Gladbeck. Die Landwirte fahren trotz der Hitzephasen eine durchschnittliche Getreideernte ein – vor allem Gerste. Warum immer weniger Roggen angebaut wird.
Die Landwirte in Gladbeck stehen vor dem Abschluss der Getreideernte – Hitze und Dürre setzten dem Korn vor allem in den letzten Wochen vor dem Dreschen zu. In diesen Tagen werden Roggen und Weizen von den Äckern geholt – so wie es am Montag Landwirt Hermann Hegemann von seinem Roggenfeld hinter der Kleingartenanlage Allinghof tat. Die wichtigere Gerste wurde bereits bis Anfang Juli geerntet. Insgesamt fahren die Landwirte eine durchschnittliche Ernte ein.
So auch beim Roggen in Gladbeck-Ost: 2,5 Hektar groß ist das Feld an der Stadtgrenze zu Buer-Bülse, eineinhalb Stunden braucht der Mähdrescher, den Hegemann bei einem Lohnunternehmer geordert hatte, um das Getreide – komplett Futtergetreide – zu dreschen. Der Landwirt mit seinem Traditionsbetrieb an der Bülser Straße – einer von drei verbliebenen Vollerwerbshöfen in der Stadt – erwartet trotz der nicht optimalen Wetterbedingungen eine durchaus noch mittelprächtige Ernte. Zwischen sieben und neun Tonnen Roggen könnten es am Ende werden, auch die Qualität des Korns stimme einigermaßen. Direkt vom Feld wird das Korn zum Kraftmittelfutterwerk nach Dorsten gebracht.
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Klimawandel: Die Gladbecker Landwirte bauen immer weniger Weizen und Roggen an
Landwirt Hermann Hegemann baut als einziger der drei hauptberuflichen Landwirte in Gladbeck überhaupt noch Roggen an – aber das auf der durchaus überschaubaren Fläche von nur 2,5 Hektar. Zum Vergleich: Gerste, die auch komplett zur Viehfütterung angebaut wird, holte Hegemann von 17 Hektar Grund ein. Weizen und Triticale spielen in diesem Jahr bei ihm – aber auch bei seinen hauptberuflichen Kollegen – keine Rolle mehr.
Der Grund: Weizen, Triticale und auch Roggen sind, so Bernd Im Winkel, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins, anspruchsvollere, empfindliche Getreidesorten. Wassermangel und hohe Temperaturen setzen ihnen zu, bei Schwüle würde der Weizen obendrein schnell Keimlinge treiben. Entsprechend niedrig fallen dann die Erträge aus. Im Winkel hat sich daher inzwischen komplett auf die anspruchslosere Gerste konzentriert, die auch noch früher geerntet wird. „Das ist durchaus eine bewusste Reaktion auf die Klimaveränderung“, so der Rentforter Landwirt.
Mit der Gerste-Ernte Anfang Juli waren die Bauern in Gladbeck zufrieden
Mit der Gerste-Ernte war Im Winkel zufrieden. „Sie stand wegen des heißen Sommerwetters diesmal zwei Wochen früher an, aber der Ertrag war noch ordentlich – normaler Durchschnitt“, freut sich der Bauer. Auch sein Kollege Michael Overgünne, dritter im Bunde der Vollerwerbsbetriebe mit seinem Hof an der Konrad-Adenauer-Allee, ist ganz zufrieden mit der bisherigen Feldausbeute. Allerdings wächst in diesem Jahr auf seinen Flächen in Gladbeck nur Mais, kein Getreide. Das wuchs nur auf seinen Flächen in Kirchhellen.
Sorgen bereitet den Landwirten die Preisentwicklung. Im Winkel, der ansonsten seine Erträge verkauft und im Winter Futter ordert, hat in diesem Jahr aus Befürchtung vor explodierenden Preisen als Folge der aufgewühlten Weltmarktlage zwei Drittel seiner Erträge auf seinem Hof eingelagert. „Ich habe Sorge, dass wir im Winter sonst nicht ans Futter für unsere Kühe kommen.“
Was die Milchproduktion anbelangt, gibt es zur Zeit eine gute Nachricht für die drei milchproduzierenden Betriebe: Der Milchpreis steht bei knapp 50 Cent. „Damit können wir augenblicklich zufrieden sein und durchaus kostendeckend arbeiten“, so Bernd Im Winkel. Allerdings, gibt sein Kollege Hermann Hegemann zu bedenken, seien die Düngemittelpreise um das Vier-bis Fünffache gestiegen – und auch Diesel für den bäuerlichen Fahrzeugpark ist deutlich teurer als vor Jahresfrist.
Der Mais steht gut auf den Feldern
Der Mais steht derzeit noch überraschend gut auf den Gladbecker Felder. Inzwischen hat die Kolbenbildung begonnen. Auch diese Ackerfrucht wird komplett zu Futterzwecken von den örtlichen Landwirten angebaut. Landwirt Bernd Im Winkel befürchtet aber, dass der Mais bei anhaltender Trockenheit und Hitze leiden könnte. „Der Mais bietet mit seinen großen Blättern eine große Angriffsfläche für die Sonne“, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Lokalvereins. Bei zu starker und anhaltender Sonneneinstrahlung und gleichzeitigem Wassermangel drehen sich zum Schutz der Pflanze automatisch die Blätter ein, später werden sie gelb und trocken.