Gladbeck. . Viele Fließgewässer wurden einst zu Köttelbecken degradiert. Seit ihrer Renaturierung fließen sie wieder im natürlichen Bachbett.

  • Viele Fließgewässer wurden einst begradigt und zu Köttelbecken degradiert
  • Seit ihrer Renaturierung fließen sie wieder im natürlichen Bachbett durch die Stadt
  • Michael Korn vom NABU kennt sich mit dem Gladbecker Bachsystem aus

Ob das wohl jemand auf Anhieb geschätzt hätte? Imposante 43 Kilometer lang ist das Bachsystem im Stadtgebiet. Bei vielen der Fließgewässer sind in den vergangenen Jahren Anstrengungen unternommen worden, um die Sünden der Vergangenheit, so weit möglich, rückgängig zu machen. Einst begradigte und zur müffelnden „Köttelbecke“ degradierte Bäche wie Haarbach, Nattbach und Wittringer Mühlenbach wurden renaturiert. Jetzt gluckert wieder sauberes Wasser durchs Bachbett und lädt dort, wo die Läufe Straßen und Wege kreuzen oder begleiten, zum Betrachten und Verweilen ein.

Der Brabecker Mühlenbach.
Der Brabecker Mühlenbach. © Korn

Michael Korn von der örtlichen NABU-Gruppe hat sich intensiv mit dem Bachsystem beschäftigt, das über die Emscher als Gewässer zweiter Ordnung und die Boy als Grenzbach im Südwesten des Stadtgebietes, ein Gewässer dritter Ordnung, zum Fluss-System des Rheins gehört. Fast alle Bäche entwässern zur Boye hin, eine Ausnahme bildet Becks Mühlenbach im Stadtnorden, der mit der Breiker Becke zur Lippe hin entwässert.

Der Becksche Mühlenbach in Zweckel muss auch besonders erwähnt werden, ist er (weniger bekannt) doch das aus naturkundlicher Sicht naturnaheste erhaltene Fließgewässer in der Stadt.

Lebensader der Landschaft

Trotz Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bergbau konnte er seinen Charakter als Lebensader der Landschaft behalten. Er verfügt noch über eine Weichholzaue, die auch als Erlenbruchwald bezeichnet wird. Auch Sumpfdotterblume, Lerchensporn, Waldprimel, Milzkraut, bitteres Schaumkraut und andere Pflanzen blühen hier. Der wenig achtsame Umgang mit den Bachläufen betraf in der Vergangenheit auch die Keimzellen der Bäche, die Quellen. Waren sie früher kultische Orte, so sind sie als meist sumpfige Austrittsstellen des Grundwassers häufig zugeschüttet worden und oft versiegt. Als Folge werden einige Bachläufe, wie der Hahnenbach, nicht mehr andauernd durch Quellwasser gespeist und führen so nur zeitweise Wasser, das bei Regenfällen über den umgebenden Boden ins Bachbett abläuft. Der Hahnenbach ist nichtsdestotrotz ein neues beliebtes Ausflugziel, seit mit der Emschergenossenschaft bei der Renaturierung ein Teich angelegt wurde, der als Blaues Klassenzimmer mit kleinem Amphitheater zur Erkundung des Lebensraums Wasser lockt.

Der Wittringer Mühlenbach fließt wieder in seinem natürlichen Bett.
Der Wittringer Mühlenbach fließt wieder in seinem natürlichen Bett. © Korn

Zu guter letzt soll ein Gewässer nicht unerwähnt bleiben, das der Stadt ihren Namen gab: die Gladebecke. Ein Bach, der im Park am heutigen Vinzenzheim entsprang und bis zur Bergbauära durch die Dorfmitte entlang St. Lamberti plätscherte. Reste des einst hell glitzernden Bachs (glad = hell, glänzend, klar; Beck = bach), sind komplett verrohrt und nicht mehr sichtbar. An Gladbecks Namensgeber erinnert aber der künstliche Planschbachlauf, der sich die Lambertistraße entlang schlängelt.