Gladbeck. Bald ist Heiligabend. Wer noch keine Geschenke hat, muss sich sputen. Doch profitiert der Einzelhandel in Gladbeck davon? Das sagen die Händler.

Nichts füllt die Kassen im Einzelhandel so gut wie der Umsatz in den Wochen vor Weihnachten. Die Zeit, in der einfach fast jeder auf Geschenke-Jagd ist. Das war zumindest vor Corona so. Mittlerweile neigt sich schon das zweite Weihnachtsgeschäft unter Pandemiebedingungen dem Ende entgegen. Und die Bilanz der Geschäftsleute in Gladbeck kurz vor Heiligabend könnte unterschiedlicher nicht ausfallen.

Die Angst vor Omikron, die 2G-Regel in den Läden und Boutiquen, steigende Infektionszahlen: Die Rahmenbedingungen für einen entspannten Einkaufsbummel stellen sich nicht gerade als ideal dar. „Die Frequenz in der Innenstadt hat deutlich abgenommen“, sagt Simon Terhardt.

Die Angst der Menschen vor einer Ansteckung mit Corona wächst wieder auch in Gladbeck

Als Grund dafür nennt der Inhaber des Bettengeschäfts Traumwerkstatt die wieder steigende Angst der Menschen vor einer Ansteckung mit Corona. Das sei ganz oft Gesprächsthema – bei Kunden beispielsweise, die einen bereits vereinbarten Termin jetzt absagen und den Besuch im Geschäft lieber ins kommende Jahr verschieben möchten. „Hinzu kommt die steigende Zahl an Quarantänefällen, entweder weil man selber erkrankt ist, oder eine Infektion bei den Kindern die häusliche Isolation nötig macht.“

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Seit Oktober bereits bemerkt Terhardt diese Entwicklung – Tendenz steigend. „Die Kunden, die dennoch kommen, haben aber immerhin gute Laune.“ Dazu trage auch die Bändchen-Lösung bei, die in Gladbeck das Shoppen unter 2G-Bedingungen erleichtert.

„Der Onlinehandel punktet, und die Stadt entwickelt sich zurück“

Was dem Geschäftsmann unabhängig von Corona Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass der Onlinehandel immer perfekter funktioniert, während in den Innenstädten die Probleme zunehmen. Das gelte auch für Gladbeck, sagt Terhardt und zählt auf: Wenig komfortable Bezahlmethoden beim Parken, immer noch zu viel illegaler Autoverkehr in der Innenstadt sowie eine Beleuchtung, die in der dunklen Jahreszeit zu wenig Sicherheitsgefühl vermittelt. Sein Fazit: „Der Onlinehandel punktet und die Stadt entwickelt sich zurück! Wie soll man da nach Corona die Kunden zurückgewinnen?“

Simon Terhardt von der Traumwerkstatt befürchtet, dass es schwer werden könnte, die Kunden nach Corona wieder in die Innenstädte zurückzuholen (Archivbild).
Simon Terhardt von der Traumwerkstatt befürchtet, dass es schwer werden könnte, die Kunden nach Corona wieder in die Innenstädte zurückzuholen (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Eher pessimistisch schaut auch Elke Schmidt von Klecks Fashion an der Goethestraße in die Zukunft. Die meisten Menschen, sagt sie, sind einfach corona-müde. „Niemand hat mehr Lust mit Maske in den Läden shoppen zu gehen. Dementsprechend schleppend läuft das Geschäft trotz Weihnachtszeit!“ Was für ihre Branche noch erschwerend hinzu kommt: „Viele Leute sind wieder im Homeoffice. Da braucht man einfach nicht so viele Hemden oder Blusen.“ Fast zweit Jahre Pandemie, das zerre einfach an den Nerven. Dass nun sogar von einer möglichen fünften Welle die Rede sei, mache das Ganze noch schwerer. „Die Menschen wollen endlich Lösungen, so etwas wie ein Licht am Ende des Tunnels.“

Der Geschenke-Laden von Regina Hahne brummt so kurz vor dem Fest

70.000 grüne Bändchen zur 2G-Kontrolle

Die Bändchen-Idee zur vereinfachten Kontrolle der 2G-Regel im Einzelhandel haben die stätische Wirtschaftsförderung und die Gladbecker Werbegemeinschaft gemeinsam organisiert und umgesetzt.

Insgesamt, so Jens Große-Kreul, seien 70.000 der grünen Papierbänder mit dem Aufdruck www.mitten-in-gladbeck.de geordert und auch geliefert worden. Viele davon sind bereits verteilt. Nachschub für die Händler gibt es bei Jens Große-Kreul.

Etwas anders sieht die Situation bei Regina Hahne aus. Ihr kleiner Geschenke-Laden mitten in der Innenstadt brummt so kurz vorm Fest. Natürlich sei das Geschäft nicht mit dem vor Corona vergleichbar, aber wirklich Grund zur Klage sieht sie auch nicht. Ganz im Gegenteil: „Viele Kunden kommen ganz gezielt zu mir in den Laden, aber auch generell nach Gladbeck, weil sie ihre Weihnachtseinkäufe im Moment lieber in einer kleinen Stadt erledigen und nicht in einem großen Kaufhaus. Hier fühlen sie sich einfach sicherer.“ Damit könne Gladbeck aktuell richtig gut punkten.

Wenige Tage vor Heiligabend ist es jetzt so richtig kalt geworden. Gut für Jens Große-Kreul, der in seinen Schuhgeschäften momentan besonders häufig warme Winterschuhe in den Kassen-PC eintippt. „Und Artikel wie Handtaschen, Accessoires und Kleidung laufen zum Fest hin eigentlich auch immer gut“, zeigt der Geschäftsmann sich eher zufrieden. Zudem gebe es von den Stammkunden durchweg Lob für das Gladbecker Bändchen-System. „Insofern alles besser als im vergangenen Jahr um diese Zeit. Da haben wir uns nämlich bereits mal wieder im Lockdown befunden.“