Gladbeck. In Pandemie-Zeiten liegen schon mal die Nerven blank. Manche Patienten zeigen wenig Verständnis für die aktuellen Corona-Regelungen.

Die Corona-Krise zerrt an den Nerven - bei Eltern, die ihre Kinder rund um die daheim um sich haben; bei Berufstätigen, Schülern, um nur einige zu nennen. Und wer bekommt es zu spüren, wenn sich die Emotionen Bahn brechen? Diejenigen, die halt viel mit Publikum zu tun haben. Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes in Gladbeck, stellt fest: "Sicherlich sind manche Patienten in diesen Zeiten etwas unleidlicher als früher."

In der Krise zeigten Menschen bisweilen "ihr wahres Gesicht", sagt der Mediziner. Er meint: "Es gibt eine Gruppe von Menschen, die ihre gute Kinderstube vergessen." Ihren persönlichen Unmut, wenn's mal nicht nach ihren Wünschen läuft, reagieren sie dann ab. Gregor Nagel: "Unsere Damen am Empfang und in der Anmeldung trifft's besonders."

Gladbecker Arzt: "Wir wünschen uns, dass man uns mit Respekt begegnet!"

Ein Ärgernis aus Patientensicht können beispielsweise Wartezeiten sein, weiß der Allgemeinmediziner und Internist. Er erzählt: "Manche denken, dass sie unbedingt sofort an die Reihe kommen müssen, wenn sie sich krank fühlen oder krank sind." Sollte dem nicht so sein, reagiert der eine oder andere Patient schon mal ausgesprochen gereizt. Nagel: "Dabei würden wir uns wünschen, dass man uns mit Respekt begegnet."

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Sicher, auch Informationsbedarf zur Corona-Impfung brennt vielen Gladbeckern auf den Nägeln. "Dazu haben wir Nachfragen", so Nagel, "es kommt dann darauf an, wie man es dem Patienten erklärt."

Berufskollege Dr. Gregor Heil vom Ärzteverein Gladbeck weiß von einem Fall zu berichten, in dem sich ein Impfwilliger "vordrängeln" wollte. Partout habe dieser bei den Ersten sein wollen, die sich die Spritze zum Schutz gegen das Coronavirus verpassen lassen dürfen. Nur: Laut Priorisierung muss sich dieser Patient gedulden. Eine Bescheinigung des Hausarztes über chronische Erkrankungen beschleunige dieses Verfahren nicht. Doch diese Episode sei in seiner Praxis eine Ausnahme gewesen.

Der Versuch, sich bei der Corona-Impfung vorzudrängeln, ist die Ausnahme

Überhaupt, so beobachtet Heil: "Die Bevölkerung in Gladbeck ist erstaunlich diszipliniert." Heftige verbale Auseinandersetzungen und womöglich Handgemenge, zu denen es schon anderenorts gekommen ist, "die gibt es bei uns nicht". Ungeduldige Patienten? "Ja, die kennt das Praxis-Team hingegen schon, beispielsweise bei der Terminvergabe. Manchmal werde auch im Gespräch mit ihm Kritik laut, wie neulich, als eine Patientin die Corona-Impfpolitik der Europäischen Union in Frage stellte. Und einige hätten sich auch in seiner Praxis nach dem schützenden Pieks erkundigt. Diese Menschen müssen sich vertrösten lassen: Derzeit läuft die Terminvergabe ausschließlich zentral, ebenso das Impfen selbst.

In der Stadtverwaltung Gladbeck sind manchmal Anrufer bei der Terminvergabe genervt

"Normal und gesittet", so läuft nach Auskunft von Verwaltungssprecher David Hennig der Betrieb in den städtischen Ämtern mit Publikumskontakt. Er sagt: "Durch den kontrollierten Zugang und die entzerrte Terminvergabe haben wir nicht spürbar erhöhte Aggressionen." Allerdings: "Bei Anrufern passiert es schon, dass sie kein Verständnis dafür haben, wenn wir weniger Termine anbieten. Die Menschen reagieren dann gereizt und genervt."

Nach Aussage von Henrik Feldhaus sind beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) keinerlei Probleme im Publikumskontakt aufgefallen. Der Sachgebietsleiter für Öffentlichkeitsarbeit und Kundenberatung meldet: Alles laufe wie immer, ohne besondere Konflikte.

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