Gladbeck. Frauen in Gladbeck gewähren in einer digitalen Ausstellung Einblicke in ihr privates Leben. Die Schau soll ab 8. März zu sehen sein.
Frauen-Geschichten aus dem Alltag – danach hatten Ulla Habelt, die städtische Gleichstellungsbeauftragte in Gladbeck, und Alexander Borchard, Leiter des Museums in Wittringen, gefragt. Und sie mussten nicht lange um Beiträge bitten. Mehr als 20 Gladbeckerinnen gewähren demnächst der Öffentlichkeit Einblicke in ihre persönliche Welt: in einer digitalen Ausstellung zum Internationalen Frauentag am 8. März.
In Wort und Bild erzählen die Einsenderinnen aus ihrem Leben: Ausbildung ist ein Thema, Arbeit, aber auch Freizeit. Eine bunte Palette von Fotos liegt vor Habelt und Borchard. Obwohl: Längst nicht alle sind in Farbe, so manches Schwarz-Weiß-Bild weckt da bei Alteingesessenen Erinnerungen. Wie etwa eine Ansicht derjenigen Stelle, an der heutzutage der moderne Hoch10-Komplex im Herzen Gladbecks steht. Der Museumschef erzählt: „Dort, an der Rückseite der Häuserzeile, befand sich früher der sogenannte Stielmus-Park mit Schrebergärten.“
Gladbeck im Jahre 1929: Das älteste Bild in der Ausstellung „Frauenleben“ wurde „Sÿlvester“ aufgenommen
Anno 1929: Auf dieses Jahr ist der älteste Beitrag datiert. Genauer gesagt: Sÿlvester – „mit Strichelchen wie bei einem ü über dem Ypsilon“, hebt der Museumschef hervor.
Einen gedanklichen Ausflug ins Gestern ermöglicht ebenfalls der Beitrag einer Dame aus den 1940ern, der einen Eindruck von ihrer Ausbildung zu dieser Zeit vermittelt. Abgelichtet ist die Gladbeckerin, die Hauswirtschaft gelernt hat, mit Ordensschwestern im Garten des Vinzenzheimes. Borchard weiß: „Damals musste man ja noch Schulgeld zahlen...“
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Eine weitere, chronologische Station in den Gladbecker „Frauenleben“: eine Aufnahme aus dem Jahre 1957. Zu sehen ist der Hutladen Hagemann. „Ein tolles Foto“, schwärmt Borchard, „das Geschäft gibt’s heute noch als Hagemann Moden.“ Die Tochter der Akteurin habe das Bild für die digitale Schau zur Verfügung gestellt. Der Mitinitiator der Präsentation: „Die meisten Frauen haben ihre Bilder selbst eingereicht. Aber manchmal waren es auch Töchter und Enkelinnen.“
Ein Moment des Stolzes war die bestandene Führerschein-Prüfung
Mit einer Zigarette ließ sich eine Gladbeckerin Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre nach getaner Hausarbeit fotografieren. Beliebt in dieser Zeit war die geblümte Kittelschürze. Es gibt ebenfalls ein Wiedersehen mit einem Klassiker unter den Automobilen: ein VW Käfer. Aus diesem Wagen stieg im Jahre 1962 eine Gladbeckerin aus, die gerade ihre Führerscheinprüfung bestanden hatte. Sichtlich stolz ließ die Frau diesen Augenblick mit dem Fotoapparat für die Ewigkeit festhalten. Borchard stellt fest: „Sie hat sich für diesen Anlass sehr chic gemacht.“
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Aber auch aus jüngerer Zeit erreichten das Museum und die Gleichstellungsstelle Facetten Gladbecker Frauenlebens. Bemerkenswert findet der Leiter des Museums das Foto einer Volleyball-Übungsleiterin beim TV Gladbeck aus dem Jahr 2020. Die Aufnahme muss vor den strikten Corona-Maßnahmen geschossen worden sein: „Da ging es noch mit dem Sport.“
Fast 40 Einsendungen
Alle eingereichten Fotos stammen aus Gladbeck. Die Frauen haben sie mal per Post, meistens per Email an die städtische Gleichstellungsstelle und an das Museum geschickt.
Alexander Borchard berichtet: „39 Einsendungen haben wir bekommen. Manche Frauen haben mehr als ein Bild geschickt. Und alle haben zumindest geschrieben, wann, wo und zu welcher Gelegenheit das Foto entstanden ist.“
Borchard zählt zudem auf: „Eine ganze Menge haben wir aus der Einwanderer-Community bekommen. Zu sehen sind eine Journalistin, eine Therapeutin, Jugendliche in einer Gruppe.“ Aber er will nicht zu viel verraten. Alle Beiträge werden für eine Online-Schau auf der Museumsseite zusammengestellt – und ergeben dann ein komplexes Gesamtbild vom/von Frauenleben in Gladbeck.