wieder Wirbel um die Vogelinsel in Wittringen. Erst im Juli waren Beschwerden zutage getreten, dass sich das Eiland im Schlossteich in einem verwahrlosten Zustand befinde. Diesmal empört sich Ute Maczey aus Gladbeck darüber, dass die Tiere schutzlos der Kälte ausgesetzt seien. Das sagen Fachleute zu den Vorwürfen.
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Diese formuliert Ute Maczey so: „Ich war mit meiner Tochter auf der Vogelinsel und habe festgestellt, dass die Tiere verwahrlost aussehen. Ein Ara hat kaum noch Federn.“ Es sei „skandalös“, Vögel, die aus warmen Regionen der Erde stammen, bei den aktuellen Außentemperaturen ohne Wärmequelle draußen zu halten. „Ab zwölf Grad gehören solche Tiere, von denen einige sogar unter Artenschutz stehen, ins Warme“, meint Maczey. Das müsse doch gerade für Vögel aus schlechter Haltung und ohne Federkleid gelten. Sie schimpft: „Graupapageien können Kälte nicht gut vertragen. Bei den jetzigen Temperaturen ist es kein Wunder, dass sie frieren.“
Kritikerin brachte ihre Bedenken beim Zentralen Betriebshofs Gladbeck und Veterinäramt vor
Sie habe sich an den Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) gewandt, unter dessen Fittichen die Vogelinsel in Wittringen steht. Die Antwort sei gewesen: alles in Ordnung. Dieses Telefonat bestätigt Leonie Nüfer, im Unternehmen verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und Kundenbetreuung. „Frau Maczey wurde informiert, dass die Außenhaltung bei der aktuellen Witterung für die Vögel nicht zu Problemen führt und verträglich ist.“
Der angesprochene „federlose“ Ara, der älter als 20 Jahre sei, habe eine Verhaltensstörung aufgrund der früheren Haltung. „Der Vogel befindet sich erst seit knapp drei Jahren auf der Vogelinsel und hat uns auch ohne Federn in der Brustpartie erreicht. Das Zittern beginnt, wenn der Ara beobachtet wird, insbesondere von mehreren Personen“, erzählt Nüfer.
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In jeder Voliere stehe ein Schutzhaus zur Verfügung, sodass sich die Vögel zurückziehen können. Die ZBG-Sprecherin: „Ende September/Anfang Oktober werden die Tiere nach und nach ins Warmhaus versetzt.“ Eine festgesetzte Grad-Zahl für diesen Umzug gebe es nicht, denn: „Die Temperaturempfindlichkeit ist von Art zu Art unterschiedlich. Aras können beispielsweise sehr gut mit Temperaturen bis fünf Grad umgehen.“
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Aufgrund niedriger Temperaturen sei noch kein Vogel, der auf der Insel zuhause ist, erkrankt oder gestorben. Im regelmäßigen Turnus überprüfe das Veterinäramt die Anlage. Die jüngste Kontrolle sei am 29. September gelaufen: „Und es gab keine Beanstandungen.“ Bemängelungen seien bislang nie vorgekommen, so Nüfer. Im Gegenteil: „Die Tiere befinden sich in einem sehr gutem Zustand.“
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Diesem Urteil stimmen die Fachleute in der Kreisverwaltung Recklinghausen zu. „Nach Einschätzung des Veterinäramts leistet der Vogelpark angewandte Tierschutzarbeit, indem er vernachlässigte und verwahrloste Tiere aufnimmt und diesen ein neues und tiergerechtes Zuhause gibt“, sagt Sprecherin Lena Heimes. Ute Maczey rief wegen ihres Anliegens auch bei dieser Behörde an.
Fachlich geschulte Kräfte gaben der besorgten Gladbeckerin Auskunft
Nüfer vermutet: „Unsere fachliche Aussage deckte sich wohl nicht mit ihrer Ansicht. Da sie sich in ihrer Meinung offensichtlich nicht bestätigt sah, wandte sie sich an den Kreis Recklinghausen. Dieser bestätigte jedoch ebenfalls die Aussage des ZBG. Die Beschwerdeführerin hat also zwei unabhängig gleiche Auskünfte von fachlich geschulten Kräften erhalten, was grundsätzlich mehr als ausreichend sein sollte.“
Die gefiederten Bewohner
Auf der Wittringer Insel leben ungefähr 160 Vögel. Dazu gehören unter anderem Sittiche, Papageien, Hühner und Gänse.
„Mehr als 90 Prozent der Vögel kommen aus schlechter Haltung“, berichtet Leonie Nüfer vom Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG). Auf der Vogelinsel leben nach ihrer Auskunft ebenfalls Tiere aus Heimen, insbesondere Sittiche aus Bottrop und Gelsenkirchen.
Kreissprecherin Heimers erläutert: „Die Vogelinsel Wittringen ist im Besitz einer Erlaubnis gemäß Tierschutzgesetz zur Haltung von Tieren in einem Zoologischen Garten.“ Die jüngste Kontrolle habe ergeben, „dass die Anlage überaus gepflegt und sauber war“.
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Die Tierpfleger hätten routiniert und kompetent Auskunft gegeben und eine überdurchschnittliche Kenntnis über das Schicksal von Einzeltieren bewiesen, die aus schlechter Haltung dort abgeben wurden. Lena Heimers: „Es wurde sehr deutlich, wie engagiert und liebevoll die Tiere betrachtet und betreut werden. Leider zeigen sie nach langer schlechter Haltung oft noch länger, manchmal auch für immer, Spuren einer Vernachlässigung. Das kann sich zum Beispiel bei Papageien im Federrupfen als manifeste Verhaltensstörung zeigen oder auch in abweichenden Verhaltensmustern wie Zittern oder ähnlichem.“
Das Veterinäramt ist über Hinweise zu eventuellen Missständen dankbar. Lena Heimers: „Die amtlichen Tierärzte im Kreis Recklinghausen gehen jedem Fingerzeig nach, bewerten die Situation und handeln, sobald es notwendig ist.“