Gladbeck. . Beim Neujahrsempfang der Stadt Gladbeck wurde die SkulptRuhr“ von Susanne A. Schalz enthüllt. Stilisierter Förderturm als Identifikationsfigur.
Mit dem „Aus“ für den NRW-Steinkohlebergbau werden nach und nach die sichtbaren Relikte dieses Kapitels in der Geschichte des Landes von der Bildfläche verschwinden. Was bleibt? „In den Köpfen die Erinnerung an diese Zeit“, ist Susanne A. Schalz felsenfest überzeugt. Damit die Ära des „Schwarzen Goldes“ nicht vollends verschütt geht, setzt sie Acrylfarben und Pinsel ein – wie sollte es auch bei einer Künstlerin anders sein.
Imposanter stilisierter Förderturm
Die „SkulptRuhr“ ist das Ergebnis: ein stilisierter Förderturm – so fröhlich-knallbunt, wie ihn sich vielleicht so mancher Kumpel gewünscht hätte, um einen aufmunternden Lichtblick im schwarz-grauen Arbeitsalltag zu sehen. Ein erstes Exemplar bekamen die Gäste des städtischen Neujahrsempfangs gestern Abend zu Gesicht. Logischerweise zigfach kleiner als ein Original, aber trotzdem mit 2,20 Meter Höhe und 1,70 Meter Breite wirkmächtig. Auf die Waage bringt das Werk der Schöpferin von „Pott in Farben“ rund 60 Kilo.
Doppelbock statt eines Tieres
Ein imposantes Statement für das Ruhrgebiet. Die gebürtige Essenerin findet: „Uns fehlt hier in der Region eine Identifikationsfigur.“ Berlin hat seinen Bären, andere Städte einen Löwen oder Adler. „Bitte kein Tier“, dachte sich hingegen die Künstlerin. Aber wie wäre es mit einen Doppelbock! Schließlich tauche vor dem geistigen Auge der Menschen unweigerlich ein Förderturm auf, wenn vom Ruhrgebiet die Rede ist, stellt die Besitzerin des „Magazins“ fest.
„Zwischen der Idee für solch eine Skulptur und der Realisierung liegen zwei Jahre“, sagt die Künstlerin, die bereits etliche Buddy Bears künstlerisch veredelte. Ihre Handschrift auf dem neuem Objekt ist unverkennbar, gestaltete sie es doch in typischer Schalz-Manier. Sprich: Sie geizte nicht mit Farbe.
Fülle an Motiven und Details gemalt
Die Fülle an Motiven und Details lässt den Betrachter immer etwas Neues entdecken. Das Rathaus mit dem Stadtwappen, Schloss Wittringen, das Stadion, die städtische Musikschule – sogar in der rötlichen Originalfarbe – sowie die neue Galerie und ihr eigenes künstlerisches Refugium an der Talstraße. Zu entdecken ist auf einer Innenseite des Schenkels der Sparkassenturm, und hier glänzt ein Äpfelchen als Symbol für das Appeltatenfest. „Das Wissenschaftszentrum Wiesenbusch steht für Moderne, der Kotten Nie für etwas Altes“, so die Künstlerin.
Jeder kann eine SkulptRuhr haben
„Im Prinzip kann sich jede Stadt (im Ruhrgebiet) ihre eigene SkulpTour bemalen lassen“, sagt Susanne A. Schalz. Aber auch Unternehmen und Privatleute können die Künstlerin mit solch einem Objekt beauftragen.
Die schönsten Motive aus Gladbeck und Umgebung bringt sie aus dem Effeff aufs Papier oder auf GFK. Schalz: „Man kann mich nachts wecken, und ich male die Maschinenhalle oder Zollverein in Essen.“
Gefertigt ist die lackierte Skulptur aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), aus dem auch Segelschiffe gefertigt werden. „Für die Bemalung nehme ich hochpigmentierte Acrylfarbe“, erläutert die Künstlerin das Freiluft-taugliche Objekt. Als nächstes Exemplar plant sie eine abstrakte Version: eine wahre Farbexplosion. Klar, bei ihrem Werk gehe es um das Thema Kohle, „das dem Ruhrgebiet seinen Charakter gegeben hat“. Aber das Objekt solle auch in eine moderne, kraftvolle und inspirierende Zukunft weisen: „Jetzt nach der Kohle ist die Skulptur vielleicht irgendwann ein Zeichen für den viel beschriebenen Strukturwandel im Ruhrgebiet.“ Und wer weiß: Vielleicht ordert ja jemand aus dem Ausland ein Exemplar – dann geht der Doppelbock in die Welt . . .