Gladbeck. Bald wird’s draußen wieder wärmer. Das ist die Zeit der Zecken. Gladbecker Arzt informiert über Gefahren und gibt Tipps zur Vorbeugung.

Man kann es den Wetterfröschen kaum glauben angesichts Regenschauer, Graupel und Co.: Aber in der kommenden Woche sollen die Temperaturen steigen, sogar einen Hauch von Frühsommer versprechen Wetter-Fachleute. Gerade recht zum Start in die Osterferien. Aber auch winzige, unwillkommene Tierchen werden bei warmer Witterung munter: Zecken. Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes Gladbeck, gibt Informationen, was bei einem Stich zu tun ist und wie man sich schützen kann.

„Zecken gibt es so ziemlich überall. Sie sitzen zum Beispiel im Unterholz oder hohem Gras“, sagt der Mediziner. Sind die Parasiten einmal auf den Menschen übergegangen, „wandern sie auf der Kleidung dorthin, wo es warm, nett und kuschelig ist. Das können Hautfalten oder die Poritze sein. Aber Zecken saugen sich ebenso auch an deren Stellen, wie Kopf oder Rücken, fest.“ Jenen, die es – oder besser gesagt: sie – erwischt hat, sei geraten: „Einfach rausziehen. Man sollte die Zecke möglichst weit unten fassen und nicht zermatschen.“ In der Regel, so Nagel, sei es aber auch unproblematisch, wenn vielleicht ein Teilchen der Beißwerkzeuge abreißt und in der Wunde bleibt. Es verschwindet normalerweise ohne weiteres Dazutun. Auf dem Markt sind spezielle Zeckenkarten und -zangen, um das Entfernen zu erleichtern.

Gladbecker Arzt: Nach einem Zeckenbiss können Symptome wie bei einem Insektenstich auftreten

Nach einem Zeckenbiss können Symptome wie bei einem Insektenstich auftreten, beispielsweise eine Rötung oder Schwellung. Doch der Parasit kann auch folgenschwere Erkrankungen auslösen. „In unserer Region äußerst selten ist die Übertragung eines Virus’, das eine Hirnhautentzündung verursacht“, sagt Dr. Gregor Nagel. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) trete hauptsächlich „jenseits des Weißwurst-Äquators“ auf. Risiko-Gebiete sind hierzulande unter anderem Bayern, Baden-Württemberg sowie Teile von Hessen, Thüringen und Sachsen. „Mag sein, dass sich diese Verteilung mit dem Klimawandel ändert und verschiebt“, meint der Ärztesprecher.

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Der Gladbecker empfiehlt Patienten, die gen Süden reisen, eine FSME-Impfung. „Dreimal impfen – und man hat einen Schutz für drei bis fünf Jahre“, so Nagel, Hausarzt in Butendorf.

In manchen Regionen wie Brandenburg warnen Schilder vor Zecken.
In manchen Regionen wie Brandenburg warnen Schilder vor Zecken. © dpa | Patrick Pleul

Zecken können eine weitere – jedoch bakterielle – Krankheit übertragen. Bei der borrelia burgdorferi, bekannt als Borreliose, ist kein Impfschutz verfügbar. „Das häufigste Problem ist die Wanderröte, die sich im Verlauf von sieben Tagen bis zwei Wochen girlandenförmig oder landkartenartig über den Körper ausbreitet“, berichtet Nagel. Daher die Bezeichnung „Wanderröte“. Es können unter anderem Beine und Kopf betroffen sein.

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Der Experte rät, die Zeckenbissstelle zu beobachten. Sollten sich Symptome zeigen, die über eine lokale Reaktion wie nach einem Insektenstich hinausgehen, sei der Weg in die Arztpraxis angezeigt. Verschlimmerungen mit Gelenk- und Muskelbeteiligung, zum Beispiel Schmerzen, sind auch nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren nicht auszuschließen. Chronische Komplikationen können auftreten. Nagel sagt: „Wir diagnostizieren oft nach dem Ausschlussverfahren.“ Antibiotika hätten in manchen Fällen Erfolg.

Was ist eine Zecke?

Bei der Zecke handelt es sich um einen Parasiten. Er lebt vom Blut der Wirbeltiere und des Menschen. Die Zecke hat acht Beine, ist also kein Insekt, sondern ein Spinnentier.Es hat eine Größe zwischen knapp drei und sechs mm. Nach einer Blutmahlzeit, die bis zu zehn Tage dauern kann, wächst der Parasit auf ein Vielfaches seiner Ursprungsgröße an – innerhalb eines Tages bereits auf das Doppelte.Im Internet informiert eine Karte des Robert-Koch-Instituts über Haupt-Risikogebiete für eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): www.rki.de/fsme-karte

„Es macht keinen Sinn, die Zecke mit in die Praxis zu bringen, um sie im Labor analysieren zu lassen“, sagt Nagel, der vor allem in den Sommermonaten immer wieder mit dem Thema zu tun hat. Das gelte ebenso für einen Blutuntersuchung, um unter Umständen eine Ansteckung nachweisen zu können. Der Gladbecker sagt klipp und klar: „Nicht jede Zecke überträgt eine Infektion.“

Viel wichtiger ist es laut Nagel, potenzielle Zeckenstiche zu vermeiden. Tipps: „Tragen Sie zum Schutz helle Kleidung, lange Hosen.“ Nach einem Aufenthalt im Freien sollten sich Menschen sorgfältig auf Zecken hin absuchen (lassen). Und nicht vergessen: Wer in betroffene Reisegebiete fährt, solle an einen Impfung denken.

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