Gladbeck. In der Stadtmitte von Gladbeck sollte das Viktoria-Quartier entstehen. Darum stellen Stadt, Sparkasse und GWG die Pläne nun aber vorerst zurück.
Die Pläne für die Entwicklung des „Viktoria-Quartiers“ in der Stadtmitte liegen auf Eis. Geplant war eine große städtebauliche Umgestaltung zwischen Rathaus, Sparkasse und Kulturzentrum – mit Abriss des Sparkassenturms. Doch Stadtverwaltung, Stadtsparkasse und Gladbecker Wohnungsgesellschaft (GWG) haben sich jetzt dazu entschieden, das Projekt zunächst ruhen zu lassen. Das sind die Gründe – und so geht es nun weiter.
„Es ist die einhellige Meinung, dass wir in der aktuellen Situation bei der derzeitigen Baukostenentwicklung nicht sicher planen können“, so Marcus Steiner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gladbeck. Die Sparkasse wolle kein Risiko eingehen, wenn die Kosten derzeit „ins Unermessliche gehen“. Zur Finanzierung des Projektes hätten GWG und Sparkasse eine gemeinsame Gesellschaft gründen sollen. Die Finanzierung wäre demnach überwiegend privatwirtschaftlich durch städtische Töchter erfolgt.
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An den Plänen des Viktoria-Quartiers in Gladbeck soll grundsätzlich festgehalten werden
Bürgermeisterin und Sparkassen-Verwaltungsratsvorsitzende Bettina Weist betont aber, grundsätzlich an dem Projekt festhalten zu wollen. „Wir haben dort eine Fläche, die eine große Chance für die Stadtentwicklung bietet. Die Möglichkeit zur Umgestaltung behalten wir deshalb natürlich im Auge.“
Im März 2020 stellte die Verwaltung erste Überlegungen zum Viktoria-Quartier vor. Anlass für das Projekt war der dringende Sanierungsbedarf des Sparkassenturms und der angrenzenden Tiefgarage. Angedacht war eine komplette Umgestaltung des gesamten Geländes mit etwa 7500 Quadratmetern vermietbarer Fläche. Aber: „Je höher die Baukosten sind, desto mehr Miete müssten wir erzielen, damit es ein sinnvolles Invest ist“, so Marcus Steiner.
Es gebe die Sorge, dass ein Komplex entsteht, bei dem die Hälfte der Fläche nicht vermietet werden kann, da niemand bereit ist, so hohe Mieten zu zahlen. Das Vermietungsrisiko sei aus Sicht der Sparkasse zu hoch. Zudem seien viele Büroflächen vorgesehen gewesen, die aufgrund der Veränderungen in der Arbeitswelt wegen der Corona-Pandemie wohl auch nicht mehr in diesem Ausmaß benötigt würden. „Das sind uns einfach zu viele Unsicherheitsfaktoren“, sagt Steiner. In zwei bis drei Jahren solle die Situation noch einmal neu beurteilt werden. „Das hängt auch davon ab, wie sich die Rohstoffpreise bis dahin entwickeln werden.“
Stadtbaurat befürchtet Schwierigkeiten für weitere Projekte
Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer befürchtet, dass aufgrund des Ukraine-Kriegs, Materialknappheit und starker Verteuerung, der Start von mehreren Projekten im Moment schwierig ist. Konkret seien ihm aber keine Projekte bekannt, die nun auf der Kippe stehen.
„Alles hat jahrelangen Vorlauf, es könnte also sein, dass irgendwann eine Lücke entsteht, wenn Projekte jetzt nicht angegangen werden können“, so der Baurat.
Die Kundenhalle der Sparkasse in Gladbeck soll nun aufgestockt werden
Doch die Problematik des sanierungsbedürftigen Sparkassenturms, dessen ganzen Platz die Bank ohnehin nicht mehr benötigt, bleibt. Am Abriss des markanten Turms soll daher festgehalten werden. Daher soll nun ein Konzept erstellt werden, wonach die Kundenhalle der Sparkasse um eine Etage aufgestockt werden soll, um dort Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Arbeitsplatz zu bieten, wenn der Turm freigezogen wird. „Wir planen so, dass die Option Viktoria-Quartier weiterhin bestehen bleibt“, betont der Sparkassen-Chef.
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Der Abriss des Sparkassenturms ist Voraussetzung für die Entstehung des Quartiers, „damit das Baufeld frei wird“, sagt Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer. Wenn das Projekt nach dem jetzigen Moratorium wieder aufs Tapet komme, sei das auch eine Chance, inhaltlich noch mal nachzusteuern. „Vielleicht müssen wir die Idee des Viktoria-Quartiers noch einmal neu denken, unter anderem auch das Thema Wohnen einbeziehen.“ Das war bei der Vorstellung des Projekts vor zwei Jahren noch ausgeklammert worden.
Das Viktoria-Quartier soll zwischen Kulturzentrum und Rathaus entstehen, Namensgeber ist die Viktoriastraße, die bis in die frühen 1960er Jahre – parallel zur heutigen Friedrich-Ebert-Straße – die Bottroper Straße mit der Friedrichstraße entlang des Alten Rathauses verband.