Gladbeck. Buersche Straße in Gladbeck muss zur Sicherheit von Radfahrern umgebaut werden. Doch es gibt Streit um den Wegfall von kostenlosen Parkplätzen.

Die Buersche Straße soll umgestaltet werden, besonders Radfahrerinnen und Radfahrer fühlen sich dort oft unsicher, denn ein sicherer, durchgehender Radweg fehlt. Und wenn ein Auto, Lkw oder Bus einen Radler überholt, kann es schon mal sehr eng werden. Doch im Zuge eines Umbaus die kostenlose Parkplätze auf der Brücke Richtung Innenstadt dafür wegfallen lassen? Über das künftige Zusammenspiel von Kfz-Verkehr und Radverkehr und damit auch der Einleitung einer Mobilitätswende herrscht in Gladbeck bisher noch große Uneinigkeit.

Die Stadtverwaltung stellte am Donnerstagnachmittag in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität verschiedene Varianten für einen Umbau der Buerschen Straße vor. Das Ziel ist die Gleichberechtigung aller Verkehrsarten. Dabei wurde deutlich: Viele Möglichkeiten sind denkbar, einen vollständigen Umbau schließt Stadtbaurat Volker Kreuzer aber aus. „Es gibt keine weiteren Auslöser, wie etwa ein marodes Kanalnetz, für einen kostenintensiven Vollumbau. Dieser würde nicht in einer Verhältnismäßigkeit stehen, und andere Projekte in der Stadt haben Vorrang.“

Für Radfahrer soll es auf der Buerschen Straße in Gladbeck künftig einen abgetrennten Fahrstreifen geben

Paula Stegert, Abteilungsleiterin Mobilität und Verkehr, stellte die von der Verwaltung bevorzugte Möglichkeit vor, bei der der Kfz-Verkehr, wie bisher auch, rechts und links des Mittelstreifens läuft. Allerdings nur auf einem Fahrstreifen pro Richtung. Radfahrer bekommen von der Schillerstraße bis zur Konrad-Adenauer-Allee einen abgetrennten Radfahrstreifen, so dass eine „Protected Bike Lane“ (geschützter Radstreifen) entsteht. Der Vorteil dieser Lösung sei zudem, dass der Baumbestand im Mittelstreifen erhalten bleiben könne. Auch an Bushaltestellen und den drei großen Kreuzungen (Erlenstraße/ Bülser Straße sowie Krusenkamp und Konrad-Adenauer-Allee) seien, anders als bei anderen möglichen Varianten, nur geringe Umbauten und Ummarkierungen nötig. So sei ein zügiger und kosteneffizienter Umbau möglich.

Stadtbaurat Volker Kreuzer sagte ob der Diskussion um die Buersche Straße im Planungsausschuss in Gladbeck: „Eine einfache Lösung werden wir nicht finden, irgendeinen Tod stirbt man“.
Stadtbaurat Volker Kreuzer sagte ob der Diskussion um die Buersche Straße im Planungsausschuss in Gladbeck: „Eine einfache Lösung werden wir nicht finden, irgendeinen Tod stirbt man“. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die von der Verwaltung empfohlene Lösung, bei der allerdings die kostenlosen Parkplätze auf der Brücke Buersche Straße wegfallen würden, kam vor allem bei den Vertretern von FDP und CDU nicht gut an. „130 kostenlose Parkplätze werden ersatzlos gestrichen. Das ist gefährlich für den Wirtschaftsbereich Innenstadt“, so Christine Dohmann (FDP). In die gleiche Kerbe schlug auch die CDU. „Hat sich mal jemand Gedanken um die Geringverdiener gemacht, die auf die kostenlosen Parkplätze angewiesen sind?“, fragte CDU-Ratsherr Dietmar Drosdzol. Fußgänger und Radfahrer sollten zwar gleichberechtigt werden, „aber nicht auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer“. Die Kosten in den umliegenden Parkhäusern, etwa monatlich 51 Euro für Dauerparker im City Center, seien viel zu hoch. Zudem sei das Parkhaus aus den 70er Jahren und für die heutigen Autos teilweise viel zu eng.

Stadtbaurat Kreuzer ließ diese Argumente nicht gelten. „Das sind keine Sozialparkplätze. Wer morgens als erstes kommt, parkt zuerst.“ Das könne die Arzthelferin, aber auch der Arzt sein. Und auch viele Rathaus-Mitarbeiter würden dort gerne ihr Auto abstellen. „Und wem es wirklich schlecht geht, der hat kein Auto. Erst recht keinen SUV, mit dem er im City Center-Parkhaus anecken könnte.“ Kostenlose Parkmöglichkeiten in Nähe der Innenstadt gebe es zudem auch, etwa auf dem Festplatz an der Horster Straße. Ihm sei bewusst, dass es ein schwieriges Thema sei, aber: „Eine einfache Lösung werden wir nicht finden, irgendeinen Tod stirbt man“, so Kreuzer.

FDP-Ratsherrin: „Der Mittelstreifen ist doch nur ein Hundeklo“

SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind hegte starke Zweifel, „wenn die CDU die soziale Keule schwingt.“ Fortschritt bedeute Veränderung, und einen Anspruch auf kostenloses Parken gebe es nicht. Gleichberechtigung bedeute hier, den Radverkehr aufzuwerten. Die vorgeschlagene Variante sei die am wenigsten schlechte Lösung. Dohmann sah in diesem Vorschlag hingegen den Radverkehr bevorzugt.

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Und: Den Grünstreifen in der Mitte in seiner jetzigen Breite zu erhalten, hielt die FDP-Ratsherrin für nicht erforderlich. „Der ist doch eh ein Hundeklo.“ Doch weiter zusätzliche Flächen zu versiegeln, kommt für die Verwaltung nicht in Frage: „Der Grünstreifen ist für die Vegetation wichtig. Wir wollen Bereiche haben, in denen die Bäume wurzeln können“, so Ingenieuramtsleiter Frank Restemeyer. CDU und FDP favorisierten hingegen eine Lösung, in der der Mittelstreifen in die Planung eingebunden wird.

Die Politik beauftragte die Verwaltung schließlich mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linke, die Pläne für den Umbau der Buerschen Straße mit der weiteren Richtungstrennung sowie einem Schutzstreifen für Radfahrer weiter auszuarbeiten, und zusätzlich eine Lösung für die wegfallenden Parkplätze auf der Brücke zu finden. Die erneuten Pläne sollen dem Ausschuss in seiner nächsten Sitzung im November vorgestellt werden.