Gladbeck. Auf der Vogelinsel am Wasserschloss Wittringen leben gut 250 Papageien, Sittiche und andere gefiederte Gesellen. Besucher können viel entdecken.
Alle Vögel sind schon da! Beos, Papageien, Sittiche in allen Farben des Regenbogens. Früh am Morgen ist es, und es regnet Bindfäden. Doch das juckt die gut 250 gefiederten Bewohner der Vogelinsel inmitten des Teichs um das Wasserschloss Wittringen offensichtlich überhaupt nicht. Da rücken sie höchstens mal enger aneinander, wie die beiden Molinasittiche – Federkleid an Federkleid, das sogar bei trübem Wetter in Türkis schillert.
Aber ansonsten ist den Vögeln der Regen piepegal. Tierpfleger Christian Siedlaczek erklärt: „Die Federn haben eine Wachsschicht.“ Da perlen Tropfen ab. Viele Insel-Bewohner stammen ursprünglich aus Gegenden rund um den Erdball, in denen eher die Sonne daheim ist, beispielsweise Afrika oder Australien. Irgendwann sind ihre Vertreter halt hier in Wittringen gelandet. Der Fachmann erzählt: „Einige der Vögel stammen aus Privatbesitz. Da konnten sich Menschen nicht mehr um die Tiere kümmern.“ Alle Kontinente sind zwitschernd und pfeifend in Wittringen vertreten. Einen Flügelschlag entfernt der Europäer: Scharenweise fliegen Spatzen auf die Vogelinsel.
„Zapageck“ schlüpfte in Wittrigen aus dem Ei und leistet „Amadeus“ Gesellschaft
Aber auch „Zapageck“ dürfte als Einheimischer durchgehen. Der prächtige Papagei schlüpfte im Sommer 2018 auf der Vogelinsel. Er leistet nun „Amadeus“, dem Senior in den elf Volieren, Gesellschaft. Die beiden behalten die Anlage aus der Vogelperspektive im Blick, beäugen neugierig Besucher jenseits des Gitters. Oder auch Ara-Gefährtin „Sunny“.
Irgendwo knarrt eine Tür, es gluckst bei den Beos. Nanu, was ist denn da los? Macht da etwa jemand den heimlichen Abflug? Ist das Dach dem Sturzregen nicht gewachsen? Siedlaczek, der mit seinen Kolleginnen Meike Holthaus und Denise Lorenz die Vögel betreut, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Er kennt seine Piepmätze. Also auch den Star unter den gefiederten Stimmenimitatoren, den Beo. In Wittringen ist es an diesem Morgen eine Vogel-Diva, die ihren großen Auftritt hat. „Sie ist eine Quasselstrippe, typisch weiblich“, scherzt der Tierpfleger. Und die Beo-Dame, nicht schnabelfaul, legt los: Sie brummt, lässt akustisch ihre Schaukel quietschen, erzählt munter etwas, das wohl nur ihr Gefährte versteht. Der ist aus dem Schwarzwald „zugezogen“, nachdem der vorherige Partner der südostasiatischen Vogeldame das Zeitliche segnete. Und Gesellschaft brauchen diese Vögel nun mal.
Von den Blaustirnamazonen ist kein Piep zu hören
Zu diesen Zeiten ist die Vogelinsel geöffnet
Die Vogelinsel in Wittringen am Wasserschloss, Burgstraße 64 in 45964 Gladbeck, ist bis Ende September geöffnet. Dann ziehen die Tiere ins Wärmehaus. Bis sie wieder in freier Natur zu sehen sind, wird es bis etwa Mitte Mai 2020 dauern. Tierpfleger Christian Siedlaczek erklärt: „Vorher im Jahr ist es nachts noch zu kalt für die Vögel.“
Besucher können sich in den Sommermonaten Papageien & Co. zu folgenden Zeiten anschauen: montags bis freitags zwischen 9 und 17.45 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 18.45 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Ruhig ist es hingegen oberhalb des Storchenschnabels gegenüber, zu Krallen der Blaustirnamazonen. Die bildhübschen Südamerikanerinnen gelten als Papageien mit besonderer Sprachbegabung. Nur: Davon ist gerade kein Piep zu hören. Und auch die Kongo-Graupapageien dösen. Vielleicht träumen sie von den Wäldern in Zentral- und Westafrika, wo Windböen nicht ihr Gefieder mit dem feuerroten Schwanz zerzausen? Und auch die lachsfarbenen Bourkesittiche, deren natürlicher Lebensraum Australien ist, scheinen eher ruhige Vertreter zu sein. Ein Blickfang sind auch die Wellensittiche. Prachtrosellas machen ihrem Namen alle Ehre. Wer genau hinschaut, kann ein brütendes Gelbbrustara-Weibchen entdecken.
An sonnigen Tagen kommen rund 200 Besucher auf die Vogelinsel in Wittringen
Siedlaczek erzählt: „An guten Tagen, also bei schönem Wetter, haben wir hier eine richtige Kirmesatmosphäre.“ Dann begeben sich bis zu 200 Neugierige auf die Reise in die kunterbunte Vogelwelt. Der Gladbecker ergänzt: „Selbst bei so einem Regenwetter gucken Besucher, die zum Beispiel ins benachbarte Museum wollen, bei uns rein.“