Gladbeck/ Bottrop. Die neue Trasse westlich der B224 wurde geflutet. Die renaturierte Boye fließt jetzt auf einer Länge von einem Kilometer über Gladbecker Gebiet.

Es war kein vornehm silberheller Fanfarenklang, sondern ein vergleichsweise eher hemdsärmelig laut lärmendes Tuten, das Mittwochmittag den offiziellen Abschluss des Millionenprojektes der Emschergenossenschaft am Pelkumer Feld verkündete: die erfolgreiche Verlegung der Boye über einen Kilometer von Bottroper auf Gladbecker Stadtgebiet. Hemdsärmelig passt auch besser zu den mächtigen Erdbewegungen von 95.000 Tonnen, denn die einstige, schnurgerade verlaufende und müffelnde Köttelbecke kriegt jetzt im neuen Bett auch optisch die Kurve. Vom Schmutzwasser befreit, mäandert der renaturierte Grenzfluss fortan sauber und gesäumt von Schilfbewuchs durch die Landschaft. Das laute Tara war zugleich Signal für den wartenden Baggerfahrer, zwei große Sandsäcke anzuheben, um dem Wasser den Weg ins neue Flussbett frei zu machen.

Gaben das Startsignal für die Flutung des neuen Boye-Flussbettes (v.l.): Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland, Emschergenossenschaftschef Uli Paetzel, Bottrops OB Bernd Tischler und der Technische Vorstand der Emschergenossenschaft Emanuel Grün.
Gaben das Startsignal für die Flutung des neuen Boye-Flussbettes (v.l.): Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland, Emschergenossenschaftschef Uli Paetzel, Bottrops OB Bernd Tischler und der Technische Vorstand der Emschergenossenschaft Emanuel Grün. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Die Druckluft kräftig durchs Horn gejagt hatten mit sichtbarer Freude Ulrich Roland und Bernd Tischler. Als Gladbecker Bürger- beziehungsweise Bottroper Oberbürgermeister sind sie die Hausherren des durch ihre Hoheitsgebiete fließenden Flusses. Sie wurden lautstark unterstützt von Uli Paetzel und Emanuel Grün, Vorstandsvorsitzender sowie Technischer Leiter der Emschergenossenschaft als verantwortlichem Bauherren. „Rund drei Millionen Euro haben wir alleine in diesen Abschnitt investiert“, informierte Grün, für die gesamte Umgestaltung des Laufs des 13,8 Kilometer langen Nebenflusses der Emscher seien bis 2022 rund 148 Millionen Euro veranschlagt. Wichtig sei dabei auch der Umweltschutz: „Die Ökologie bekommt neue Räume, wo sie sich ausbreiten kann.“

Umfangreiches weiteres Engagement der Emschergenossenschaft

Er habe kein Problem damit, „dass die Boye jetzt einen Kilometer über Gladbecker Gebiet fließt“, flachste Bernd Tischler, „denn wir wissen ja, sie kehrt auf Bottroper Stadtgebiet zurück.“ Der Bottroper OB lobte auch das umfangreiche weitere Engagement der Emschergenossenschaft in Bottrop wie den Umbau der Emscherinsel und dem großen Klärwerk-Projekt mit europaweit beachteter Veredelung von Faul- zu Bio-Erdgas. Dieses trage dazu bei, die CO2-Einsparungsziele als InnovationCity-Modellkommune zu erreichen.

Der neue Verlauf der Boye über Gladbecker Stadtgebiet.
Der neue Verlauf der Boye über Gladbecker Stadtgebiet. © funkegrafik nrw | Miriam Fischer

In Sachen ,Flussraub’ konterte Ulrich Roland humorig, dass beim Grenzübertritt und Transitverkehr der Boye-Fische über Gladbecker Gebiet „keine Passkontrolle“ erfolgen werde. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass Gladbeck aber schon zuvor mit der Boye stets stark verbunden gewesen sei, „da ja von unserem Stadtgebiet Hahnenbach, Haarbach, Nattbach und Wittringer Mühlenbach das Gewässer speisen“. Er dankte der Emschergenossenschaft für die umfassenden Investitionen, die bereits in die Renaturierung dieser vier Bäche geflossen sind.

Auch 200 Kilometer neue Radwege sind entstanden

Emschergenossenschaft-Vorstandsvorsitzender Uli Paetzel bekräftigte den engen Schulterschluss mit den beteiligten Kommunen, mit deren Unterstützung das Generationengroßprojekt Emscher-Umbau über prognostizierte 30 Jahre umgesetzt werde. „Dabei sind bis jetzt schon auf einer Länge von 300 Kilometern renaturierte Gewässer und zudem 200 Kilometer Radwege entstanden.“ Die Renaturierungen seien auch konkrete Maßnahmen, um den Klimawandel zu unterstützen, da in den neuen Auenlandschaften Kohlenstoffdioxid gebunden werde, die Gewässerfläche für Abkühlung bei Hitze sorge und sich dort auch geschützte Tierarten ausbreiten könnten. In aller Ruhe, denn laute Signalhörner wird man hier künftig wohl nicht mehr hören.