Gladbeck. Zum Glück gibt es in Gladbeck keine Talbrücke Rahmede. Kleinere marode Brücken aber durchaus. Bei diesen Bauwerken sieht’s besonders düster aus.

Knapp 6000 Brücken in Deutschland sind marode. Ein monumentales Beispiele dafür ist die Rahmede-Talbrücke, die gesprengt werden muss. Doch man muss gar nicht bis ins Sauerland schauen. Auch viele Brücken in Gladbeck sind in einem extrem schlechten Zustand, ihre Zeit eigentlich schon lange abgelaufen.

Das Ingenieuramt im Gladbecker Rathaus führt eine Liste mit den Bauwerken, die besonders marode sind und deshalb abgerissen und neu gebaut werden müssen. Nicht mehr auf dieser Liste taucht die Brücke über die Beethovenstraße im Gladbecker Stadtteil Zweckel auf. Ihr Neubau ist abgeschlossen. Das Problem also nach 18-monatiger Bauzeit und mit einem Kostenaufwand von 4,1 Millionen Euro gelöst.

Die Brücke an der Winkelstraße in Gladbeck ist über 110 Jahre alt

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Etwas weiter nach oben auf besagter Liste rückt nun der Übergang an der Winkelstraße, ebenfalls in Zweckel. Die über 110 Jahre alte Brücke weist starke Korrosionsschäden in den Hohlräumen auf. Das ist der Grund, warum sie für Autos gesperrt ist. Dem motorisierten Verkehr bleibt nur der Umweg über den Scheideweg. Lediglich Radler und Fußgänger dürfen die Brücke Winkelstraße noch nutzen. Fest steht: Saniert werden kann das Bauwerk über die Gleise der alten Zechenbahn nicht mehr. Hier muss neu gebaut werden. Die Frage ist nur, wie lange wird das derzeitige Provisorium noch andauern?

15 Versorgungsleitungen kreuzen die Brücke in Zweckel

„Das Projekt Brücke Winkelstraße wird aktuell vorbereitet“, erklärt Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus, auf Anfrage. Insbesondere Abstimmungen mit Versorgungsträgern seien aufwendig, da 15 Leitungen die Brücke kreuzen, darunter auch eine Fernwärmeleitung. In der Priorität würden zudem andere Brücken-Neubauten als wichtiger angesehen.

Die Arbeiten an der kleinen Brücke an der Burgstraße in Wittringen müssen mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. Das könnte  zusätzliche Auflagen bedeuten, so die Stadt.
Die Arbeiten an der kleinen Brücke an der Burgstraße in Wittringen müssen mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. Das könnte zusätzliche Auflagen bedeuten, so die Stadt. © FUNKE Foto Services | Lukas Claus

Vordringlich bearbeitet wird im städtischen Ingenieursamt ein neuer Übergang für die Burgstraße. Die kleine Brücke auf dem Weg zum Parkplatz am Wasserschloss Wittringen ist ebenfalls extrem marode. Lkw oder auch Wohnmobile dürfen dort schon lange nicht mehr passieren, eine Höhen-Schranke verhindert das. In Wittringen steht die kleine Brücke schon seit 1925.

CDU regt Diskussion im Ausschuss im März an

Die gerade aktuelle Diskussion über den Zustand vieler Brücken in Deutschland hat die Gladbecker CDU-Ratsfraktion dazu veranlasst, sich ebenfalls mit dem Thema zu beschäftigen. Sie hat jetzt den Antrag gestellt, einen Sachstandsbericht der Verwaltung über die Situation in Gladbeck auf die Tagesordnung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt und Klimaschutz am 17. März zu setzen.

Da der Turnus der wechselnden Haupt- und Einfachprüfungen für jedes Brückenbauwerk in der Stadt drei Jahre beträgt, halten die Christdemokraten einen Drei-Jahres-Rhythmus auch für die Berichterstattung über den Zustand der Brücken für angemessen. Zuletzt stand das Thema 2019 an.

Das Jahr ihres Baus ist allerdings gar nicht bekannt – die Stadt Gladbeck hatte sie nämlich gebraucht übernommen und an der Burgstraße aufgebaut. Schmidt: „Hier laufen Abstimmungen mit dem Denkmalschutz, womit erhebliche zusätzliche Auflagen verbunden sein könnten. Aus diesem Grund kann ein genauer Zeitpunkt für die Arbeiten noch nicht genannt werden.“

Einsturzgefahr, so Baurat Kreuzer 2019, bestehe bei keiner Brücke in Gladbeck

Einsturzgefahr, so die Versicherung von Stadtbaurat Volker Kreuzer Anfang 2019, bestehe bei keiner Brücke in Gladbeck. Bei sieben der insgesamt 43 Brückenbauwerke sei allerdings „besonderer Handlungsbedarf“ vorhanden. Neben den Problem-Brücken Winkel- und Burgstraße ist da vor allen Dingen noch die Brücke über die Bahngleise an der Bülser Straße zu nennen. Die Arbeiten an dieser Stelle, so Schmidt, haben aktuell ebenfalls höchste Priorität. Was den Neubau an dieser Stelle noch mehr verkompliziert: Hier verläuft die Hauptgüterstrecke der Bahn, alle Arbeiten müssen also genau abgestimmt werden.

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Diese Brücken sollen in den kommenden Jahren in Gladbeck neu gebaut werden: Burgstraße (steht seit 1925, ist aber älter), Lortzingstraße (1924), Voßstraße (1927), Winkelstraße (1909), Scheideweg (1909, gehört Gladbeck und Gelsenkirchen jeweils zur Hälfte), Tunnelstraße (1959) sowie die Brücke Bülser Straße, gebaut 1966. Alle Brücken in der Stadt werden regelmäßig auf ihren Zustand hin überprüft. Alle sechs Jahre steht für jedes Bauwerk eine große Hauptprüfung an, in der Zeit dazwischen finden kleinere Kontrollen statt. Vor allem die maroden Bauwerke hat die Stadt dabei ganz besonders im Blick.