Gladbeck. Das Jahr 2021 war herausfordernd. Die WAZ hat mit einem Arzt, Helfern der Fluthilfe, SPD-Mann Tix und dem DRK über Erwartungen 2022 gesprochen.

Das Jahr liegt in wenigen Stunden hinter uns – und das neue Jahr wird wohl ebenso ereignisreich werden wie das bald vergangene 2021. Für einige stehen besondere Herausforderungen an. Wir haben mit Gladbeckern darüber gesprochen, wie sie auf 2022 blicken, was sie erwarten, was sie sich erhoffen.

Die Arbeit von Stefan Walter, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Gladbeck, war in den vergangenen Monaten pandemiegeprägt. Dennoch blickt er optimistisch in die Zukunft: „Wir hoffen und glauben, dass sich die Situation im Frühjahr entspannt.“ Dann bestehe die Chance, Dienste wieder geregelter zu organisieren. „Wir haben Menschen getestet und geimpft“, so Stefan Walter. Und auch Überzeugungsarbeit geleistet. Beispiel: „Neulich haben wir jemanden geimpft, der eigentlich dagegen war und nur wegen des Zwangs aus der Familie gekommen ist.“

DRK-Geschäftsführer hofft auf Beruhigung der Corona-Lage

Stefan Walter setzt seine Hoffnung auf die Beruhigung der Corona-Lage, dann könnten Einsätze aufgrund der Pandemie zugunsten des eigentlichen DRK-Kerngeschäfts zurückgeschraubt werden. Sozial gesehen geht er nicht von einem Bruch aus: „Wenn es nicht um Corona geht, gibt es dann andere Themen, die die Gesellschaft spalten können.“

Stefan Walter, Geschäftsführer des DRK in Gladbeck, blickt zuversichtlich auf das kommende Jahr. Er erwartet eine Entspannung der Pandemie-Lage.
Stefan Walter, Geschäftsführer des DRK in Gladbeck, blickt zuversichtlich auf das kommende Jahr. Er erwartet eine Entspannung der Pandemie-Lage. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

So ganz ohne einen Rückblick auf die zurückliegenden Monate vermag Dr. Stefan Kusserow nicht auf das kommenden Jahr 2022 zu schauen. Schließlich werden wohl notgedrungen weiterhin viele Gedanken um das Coronavirus kreisen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse gehen Hand in Hand mit aktuellen Entwicklungen und Erfahrungen aus der Praxis.

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So berichtet der Kinderarzt mit Blick auf die Möglichkeiten der Immunisierung: „Ich habe mit den Impfungen für Erwachsene im Impfzentrum begonnen, dann folgten die Syndrom-Kinder. Es war sehr, sehr schön zu sehen, wie Eltern reagieren, wenn sie gut durch den Arzt aufgeklärt sind.“ Den Punkt der verständlichen, medizinischen Information hält der Arzt für „enorm wichtig“. Schließlich seien Bedenken zum Thema „kleine Kinder und Impfung“ nachvollziehbar. Aber Kusserow hat erlebt: anschauliche Erklärungen funktionieren.

„Ich begrüße alle und sage: Toll, dass Ihr mitmacht! Ihr seid Teil des Ganzen“, so der Arzt. Mit Bausteinen dokumentiere er, wie das Virus ungeschützte Menschen von der Tischkante – aus der Welt – kicken könne. Die andere Seite: „Querdenker und Corona-Leugner, mit denen er Gott-sei-Dank wenig zu tun habe.“ Aber er könne „stolz sagen, dass er einige von der Gefahr durch das Coronavirus überzeugt hat“.

Kinderarzt: Wir müssen mehr über das Impfen informieren

Kusserow sieht sich als „Anwalt des Kindes“. Daher lautet sein Credo: „Ich dulde keine Impfgegner!“ Er weise Eltern die Tür, „wenn sie rabiat werden“. Der Mediziner unterstreicht: „Eigentlich müsste man mit dem Bus umherfahren und aufklären. Das wünsche ich mir. Wir müssen mehr nach draußen, mehr informieren.“ Er ist fest davon überzeugt: „Je mehr Geimpfte, desto besser, um die Infektionswellen zu brechen.“ Das schließe allerdings nicht aus, dass im Ernstfall weitere Maßnahmen ergriffen werden – vor allem zügig und kontrolliert. Kusserows Anliegen für 2022: „Mein Wunsch ist, dass sich die Menschen weiter impfen und von den Notwendigkeiten überzeugen lassen.“

Achim Petersen, Mitorganisator der Gladbecker Fluthilfe, will auch die Hochwasseropfer im Ahrtal 2022 unterstützen.
Achim Petersen, Mitorganisator der Gladbecker Fluthilfe, will auch die Hochwasseropfer im Ahrtal 2022 unterstützen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Nadine Müller und Achim Petersen gehören zum Team der Fluthilfe. Deren heute rund 60 aktiven Helfer organisierten unmittelbar nach der Katastrophe im Ahrtal Spenden und sind selbst an nahezu jedem Wochenende vor Ort, um die Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser zu unterstützen. „Für uns steht ganz selbstverständlich fest, das wir auch im neuen Jahr in Dernau weiter mit anpacken werden. Wir haben immer gesagt, dass wir nachhaltig helfen wollen“, so Petersen. Für das Neujahrswochenende habe sich wie auch am zweiten Weihnachtsfeiertag schon ein kleines Team gefunden, um wieder Richtung Ahr zum Hilfseinsatz zu fahren.

