Gladbeck. Arbeitsagentur, Jobcenter und Kreis wollen gegen den Fachkräftemangel in der Region vorgehen. Das ist an Maßnahmen auch für Gladbeck geplant.
„Der Fachkräftemangel ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit“: Mit diesen Worten beginnt eine Vereinbarung, die jetzt Dominik Schad (Leiter des Jobcenters Kreis Recklinghausen), Peter Haumann (Leiter Planung und Wirtschaft des Kreises) und Frank Benölken (Chef der Agentur für Arbeit) auf dem Gelände der stillgelegten Zeche Ewald in Herten unterschrieben haben. Sie wollen ein Konzept entwickeln, um dem Fachkräftemangel zu begegnen – „und zwar zusammen mit Kammern, Gewerkschaften oder insbesondere auch den Unternehmen“, so Schad.
Alle seien eingeladen, sich zu vernetzen und mitzumachen. Klappe das nicht, nehme der Mangel an Fachkräften und der Anteil gering qualifizierter Arbeitskräfte stattdessen zu, verlöre die Region ihre Attraktivität. Folge: Gut ausgebildete Leute, die bereits hier seien, wanderten ab – und verstärkten den sowieso schon problematischen demografischen Trend.
Die Region für auswärtige Fachkräfte interessant machen
Dieses „Extrem-Szenario“ wird in dem 24 Seiten starken Magazin „Fachkräfteentwicklung – Aktivitäten im Kreis Recklinghausen“ geschildert – und soll verhindert werden. Das Ziel ist vielmehr das Gegenteil: Eine Region, die es schafft, auswärtige Fachkräfte anzulocken. Um das zu erreichen, müssten alle Beschäftigungspotenziale ausgeschöpft werden, betont Benölken. Als Handlungsoptionen werden in dem Magazin beispielsweise ausgemacht: Schul-, Ausbildungs- und Studienabbrüche reduzieren, die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Menschen über 55 erhöhen, die Aus- und Weiterbildung vorantreiben sowie die Einwanderung von Fachkräften steuern.
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Und auch ein „Gedankenspiel“ ist dort zu finden: „Ein Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien im Vest“, so Haumann. Dieses könnte „als Fachkräfteschmiede für erneuerbare Energien mit dem Fokus auf Wasserstoff Aushängeschild für die Region sein und an einem Berufskolleg angesiedelt werden“, heißt es im Magazin. Möglicher Standort: das Berufskolleg Ostvest in Datteln.
Ideen entwickeln gemeinsam mit Politik, Gewerkschaft und Unternehmen
Schad, Haumann und Benölken haben in der kommenden Woche bereits ihre ersten Termine, um mit Politikern, Gewerkschaftern und Unternehmen weitere Ideen für die Fachkräfteentwicklung zu sammeln. „Es ist einfach wichtig, dass wir uns alle gemeinsam um das Thema kümmern“, so Schad. „Es geht nur zusammen“, betont auch Haumann. Zumal es auch beim Werben um externe Mittel sehr hilfreich sei, „wenn sich alle bereits abgestimmt haben und man die regionale Karte spielen kann.“
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Neben dem Fachkräftemängel gibt es weitere Probleme, die viele Branchen betreffen: Massive Kostensteigerungen bei Material und Energie fordern die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster außergewöhnlich heraus. So fasst die Handwerkskammer (HWK) Münster die Ergebnisse ihrer Umfrage zusammen, an der 792 Unternehmen aus der Emscher-Lippe-Region und dem Münsterland teilgenommen haben.
Die steigenden Energiepreise belasten so gut wie alle Branchen
Die Teuerung des Materials ist für die befragten Betriebe demnach das größte Problem. 98 Prozent merken die Auswirkungen – 72 Prozent der Betroffenen stark und 23 Prozent mittel. Am herausforderndsten ist der Einkauf von Roh- und Werkstoffen in den Bau- und Nahrungsmittelgewerben. Die Energiepreise sind für 97 Prozent belastend, für 67 Prozent sogar stark, für 24 Prozent mittel. Den Fachkräftemangel spüren 92 Prozent der Befragten. Stark beeinträchtigt sehen sich 64 Prozent. Das sind 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Engpass ist in allen Branchen deutlich.