Gladbeck. Expertinnen der Stadt Gladbeck geben Eltern Tipps, wie sie ihren Nachwuchs während der Corona-Krise beschäftigen. Kreativität steht hoch im Kurs.

Den eigenen Nachwuchs rund um die Uhr bei sich zu haben, das sind viele Eltern gar nicht gewohnt. Schließlich besuchen die Sprösslinge sonst Kindergärten oder Schulen. Doch seit Corona ist eben alles anders. Die Einrichtungen sind geschlossen; da die ältere Generation als besonders ansteckungsgefährdet gilt, sollten Oma und Opa auch nicht mehr zur Betreuung eingespannt werden. Doch was anfangen mit den Kindern, wenn doch alle zuhause bleiben sollen? Drei Expertinnen geben Tipps, wie sich die Zeit angenehm und doch sinnvoll vertreiben lässt. Denn, so Ursula Kühnel, die Leiterin des städtischen Familienbüros: „Ein Tag kann ganz schön lang werden.“

Gladbeck: Die Expertinnen wollen Mut machen und Zuversicht vermitteln

Sie und ihre Kollegin Carola Fontana sowie Lisa Lingenau, Erzieherin in der Kita Hermannstraße, haben sich einiges überlegt, damit diese Zeit der Zwangspause und Herausforderung nicht zur Qual für alle Beteiligten wird. Doch eines wollen die Expertinnen vorausschicken, bevor sie in ihre Trickkiste – pardon: Spielkiste – greifen: „Wir möchten allen Eltern, Erziehungsberechtigten und Betreuungspersonen im Bildungssystem viel Kraft, Zuversicht und Geduld in dieser besonderen Zeit wünschen!“ Das Trio will Erwachsenen Mut machen, aus der Lage etwas Positives zu ziehen: Die „Mehrzeit“ mit der Familie vielleicht sogar genießen. Gestärkt könnten Eltern und Kinder aus bewussten, gemeinsamen Momenten hervorgehen: „In allem, was jetzt geschieht, steckt auch eine Chance!“

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Ursula Kühnel, Leiterin des Familienbüros Gladbeck im Rathaus und ihre Kollegin Carola Fontana sowie Lisa Lingenau aus der städtischen Kita Hermannstraße wollen Mut machen während der Corona-Krise.
Ursula Kühnel, Leiterin des Familienbüros Gladbeck im Rathaus und ihre Kollegin Carola Fontana sowie Lisa Lingenau aus der städtischen Kita Hermannstraße wollen Mut machen während der Corona-Krise. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

„Aus persönlichen Erfahrungen und dem Fachwissen aus den Kitas und der Kindertagespflege wissen wir, dass es wichtig ist, den Alltag zu strukturieren“, betont Kühnel. Sie bezeichnet den Tagesablauf als „Uhr der Kinder“: Feste Zeiten – zum Beispiel Aufstehen, Mahlzeiten, Spielen, vielleicht ein Mittagsschlaf, regelmäßige Pausen – seien wie „Pflöcke, die Sicherheit geben“: „Und Sicherheit brauchen wir in diesen Tagen.“

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Trotz des Appells, möglichst nicht vor die Tür zu gehen, meint Ursula Kühnel: „Die sozialen Kontakte zu den Großeltern muss man ja trotzdem nicht kappen. Auch wenn Besuche im Altenheim nicht möglich sind, können Kinder einen Brief schreiben oder ein Bild malen. Das kann man ja schicken.“ Überhaupt setzen die Damen vom Fach auf viel Kreativität, um Kinder zu beschäftigen – und obendrein lernen die Kleinen spielerisch eine Menge. „Wir können aus all den Tätigkeiten des Alltags ein Event machen“, ist das Trio überzeugt. Vereint abstauben, fegen, kochen und backen – das kann eine Menge Spaß machen.

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Lingenau, Mutter von zweijährigen Zwillingen, kennt schon berufsbedingt eine ganze Palette von Spiel- und Bewegungsideen für Mädchen und Jungen bis zum dritten Lebensjahr: Wasserspiele in der Badewanne, Bilderbücher erzählen, gemeinsam singen und tanzen, Versteckspiele, Geräusche lauschen und erraten – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Gehen wie ein Storch oder Hüpfen wie ein Frosch: Da sind Lacher garantiert. „Man kann auch in einen Beutel kleine Gegenstände, zum Beispiel Spielfiguren, einen Stift oder Löffel, stecken und die Kinder müssen durch Ertasten erraten, um was es sich handelt“, schlägt Lingenau vor. Klassiker wie „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ kommen nicht aus der Mode. Was rät die Expertin ungeduldigen Eltern, deren Nerven irgendwann blank liegen? „Sich mit den Kindern bewegen, mit ihnen spielen.“ Wie wäre es mit einem Parcours in der Wohnung?

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Wie verbringen Sie jetzt Ihre Zeit zuhause?

In einer Welt, in der Mobilität sonst eine große Rolle spielt, ist auf einmal Stillstand eingetreten. Wie gehen Sie, liebe Leser, mit der ungewohnten Situation um? Berichten Sie uns doch davon, wie Sie die Corona-Zwangspause in den eigenen vier Wänden gestalten!

Vielleicht haben Sie ja auch einige Ideen für die Mitmenschen parat. Oder Sie können die Tipps der Expertinnen der Stadt Gladbeck ergänzen. Berichten Sie uns doch bitte davon, wie Sie die Kinder bei Laune halten, und wie Sie auch selbst mit der Situation umgehen - gerne auch mit Bild an redaktion.gladbeck@waz.de. Wir freuen uns auf Ihre Berichte!

„Ich reite momentan häufig auf einem Steckenpferd durch die Wohnung, schnaube und wiehere“, verrät Fontana, die ein „Vorschulkind zu Hause hat“. Budenbau, Verkleiden, Gesellschaftsspiele, Collagen gestalten, Vorlesen, eine kleine Schnitzeljagd – all das kommt nach ihrer Erfahrung bei Mädchen und Jungen bis zum sechsten Lebensjahr prima an.

Die Familienbüro-Mitarbeiterin greift noch einmal in ihren gut bestückten „Werkzeugkoffer“: Musikinstrumente Marke Eigenbau, wie eine Rassel aus leeren Joghurtbechern, sowie das Säen von Kresseköpfen und das Auffädeln von Knöpfen stoßen stets auf große Resonanz. Glück hat, wer einen Garten nutzen kann: Seilspringen, Hinkelstein, Gummitwist und Versteckspiele macht viele Minis munter. „Spiele im Sandkasten gehen immer“, weiß Fontana. Aber sie sagt auch: „Kinder müssen nicht den ganzen Tag bespaßt werden.“ Manchmal wollen sich die Knirpse auch selbst beschäftigen.

Die Expertinnen haben unzählige Einfälle zur Hand. Weitere Anregungen können sich Erwachsene auch per Internet holen. Beispiele: www.lfm-nrw.de (Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen), www.flimmo.de (Fernsehsender und Filme für Kinder) und Frag-finn.de