Nadine Müller ist eine derjenigen, die sich bei der Gladbecker Fluthilfe engagieren.
Nadine Müller ist eine derjenigen, die sich bei der Gladbecker Fluthilfe engagieren. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Auch ein halbes Jahr nach der Katastrophe sei zwar in dem von der Flut in großen Teilen zerstörten Städtchen vieles geschehen und etliche Häuser befänden sich nach der Entkernung im Wiederaufbau. „Es gibt aber auch Häuser, die so wirken, als sei dort noch keiner drin gewesen und als sei dort noch gar nichts passiert.“ Die Fluthilfe hoffe auch weiterhin auf die tolle Unterstützung der Gladbecker. „Sie haben uns nach unseren Spendenaufrufen mit der großen Resonanz, mit vielen Sach- aber auch Geldspenden immer wieder positiv überrascht.“ Die Fluthelfer zählen die Bautrockner und Heizgeräte auf, die gespendet, angeschafft oder angemietet wurden, „und die jetzt weiterhin vor Ort ihren wichtigen Dienst leisten“. Oder die Schulmaterialien- und Schulmöbel-Spendenaktionen. Petersen versichert: „Wir wollen auch 2022 ganz nah an den Sorgen und Bedürfnissen der Menschen in Dernau sein, um mit Herz und Verstand zielgerichtet dort zu helfen, wo es Not tut.“ Daher werde die Fluthilfe Gladbeck auch im neuen Jahr sicher zu weiteren Spendenaktionen aufrufen. Intensiviert werden solle 2022 auch, „Menschen zusammenzuführen“. Darunter verstehen Müller und Petersen, Kontakte etwa zwischen Firmen, Handwerkern und den Betroffenen zu vermitteln.

Die SPD-Ratskandidaten Dustin Tix: „Ich glaube, es wird entspannter zugehen als 2021.“
Die SPD-Ratskandidaten Dustin Tix: „Ich glaube, es wird entspannter zugehen als 2021.“ © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Dustin Tix will 2022 SPD-Parteivorsitzender werden

Der Mann strahlt Optimismus und Gestaltungswillen aus – gerade, wenn man an 2022 denkt: Dustin Tix, 26-jähriger Ratsherr aus Butendorf, will im neuen Jahr Parteivorsitzender der SPD in Gladbeck werden sowie im und mit dem Amt etwas bewegen. Er hat viel auf der „To-do-Liste“ stehen, will Gladbeck voran bringen, wenn auch nur in kleinen Schritten, wie er sagt. Selbst die Corona-Pandemie bremst ihn, so hofft er, nicht aus: „Ich glaube, es wird entspannter zugehen als 2021.“

Tix, beruflich bereits fest verankert, will auch in schwierigen Zeiten auf dem Feld der Politik voran kommen. Und er weiß um die schwierigen Bedingungen in der Stadt, vor allem, dass es an Geld fehlt, um Gladbeck Gutes zu tun. Und er weiß, dass er als Ratsherr, aber auch als Parteivorsitzender (voraussichtlich ab Februar) einen langen Atem braucht, um Verbesserungen zu erreichen.

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Aber er hat Mut, erste Pflöcke für 2022 zu setzen: Er will, mit einem jungen Team, das er bei der Wahl zum Parteichef um sich scharen will, mehr für Gladbeck als Familienstadt tun: Kita-Ausbau und Verbesserung der Schullandschaft. „Da muss noch viel passieren.“ Auch die Mobilitätswende „mit guten Fahrradwegen und einem besseren ÖPNV“ genießt Priorität. Ebenso mehr Verkehrssicherheit, vor allem an Schulen. Tix: „Ich bin sehr dafür, den Versuch an drei Modellschulen zu starten, um mit allen baulichen, restriktiven und erzieherischen Maßnahmen die Gefährdungen durch zu viel Pkw-Verkehr zu reduzieren.“

Apropos Sicherheit: Auch die weitere Stärkung des KOD ist ihm wichtig, ebenso Verbesserungen am Problemhochhaus Steinstraße 72. Nicht zuletzt wünscht sich Tix erste Ansätze, vielleicht Erfolge, bei einem Altschuldenschnitt. „Ich glaube, trotz aller Problematik kann sich Gladbeck sehen lassen“, macht er sich und allen Gladbeckern Mut für 2022.