Gladbeck. Die Vestische testet die ersten Wasserstoffbusse, die ab 2023 auch in Gladbeck eingesetzt werden sollen. Doch der Klimaschutz kostet auch Geld.

Wasserstoff ist der Antrieb der Zukunft, heißt es – und da will die Vestische mithalten. Ob der Brennstoffzellenbus ein fester und verlässlicher Bestandteil des Nahverkehrs zwischen Emscher und Lippe wird, stellt sich ausgerechnet in Coronazeiten heraus.

„Derzeit prüfen wir den Urbino 12 Hydrogen des polnischen Anbieters Solaris auf Herz und Nieren“, erklärt Martin Schmidt. „Auch ein Modell der portugiesischen Firma Caetano steht noch zur Wahl“, meint der Geschäftsführer der Vestischen. Dass das heimische Verkehrsunternehmen ernst macht mit der Verkehrswende und dem Klimaschutz, steht für Landrat Bodo Klimpel fest: „Wir wollen zunächst fünf Brennstoffzellenbusse anschaffen, das ist Beschlusslage“, betont Klimpel, der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates ist.

Wasserstoff gilt als ein „Schlüsselelement der Antriebswende“

Bis Juni dieses Jahres soll feststehen, wie hoch die Fördersätze von Bund, Land und EU sind – derzeit wird mit 80 Prozent der Mehrkosten pro Bus und mit 90 Prozent für die Infrastruktur gerechnet. Danach wird bestellt und gebaut, Anfang 2023 könnten die Brennstoffzellenbusse einsatzbereit sein. Die Entscheidung für fünf Busse mit Wasserstoffantrieb ist Konsequenz aus der Einschätzung, dass Wasserstoff ein „Schlüsselelement der Antriebswende“ ist, sagen Martin Schmidt und Vestische-Betriebsleiter Thomas Krämer.

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Das Nahverkehrsunternehmen beziffert das gesamte Investitionsvolumen in die Wasserstofftechnik auf 10,5 Millionen Euro. Und das ist nur ein kleiner Teil der geplanten Verkehrswende. 120 neue Busse mit Euro-VI-Norm will das Unternehmen bis 2025 beschaffen und damit den Stickoxidausstoß deutlich senken. 2,6 Millionen Kilometer mehr im Jahr will das Unternehmen künftig fahren, weil es den Takt erhöhen will auf Schnellbuslinien zwischen den Ruhrgebietsstädten wie dem SB 36 zwischen Kirchhellen, Gladbeck und Gelsenkirchen.

Die Vestische hat nun eine Woche lang den Prototypen getestet

Mit dem Prototypen hat die Vestische jetzt eine Woche die Alltagstauglichkeit des Brennstoffzellenbusses getestet. Wie läuft’s mit dem Tanken? Wie geht das Anfahren am Berg? Wie lang reicht die Energie wirklich? Wie viel Reichweite bekommen wir für unser Geld? „Immerhin reden wir von einem Anschaffungspreis von 650.000 Euro“, sagt Krämer.

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Die Frage der Betankung sei zentral: Immerhin könne man vorerst die Wasserstoff-Tankstelle an der Zeche Ewald in Herten nutzen. Doch wenn die H2-Flotte weiter wachse, müssten die Kapazitäten bald erweitert werden. „Ohne eine Zapfanlage am Betriebshof kämen wir dann nicht aus“, betont Geschäftsführer Schmidt. Sonst dauere der Tankvorgang zu lange. Gleich neben dem Vestische-Betriebshof in Herten verläuft eine Wasserstoff-Pipeline. Die kann die Vestische anzapfen, ohne sich um die aufwändige Lagerung des Gases kümmern zu müssen. Auch am Bottroper Betriebshof, von dem auch Busse durch Gladbeck starten, soll eine Wasserstoff-Tankstelle entstehen.

Notwendig wäre auch der Aufbau einer speziell ausgerüsteten Werkstatt am Betriebshof, ergänzte Krämer. „Der Bus fährt mit 600 Volt, dafür müssen unsere Mechaniker noch geschult und ausgerüstet werden.“ Eine weitere Investition, die gestemmt werden muss.