Gladbeck. Die Stadt Gladbeck kann immer seltener zügig offene Stellen in der Verwaltung besetzen. Der Fachkräftemangel hat inzwischen Auswirkungen.
Die Stadtverwaltung Gladbeck steht vor wachsenden Personalproblemen. „Es wird immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden und zeitnah Stellen zu besetzen, vor allem im technischen und im Kita-Bereich sowie bei der Feuerwehr“, berichtet Berthold Barheier, Leiter der Personalamtes bei der Stadt, im Gespräch mit der WAZ. Gleichzeitig lasse die Nachfrage nach Jobs bei der Stadt nach und die Zahl der Bewerber sinke. Die Stadt bekomme immer deutlicher den Fachkräftemangel zu spüren, so Barheier.
„Die Situation spitzt sich dramatisch zu“, zeigte sich Bürgermeisterin Bettina Weist bereits im Frühjahr alarmiert, und auch jüngst warnte sie, dass sich der Fachkräftemangel in der Verwaltung negativ auswirken werde. Man habe jetzt schon große Probleme, die Leistungsfähigkeit der Stadt zu erhalten. Im vergangenen Jahr habe die Stadt 1,2 Millionen Euro an Gehältern eingespart – nicht, weil Stellen gekürzt worden seien, sondern weil sie wegen eines Bewerbermangels später oder gar nicht besetzt wurden. Dadurch fehle in den Ämter Personal, Arbeiten und Projekte könnten nicht zeitnah umgesetzt werden, so Bettina Weist. Außerdem gerate das vorhandene Personal in eine Überbelastung.
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35 Stellen sind in der Stadtverwaltung im Sommer 2022 unbesetzt
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All das kann Personalamtsleiter Barheier mit Zahlen untermauern: Derzeit sind in der Verwaltung 35 Stellen unbesetzt, die Besetzung einer Amtsleiterstelle dauerte zuletzt eineinhalb Jahre. Oft müssten Stellen zweimal oder mehrfach ausgeschrieben werden. Gleichzeitig sind 117.000 Überstunden aufgelaufen (Stand Ende 2021), davon 40.000 allein bei der Feuerwehr. Seit 2017 wachse dieser Berg an, so Barheier.
Die Beamten, die 25 Prozent der 1400-köpfigen Belegschaft ausmachen (200 davon beim ZBG), haben einen Anteil von 65 Prozent an den Überstunden (fast 76.000). Das rühre daher, so der Amtsleiter, weil die Feuerwehrleute, bei denen viele Überstunden entstehen, in der Regel Beamte seien. Die Angestellten, die 75 Prozent der Belegschaft ausmachen, produzierten dagegen nur 35 Prozent der Überstunden (gut 40.000).
Der Krankenstand bei der Stadt sei zwar, so der Personalamtschef, seit Jahren rückläufig und lag Ende 2020 bei 7,7 Prozent (2010: 8,9 Prozent), doch extrem gestiegen seien die Krankmeldungen bei den Beamten: von 6,29 Prozent im Jahr 2010 auf 9,45 Prozent im Jahr 2020. Insbesondere die Zahl der Langzeitkranken habe sich erhöht. Länger als 40 Tage krank seien 4 Prozent der städtischen Belegschaft.
Personalamtsleiter Barheier: Lücken immer schwieriger zu schließen
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Barheier verwies im WAZ-Gespräch darauf, dass die Stadt Gladbeck seit 2012 erheblich das Personal aufgestockt habe, vor allem seit 2017. Etwa 250 Stellen seien dazu gekommen. Die meisten (90) im Kiga-Bereich, 84 im Jobcenter (das einst zum Kreis gehörte), 38 bei der Feuerwehr und 14 in den sozialen Diensten. Anlass waren Aufgabenzuwächse und gestiegene, gesetzliche Anforderungen. Barheier: „Eigentlich betrug das Plus sogar 320, aber 70 Stellen mussten im Zuge des Haushaltssicherungskonzeptes (Einsparung 23 Millionen Euro) abgebaut werden.
Barheier befürchtet eine Verschärfung der Lage in den kommenden Jahren durch eine hohe Zahl von Ruheständlern, aber auch durch eine wachsende Fluktuation. Im vergangenen Jahr seien 59 Mitarbeiter ausgeschieden (2018: 46), in diesem Jahr waren es bis Mai schon 16. In den Ruhestand gehen in diesem Jahr 12 Mitarbeiter – Tendenz steigend: Bis 2025 gehen weitere 81 Stadtbeschäftigte in Rente oder Pension. Barheier: „Die Lücken zu schließen, wird im schwieriger.“
Jüngere Belegschaft
Die Stadtverwaltung ist in den vergangenen Jahren jünger geworden: Das Durchschnittsalter der Beschäftigten betrug 46 Jahre (2011: 47,8). Frauen stellen zu 60 Prozent die Belegschaft. Die Zahl der Menschen mit Behinderungen macht 7,23 Prozent des Personals aus und liegt damit deutlich über der geforderten Quote von 5 Prozent.Menschen aus über 40 Berufen gibt es beim Stadtpersonal. In fast allen wird ausgebildet. In diesem Jahr wurden 50 Azubi-Stellen angeboten – und alle konnten besetzt werden. Bis 2025 ist gesichert, das jährlich 43 weitere angeboten werden, auch weil die Feuerwehr dringenden Bedarf hat.