Gladbeck. Politik und Verwaltung diskutierten den Einsatz von Wasserstoff-Fahrzeugen in Gladbeck. Welche Chance hat die neue Technologie im Alltag?
Auf dem Weg zu diversen erneuerbaren Energie-Möglichkeiten kreisen die Vorschläge vor allem um die Nutzung von Wind und Sonne. Die Ratsfraktion Soziales Bündnis ABI-BIG-DKP brachte jetzt das Thema „Wasserstoff“ aufs Tapet. Welche Chancen sehen Fachleute für einen Einsatz dieser Technologie in Gladbeck?
Udo Flach als Antragsteller vertrat die Auffassung: „In Anbetracht der aktuellen Lage in der Welt und der damit verbundenen Unsicherheit in der Energieversorgung meinen wir, dass es höchste Zeit ist, das Thema Wasserstoff mit höchster Priorität zu behandeln.“ Peter Breßer-Barnebeck, Chef des städtischen Amtes für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, gab Flach „grundsätzlich Recht“. Das große Aber, das sich aus Gesprächen mit möglichen Nutzern und Unternehmen ergeben habe: „Die Ergebnisse haben gezeigt, dass zurzeit praktisch kein Bedarf besteht.“ Die notwendigen Investitionen seien so hoch, „dass da keiner rangeht“.
In Gladbeck sind keine zehn Autos mit Wasserstoff-Betrieb zugelassen
In Gladbeck seien aktuell weniger als zehn Wasserstoff-Fahrzeuge zugelassen. Breßer-Barnebeck wies darauf hin, dass es „extrem schwierig“ sei, eine entsprechende Tankstelle zu finden – und kam zu dem Schluss: „Wir sehen keine kurzfristige Realisierungsmöglichkeit.“
Lesen Sie auch:
- Pandemie.Corona: Inzidenz in Gladbeck steigt auf Wert von fast 400
- Preiserhöhungen.Schuldnerberatung Gladbeck: „Es wird was auf uns zukommen“
- Frauenberatungsstelle. Gewalt: Projekt in Gladbeck soll Jugendliche sensibilisieren
- Wetter. Sommer-Hitze: So kühlen sich Gladbecker am Wochenende ab
Schützenhilfe bekam er – ausgerechnet – von der Grünen-Seite. Bernd Borgwerth führte, für manches Mitglied im Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss vielleicht überraschend, Kenntnisse zur Wasserstoff-Nutzung aus. Was durch die Pipeline fließe, bringe „für Fahrzeuge keinen Nutzen, denn dafür muss der Wasserstoff möglichst rein sein“. Einmal ganz davon abgesehen, „dass Wasserstoff fürs Klima schlimmer ist als CO2“.
Ohnehin gebe der Automobilmarkt nur ganz wenige Modelle für den Privatgebrauch her, eventuell könne der Mirai (Toyota) eine Option darstellen. „Von Mercedes sind Wasserstoff-Autos nur für Flottenverbände freigegeben“, so Borgwerth. Er kam zu dem Schluss: „Wasserstoff-Fahrzeuge sind nur etwas für einen ganz kleinen Nischenmarkt. Es werden viel zu kostenintensive Lösungen benötigt.“
Flach hielt dagegen: „Es gibt mehrere Wasserstoff-Autos. Es sind ja auch schon Wasserstoff-Busse unterwegs.“ Er gestand ein: „Vielleicht lässt sich da kurzfristig nichts machen, aber wir sollten das Thema langfristig betrachten.“
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
Aus der städtischen Umweltabteilung hieß es: „Diese Technologie wird sich im Pkw-Bereich tatsächlich nicht durchsetzen, nur im industriellen Bereich, vielleicht noch beim Schwerlastverkehr. Wir beobachten das Thema weiter.“ Konsens im Ausschuss: Wasserstoff ist für Pkw nicht die Antriebsart der Zukunft.