Gladbeck. Die Stadt Gladbeck prüft die Idee einer Wasserstofftankstelle als weiteren Baustein zum Mobilitätswandel. Pipeline in der Stadt ist ein Vorteil.

Die Stadt Gladbeck setzt in Sachen Verkehr auf einen Mobilitätswandel auch mit Hilfe von Wasserstoff: Im Rahmen der durch die Politik angeregten und eingeleiteten Verkehrswende auf städtischer Ebene will sie nun auch die Idee einer Wasserstofftankstelle prüfen. „Das ist ein interessantes Thema, da ist Dynamik drin, da sind wir auch dran und versuchen, eine Lösung für Gladbeck zu finden“, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer auf WAZ-Anfrage.

Doch für eine Realisierung brauche die Stadt Unterstützung, „das ist für uns allein nicht zu stemmen, vor allem auch mit Blick auf die Haushaltslage“, so der Baurat. Bei einer geschätzten Investitionssumme von 1 Million Euro sei eine Wasserstofftankstelle in Gladbeck nur mit Hilfe der Privatwirtschaft zu realisieren. Die Stadt sei bereits mit zwei potenziellen Investoren im Gespräch, noch sei es allerdings viel zu früh, um Lösungen zu präsentieren. Derzeit gehe es darum, das Thema grundsätzlich abzuklopfen. Im neuen Jahr soll auch im Planungsausschuss darüber diskutiert werden. Zuletzt hatte sich die ABD-Fraktion im Hauptausschuss für das Thema stark gemacht.

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In Herten steht die von Gladbeck aus am schnellsten erreichbare Wasserstofftankstelle

In Herten am RZE steht die von Gladbeck aus am ehesten zu erreichende Wasserstofftakstelle.
In Herten am RZE steht die von Gladbeck aus am ehesten zu erreichende Wasserstofftakstelle. © Reinecke

Im Moment gebe es im weiten Radius um Gladbeck herum kaum Möglichkeiten, Wasserstoff zu tanken, erläutert Kreuzer. Die einzige Möglichkeit, dies „in der Nähe“ zu tun, bestehe in Herten am Rohstoff-Rückgewinnungszentrum (RZR). Eine solch lange Anfahrt nehme aber wohl niemand in Kauf, „es sei denn vielleicht aus Marketinggründen, aus besonderer Überzeugung oder aus Liebhaberei“. Ohne eine vernünftige Tankinfrastruktur, ist sich Kreuzer sicher, kaufe aber niemand ein wasserstoff-betriebenes Fahrzeug.

Überlege man ein solches Angebot in Gladbeck, sei die Nähe zu einer Wasserstoffpipeline von Vorteil für eine lokale Wasserstoff-Tankstelle. Eine solche Pipeline gebe es sogar in Gladbeck: Eine Wasserstoff-Leitung quert das Stadtgebiet, von Bottrop kommend, westlich von Wittringen und verläuft dann etwa parallel zur Bahn Richtung Norden. Ein genauer Standort sei aber noch nicht ausgeguckt worden. Weitere Pipelines könnten mittel- bis langfristig dazu kommen, denn vielerorts sei die Umstellung von Gasleitungen auf den reinen Wasserstofftransport geplant. Kreuzer: „Dadurch könnten auch neue Möglichkeiten in Gladbeck entstehen.“

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Die unmittelbare Nähe zu einer Wasserstoffpipeline sei aber „kein absolutes K.o.-Kriterium“, es gebe auch sogenannte Trailer-Möglichkeiten, also die Anlieferung per Lkw. Für eine „halbwegs schnell zu realisierende Möglichkeit“ könnte man, so der Baurat, in Richtung Innovationszentrum Wiesenbusch denken. Kreuzer: „Es fehlt dort aber aktuell an Abnehmern, so dass eine Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist.“ Der Betrieb einer Trailer-Station sei allerdings auch erheblich teurer als der einer Station direkt an einer Pipeline, wo wiederum die Anfangs-Investition höher liege, gibt der Baurat zu bedenken.

Erreichbarkeit einer Wasserstoff-Tankstelle ist sehr wichtig

Auf der Zeche Ewald in Herten wurde diese mobile Wasserstoff-Tankstelle kürzlich vorgestellt – Herten und Gelsenkirchen wollen Pilotregion ein Sachen Wasserstoff werden.
Auf der Zeche Ewald in Herten wurde diese mobile Wasserstoff-Tankstelle kürzlich vorgestellt – Herten und Gelsenkirchen wollen Pilotregion ein Sachen Wasserstoff werden. © Rainer Raffalski

Aus seiner Sicht ist die Erreichbarkeit der Tankstelle sehr wichtig – für lokale Versorgung, aber auch für den überregionalen Verkehr. „Eine solche Tankstelle sollte daher für den Durchgangsverkehr gut erreichbar sein, um die Kundenbasis zu vergrößern“, so Kreuzer. Letztlich unterscheide sie sich dabei in den Anforderungen nicht von konventionellen Tankstellen.

Interessiert an der Thematik ist neben der Vestischen, die bereits einen wasserstoffbetriebenen Bus getestet hat, der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG). „Die Mobilität ist im Wandel, daher behalten wir für unseren Fuhrpark den Markt auch mit Blick auf die Wasserstofftechnologie im Auge“, so René Hilgner, Zweiter ZBG-Betriebsleiter. Allerdings: Ein Wasserstoff-Müllfahrzeug koste viermal so viel wie ein herkömmliches Fahrzeug mit Dieselmotor, das mit 250.000 Euro zu Buche schlage. „Ein wasserstoffbasiertes Fahrzeug ist ohne Förderung wirtschaftlich nicht darstellbar“, so Hilgner.

Und selbst dann müsse man noch mit höheren Anschaffungskosten von rund 150.000 Euro rechnen. „Das muss dann politisch gewollt sein“, wirft Hilgner den Ball dem Betriebsausschuss und damit den Ratsfraktionen zu. Aber der Betriebsleiter hat einen Vorschlag: „Beginnen könnten wir mit günstigeren Pkw.“ Aber auch dazu sei eine entsprechende Infrastruktur, etwa eine erreichbare Wasserstofftankstelle im Stadtgebiet, ausschlaggebend.

Mehr E-Ladestationen

Auch in Sachen E-Tankstellen ist die Stadt unterwegs. Hier wird es im Vergleich zum Thema Wasserstoff entschieden schneller gehen, denn es wurde bereits in diesem Jahr ein Elektromobilitätskonzept entwickelt.

Derzeit gibt es in Gladbeck 343 Elektrofahrzeuge. Davon sind 182 rein elektrisch betriebene und 161 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Derzeit sind im Stadtgebiet 14 Ladestationen mit insgesamt 27 Ladepunkten sowie elf Mikrostandorte zu finden. Bis 2025 soll es 77, bis 2030 sogar 222 Ladepunkte geben. Für eine kurzfristige Umsetzung sind elf konkrete Standorte für E-Ladestationen (mit je zwei Ladepunkten) ausgeguckt worden, heißt es.

Zuletzt hatte die FDP im Hauptausschuss eine „mangelhafte Ausstattung“ Gladbecks mit E-Ladestationen kritisiert, insbesondere in Stadtmitte. Sie regt darüber hinaus auch der Vermietung oder Verpachtung von Flächen für E-Auto-Ladestationen an.