Gladbeck. Kein regulärer Unterricht, ständige Tests, Infektionen – Corona macht jungen Gladbeckern das Schulleben schwer. Experte gibt Eltern Tipps.

Wenn später einmal, nach der Pandemie, junge Erwachsene an ihre Schulzeit zurückdenken, werden sie sich wahrscheinlich an Tests und Infektionen, Homeschooling und Unsicherheit erinnern. Für Bernd Nelskamp liegt es auf der Hand: „Corona wird nachhaltige Auswirkungen auf unsere Kinder haben.“ Umso wichtiger ist für sie der Rückhalt von Erwachsenen. Der Leiter der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche beim Caritasverband Gladbeck gibt Tipps, was Jungen und Mädchen in der jetzigen Situation das Leben erleichtern kann.

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Das kommt Nelskamp momentan immer wieder zu Ohren: Grundschulkinder, die noch nie einen regulären Unterricht wie vor Ausbruch der Krise erlebt haben, Klagen über abgesackte Noten, in Einzelfällen entwickeln Kinder Angststörungen. Zum Beispiel bei einem Jungen. „Das Kind hatte aus dem Lockdown eine Angststörung entwickelt – aus einem Schuldbewusstsein.“ Der Junge habe sich selbst vorgeworfen, das Coronavirus in seine Familie getragen zu haben. Die Folge: Er weigerte sich, in die Schule zu gehen, hatte körperliche Beschwerden. Nelskamp: „In solch einem gravierenden Fall sollten Eltern so schnell wie möglich einen Kinder- oder Jugendtherapeuten aufsuchen.“ Der Fachmann weiß aber auch: Diese Spezialisten sind stark ausgelastet. Daher: „Im allerersten Schritt können Betroffene auch zu uns kommen.“

Rat von Bernd Nelskamp: „Bloß kein Horrorszenario aufbauen!“

Die Ausprägungen der Corona-Folgen müssen gar nicht so extrem wie in diesem Fall sein. Ein weiteres Beispiel: „Eine Gymnasiastin hat Symptome, bleibt zuhause, ein dritter Test ist ,positiv’. Erste Reaktion der Jugendlichen: Gott-sei-Dank kriegt das in der Schule keiner mit!“ Dann müsste die Jugendliche sofort von der Klasse separiert und von den Eltern abgeholt werden. Bis dahin sitze das Kind womöglich mit „Leuten zusammen, die nicht ihre Vertrauten sind“. Und dann taucht das Schreckgespenst „Quarantäne“ auf.

„Eltern sollten auf keinen Fall die Situation runterspielen, sondern offen und sachlich mit den Kindern reden: Was machen wir jetzt am besten?“, so Nelskamp, „man sollte die Schritte erklären und die Kinder einbeziehen.“ Ganz wichtig: „Bloß kein Horrorszenario aufbauen!“ Statt dessen vermitteln: „Du hast keine Schuld! Die Infektion hätte jedem passieren können.“

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Überhaupt setzt der Fachmann des Caritasverbandes auf den Dialog, auch bei schlechten Noten: „Da sollte man sehr verständnisvoll reagieren, dem Kind klarmachen: Es gibt gerade viele Schüler in deiner Situation!“ Ob Nachhilfe eine Lösung sei oder nicht, das sollten Eltern mit ihrem Nachwuchs und den Lehrkräften besprechen. Ehrgeiz sei erst einmal zweitrangig: „Wenn es um den Übergang zur weiterführenden Schule geht, sollten Eltern entspannt bleiben. Im Zweifelsfalle geht das Kind eben nicht zum Gymnasium, sondern zur Realschule. Unser Schulsystem ist so durchlässig, dass nachher ein Wechsel immer noch möglich ist.“ Eine Klasse zu wiederholen, sei ebenfalls kein Makel. Nelskamp: „Es weiß ja jeder, was ab 2020 los war.“ Er legt Eltern ans Herz: „Alles, was geht, an Belastung rausnehmen. Die Kinder haben wegen Corona genug Stress.“

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