Gladbeck. Charlotte Klein ist Traurednerin in Gladbeck. Sie erklärt, warum sie „Energie für zwölf“ hat, aber die Anzahl ihrer Trauungen dennoch klein hält.

„Mein USP (Alleinstellungsmerkmal) ist die Farbe Gelb und die Fröhlichkeit“, sagt die freie Traurednerin Charlotte Klein, während sie über beide Ohren strahlt. Die Gladbeckerin ist Expertin darin, die Liebe zwischen zwei Menschen am Tag einer Hochzeit in Worte zu fassen. Dazu braucht es Menschenkenntnis, Tiefsinnigkeit, Leidenschaft und vor allem jede Menge Vorbereitungszeit.

Worauf es Charlotte Klein bei ihren freien Reden besonders ankommt, wie sie selbst geheiratet hat und wieso sie sich trotz ihrer „Energie für zwölf“ nicht zu viele Aufträge einholen möchte, das verrät die 37-Jährige im Interview mit der WAZ Gladbeck.

Frau Klein, wie wird man eigentlich Traurednerin?

Da gibt es viele Wege. Menschen und ihre Geschichten begeistern mich schon mein Leben lang. Jeder, der mich kennt, weiß außerdem, dass ich sehr gut reden kann. Ein eng befreundetes Paar von meinem Mann und mir hat einmal gesagt: „Wenn wir mal heiraten, musst du uns unbedingt trauen.“ Die Vorstellung fand ich toll, aber ich wollte es nicht irgendwie machen, sondern richtig lernen. So habe ich 2019 die IHK-Ausbildung zur freien Rednerin absolviert und meine Leidenschaft zum Nebenjob gemacht. Die Hochzeit meiner Freunde hat allerdings noch nicht stattgefunden. (lacht)

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Wie bereiten Sie eine Rede für eine Hochzeit vor?

Zunächst ist es mir wichtig, dass ich die Menschen, über die ich sprechen soll, ziemlich gut kennenlerne. Ich treffe mich mit ihnen zu einem Vorgespräch, das schon einmal bis zu fünf Stunden dauern kann. Unter drei Stunden kommt hier keiner raus. Am Ende fühlt es sich so an, als ob man sich seit zehn Jahren kennt. Ich erfahre teilweise Dinge über die Menschen, die sie ihren engsten Freunden noch nie erzählt haben. Ich höre mir ihre individuellen Geschichten ganz genau an und ziehe aus unserem Gespräch dann eine Metapher, auf welcher die Rede basieren soll.

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Das ist natürlich sehr aufwenig. Andere Trauredner, die das hauptberuflich machen, schlagen oftmals die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie hören, wie viel Zeit ich darin investiere. Aber für mich ist das mehr Hobby und Leidenschaft als Beruf. Ich nehme mir lieber mehr Zeit für den Einzelnen, als viele Reden schnell abzuarbeiten.

Auf was legen Sie in Ihren Hochzeitsreden besonders Wert?

Wenn ich über den Antrag und die Kennenlerngeschichte rede, ist das für die Gäste meist nichts Neues. Ich versuche vielmehr, darüber zu sprechen, was das Paar ausmacht, was seine Schwächen und Stärken sind und mit welcher Liebessprache die Menschen kommunizieren.

Jeder Mensch zeigt seine Liebe auf eine ganze andere Art und Weise – die einen mit Worten, die anderen mit Taten. Meine Aufgabe ist es unter anderem auch, herauszufinden, wie meine Kunden ihre Liebe zum Ausdruck bringen und das in meiner Rede zu integrieren. Die Hochzeitsgäste sind dann oftmals ganz überrascht, weil sie dadurch viel Neues über die Braut oder den Bräutigam erfahren. Es ist schön, dass die Reden bei einer freien Trauung so individuell sein dürfen. Ich arbeite niemals mit Textbausteinen, sondern spreche immer sehr persönlich.

Was macht die Tätigkeit als freie Rednerin für Sie so wertvoll?

Kontakt zu Charlotte Klein

Traurednerin Charlotte Klein arbeitet hauptberuflich im öffentlichen Dienst bei der Stadt Essen. Sie ist Mama von zwei Söhnen, die sechs und ein Jahr alt sind, und lebt mit ihrer Familie in Gladbeck.

Neben freien Trauungen schreibt und spricht Charlotte Klein auch für Kinderwillkommensfeste und Beerdigungen.

So unterschiedlich die jeweiligen Anlässe auch sind – bei jeder Veranstaltung geht es am Ende um die Liebe und das Innehalten.

„Das sind die Momente, in denen wir uns vor Augen führen können, wie wertvoll eine Person bzw. die Liebe zu einer Person für uns ist oder war. Bei meinen Beisetzungen erreiche ich die Menschen mit meinen Worten sogar oft noch viel mehr“, sagt Charlotte Klein.

Wer Charlotte Klein für eine Rede buchen möchte, erreicht sie unter +49 174 2127751, auf
rednerincharlotteklein.de oder per E-Mail an

Ich lerne immer neue Menschen kennen – und das auf keine oberflächliche, sondern sehr tiefe Art und Weise. Das liebe ich! Außerdem ist es eine große Ehre für mich, die Liebe zwischen zwei Menschen am Tag der Hochzeit zu präsentieren.

Nach dem Hochzeitskuss geht es dann über zu Kuchen und Sekt. Auch davon darf ich ein Teil sein; ich erfahre sehr viel Wertschätzung und Lob von Gästen und Brautpaar. Das hat für mich mehr Bedeutung als der geldliche Lohn.

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Gab es einen Hochzeitsmoment, an den Sie besonders gerne zurückdenken?

An einer Hochzeit hat der Opa die Ringe gebracht. Da haben wir alle geweint. Mit so einer Geste kann man als Hochzeitspaar jemanden richtig wertschätzen, der etwas zur Hochzeit beitragen möchte, aber kein Mensch der großen Worte ist.

Wie haben Sie selbst geheiratet?

Ich habe tatsächlich noch ganz traditionell kirchlich geheiratet. Das war im Jahr 2013, da waren freie Trauungen noch nicht so angesagt. In den vergangenen Jahren sind viele Feiertrends aus Amerika zu uns rübergeschwappt. Zum zehnjährigen Hochzeitstag wollen mein Mann und ich unser Ja-Wort mit einer Eheerneuerungszeremonie in freier Trauung auffrischen.