Gladbeck. Dr. Hans-Ulrich Foertsch mahnt: „Masern sind keine harmlose Krankheit.“ Darum legt er Eltern in Gladbeck einen Impfschutz für Kinder ans Herz.
Dr. Hans-Ulrich Foertsch hat einige Fälle erlebt, bei denen Masern eine dramatische, sogar tödliche Entwicklung genommen haben. „Bei ungeimpften Menschen“, betont der Vorsitzende der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Verwaltungsbezirk Recklinghausen. Aufgrund seiner Erfahrungen legt der Mediziner den Menschen in Gladbeck eine Immunisierung ans Herz – dringend. Denn die Gefahr einer Masern-Erkrankung sei nicht hoch genug einzuschätzen.
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Argumente von Impfgegnern akzeptiert Foertsch nicht. Bei Aussagen wie „Masern muss der Körper aus eigener Kraft bewältigen“ bekommt er Bauchschmerzen. Erst recht, wenn er von „Masern-Parties“ hört. „Da kommen Eltern zielgerichtet mit ihren Kindern zu einem Infizierten, damit sie sich anstecken“, erzählt der Arzt. Hintergedanke sei dabei: Hat der Nachwuchs erst einmal Masern durchgestanden, ist er immun. Der Experte mahnt: „Was Eltern ganz vergessen: Diese Krankheit kann noch Jahre später schwerste Folgen haben.“ Beispielhaft nennt Foertsch eine Gehirnentzündung, Lunge und Mandeln können ebenfalls Schaden nehmen.
Als dreijähriges Kind Masern gehabt, mit 14 Jahren an den Folgen gestorben
Da die Viren, die eine Masern-Infektion auslösen, temporär das gesamte Immunsystem schwächen, haben weitere Erreger reichlich Angriffsflächen. Bronchitis und Mittelohrentzündung können folgen, bei einem von 1000 Erkrankten kommt es zu einer Gehirnentzündung. Der Arzt erzählt von einem sehr tragischen Fall: „Jemand hatte als dreijähriges Kind Masern. Die Folgen zeigten sich erst, als es 14 Jahre war. Erst saß es im Rollstuhl, dann ist es gestorben. Dieses Kind war ungeimpft.“ Er fügt hinzu: „Das sind Einzelschicksale. Aber wer will schon so ein Einzelfall sein?“
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Was sind Nebenwirkungen einer Impfung gegenüber katastrophalen Komplikationen? Foertsch sagt: „Es gibt nichts in der Medizin ohne Nebenwirkungen, sonst wäre es kein Medikament.“ Bei einer Masern-Impfung treten am häufigsten eine gerötete und geschwollene Einstichstelle sowie Kopfschmerzen auf – wie bei jeder anderen Immunisierung auch. Foertsch: „Wer sich impfen lässt, erfüllt eine Gemeinschaftsaufgabe. Und wir sind auf eine gesunde Gesellschaft angewiesen.“
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Sollten Eltern bei ihrem Kind rote Flecken, Fieber und/oder Halsschmerzen feststellen, rät Foertsch: „Unbedingt zum Arzt gehen. Der wird dann wahrscheinlich sagen: ,Kommen Sie heute Abend. Wir räumen ein Zimmer frei.’ So ansteckend sind Masern.“ Nicht ohne Grund seien Mädchen und Jungen ohne einen Impfschutz gegen Masernviren vom Kindergartenbesuch ausgeschlossen.
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Durch Immunisierungen in der Vergangenheit habe die Zahl der Erkrankungen enorm reduziert werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt einen Rückgang der Erkrankungen zwischen 1980 und 2013 um mehr als 95 Prozent. Allerdings, so Foertsch, habe sich das in vergangenen Jahren geändert. Impfskepsis und Globalisierung haben die Anzahl der Fälle wieder steigen lassen. Rund um den Globus, so die Erkenntnis der WHO, um 30 Prozent.