Gladbeck. Die meisten der Corona-infizierten Gladbecker Kinder können sich zuhause auskurieren. Kinderärzte geben Tipps gegen Beschwerden und Langeweile.
Immer mehr Kinder infizieren sich derzeit mit dem Coronavirus. Schwere Verläufe sind relativ selten, sodass die meisten Kinder ihre Erkrankung zuhause auskurieren können. Kinderärzte in Gladbeck geben Tipps, was bei einer Corona-Infektion der Kinder hilft und worauf Eltern achten sollten.
Bei der Behandlung von jungen Corona-Patienten ist eine „symptomatische Behandlung entlang der Beschwerden“ angesagt, erklärt Kinderarzt Carsten Rothert. Häufige Beschwerden sind Kopf- und Gliederschmerzen, bei jüngeren Kindern auch Bauchschmerzen oder Durchfall. Dazu kommt der Corona-typische Infekt der oberen Atemwege: „Halsschmerzen, ein roter Hals, Husten und auch Ohrenschmerzen sind typisch“, zählt Kinderarzt Dr. Stefan Kusserow auf.
Gladbecker Mediziner empfehlen Schmerzmittel, die in der Familie bereits erprobt sind
Zur Linderung empfehlen die Mediziner dann Schmerzmittel, ruhig im oberen Dosisbereich: „Ob das jetzt Ibuprofen oder Paracetamol ist, ist weniger entscheidend, weil die Wirkung fast gleich ist. Wir empfehlen das Medikament, das in der Familie bereits bekannt und erprobt ist. Die Schmerzmittel sollten dann auch als solche genommen werden und nicht nur abhängig von Fieber“, so Rothert.
Zur Beruhigung der Atemwege, etwa bei hartnäckigem Husten, seien Hausmittel wie Honig wirksam, seinen älteren Patienten empfiehlt Kusserow das Gurgeln von Salbeitee oder – je nach bisheriger Erfahrung – den Einsatz von Hustensäften. Schmerzlindernde Mittel sollen vor allem Ruhe und Erholung ermöglichen, die gerade in der akuten Phase besonders wichtig seien, erklären die Kinderärzte. Im Allgemeinen gilt „die ganz normale Kunst der Erkältungstherapie“, wie Rothert die typische Behandlung nennt, auch bei einer Corona-Infektion. Dass Mädchen und Jungen bei einer Erkrankung keinen Appetit haben, sei normal. „Das ist bei uns Erwachsenen ja nicht anders, wenn wir krank sind.“
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Hilfreich können da zum Beispiel Suppen sein, die altbekannte Hühnersuppe etwa, oder auch eine einfache Gemüsebrühe, rät Kusserow. Säurehaltige Lebensmittel sollten dagegen zur Schonung von Hals und Darm vermieden werden. „Wenn man auf den Flüssigkeitshaushalt achtet, sind drei bis vier Tage Essensverweigerung nicht schlimm“, entwarnt Rothert.
Dagegen sollten Eltern alarmiert sein, wenn sich der Allgemeinzustand ihres Kindes verschlechtert, es hochfiebernd ist oder folgende Symptome auftreten: Schwere Lungenprobleme wie Atemnot, Kreislaufprobleme und andauernde Schlappheit oder auch neurologische Auffälligkeiten, etwa Lallen, können auf eine ernstere Erkrankung hindeuten. Dann sollten Eltern den Kinderarzt aufsuchen oder am Wochenende, wenn die Praxis geschlossen ist, ins Krankenhaus fahren. „Wenn Sie sich unsicher sind und ein schlechtes Gefühl haben: Fahren Sie hin“, empfiehlt Kusserow.
Hoher Anteil Infizierter
Der Anteil der Kinder, die in der Praxis von Dr. Stefan Kusserow und vom Ärzteteam im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin wegen einer Corona-Infektion oder dem Verdacht darauf behandelt werden, sei enorm. Von etwa zehn anlassbezogenen Testungen seien , berichtet Kusserow.
„15 bis 20 Prozent der Kinder, die wir sehen, sind infiziert. Das sind täglich 15 oder 20, manchmal auch 30 Kinder, die auch als Verdachtsfall oder Kontaktperson zu uns kommen“, beschreibt Carsten Rothert. Viele Anliegen, etwa Therapieempfehlung bei klassischen Corona-Symptomen, lösen die Ärzte mittlerweile auch telefonisch. Rothert versichert aber: „Wir nehmen auch an Corona erkrankte Kinder an.“ Zur Koordinierung des Arztbesuchs im Corona-Fall sei in jedem Fall aber eine vorherige Anmeldung nötig.
In der Regel kurieren Kinder ihre Infektion aber zuhause aus und warten dort ihre Isolation ab. Da kann die Zeit, in der sie nicht ‘raus dürfen und von Freunden getrennt sind, lang werden. Die Kinderärzte haben auch hier Tipps zur Beschäftigung. Viel Fernsehen oder vor dem Smartphone hängen, das sei nicht ratsam. „Da kommen wir derzeit vermutlich nicht ganz drumherum, ein erhöhter Medienkonsum ist aber nicht empfehlenswert“, betont Kusserow. Stattdessen könne eine gemeinsame, gezielte Medienzeit mit Eltern und Kind verbracht werden. Der Arzt schlägt vor, vermehrt zu Büchern oder Brettspielen zu greifen. „Als Kommunikationsmittel sind die elektronischen Medien wiederum eine gute Sache, wenn man zum Beispiel mit der Oma skypen kann“, meint Kusserow.
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Man sollte sich gemeinsam kleine Ziele zu setzen: Das könne zum Beispiel der Bau eines Lego-Hauses sein oder das gemeinsame Aufräumen eines Regals. Carsten Rothert betont: „Das Wichtigste ist, Zuneigung zum Kind zu zeigen und beim Kind zu bleiben.“ Bei der Omikron-Variante mit in der Regel milderen Verläufen sollten Kinder innerhalb des Haushaltes nicht komplett ausgegrenzt werden. „Nähe und gesunder Menschenverstand sind wichtig“, unterstreicht der Kinderarzt.