Gladbeck. Die Politik in Gladbeck sorgt sich um Gefahren durch Überflutungen nach Extremregen. Die Experten der Stadtverwaltung suchen nach Lösungen.
Angesichts zunehmender extremer Wettersituationen infolge der Klimaerwärmung sorgt sich die Politik in Gladbeck um mögliche negative Auswirkungen auf die Stadt – etwa bei Überflutungen nach Starkregen. Gleich vier Ratsfraktionen baten die Verwaltung im Planungsausschuss um ihre Einschätzung.
Die Grünen befürchten vor allem für den Stadtsüden Überflutungsgefahren und betonen, „dass wir alle gemeinsam alles daran setzen müssen, die Stadt klimaverträglich zu gestalten und die negativen Folgen einzudämmen“, so Grünen-Fraktionschefin Ninja Lenz. Die SPD fragt nach stadtplanerischen Maßnahmen, die Folgen von Extremwetterereignissen mildern könnten, so Fraktionschef Wolfgang Wedekind.
Die Linke fordert eine Starkregenkarte für Gladbeck
Auch Die Linke befürchtet Starkregengefahren in Gladbeck, die Fraktion fordert als Warnung für die Bürger eine Starkregenkarte für Gladbeck, so Benedikt Jung, sachkundiger Bürger der Linken. Ähnliche Sorgen treibt die ABD-Fraktion um, die sich vor allem fragt, ob Feuerwehr, THW oder Krankenhaus genügend ausgerüstet sind, um bei extremen Überflutungen handeln zu können oder geschützt zu sein.
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Ingenieuramtsleiter und Abwasserexperte Frank Restemeyer sagte im Ausschuss, dass keine Stadt technische Vorkehrungen (etwa Umfang der Kanalisation) treffen könne, um derartige Überflutungskatastrophen bewältigen zu können, wie sie im Juli die Eifel getroffen habe. Allein ein solcher Umbau nur in der Innenstadt würde einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen und Jahre dauern. Ein Umbau in der ganzen Stadt würde Jahrzehnte dauern und nicht bezahlbar sein, so Restemeyer.
Stadt setzt auf Trennsystem, Rigolen, Entsiegeln und mehr Grün
Dennoch gehe es seit langem in Gladbeck darum, nicht nur das Kanalsystem, sondern durch viele andere Maßnahmen die Auswirkungen extremer Starkregen in allen Stadtteilen möglichst gering zu halten. Man habe in der Stadt Rückhaltesysteme gebaut, auch Regenmulden in neuen Siedlungen, seit einigen Jahren Trennsysteme zwischen Abwasser und Regenwasser, zuletzt beides noch unter der Marathonbahn in Wittringen. Demnächst werde das Kanalnetz im Wohnquartier Brauck-West auf das Trennsystem umgebaut. Vieles (Entsiegeln, Begrünen von Garagendächern, Abkoppeln versiegelter Flächen von der Abwasserentsorgung) könnten auch Wohneigentümer in Eigenverantwortung machen.
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Wann immer möglich, setze man auf Rigolensysteme, z.B. demnächst beim Umbau der Wiesmannstraße. Auch größere Regenrinnen im Mittelbau der Straßen seien mitunter gebaut worden, oft das Straßenbett als solches eine Wasserrückhaltezone. Am Nattbach in Brauck habe die Emschergenossenschaft viel in die Ausweitung der Kapazitäten des Pumpwerks investiert, um die Überflutungsgefahr zu minimieren. An der Boye sei im Zuge der Renaturierung ein riesiges Überflutungsbecken gebaut worden.
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Stadt nennt sieben Straßen „mit Überflutungspotenzial“
Wann immer es geht, schlägt Restemeyer vor, sollte man aber Bäume pflanzen, mehr Gründächer schaffen und deutlich mehr Flächen entsiegeln. Das trage zur Aufnahme von Wasser in Boden und Natur bei. „Das ist eine gewaltige Herausforderung, da haben wir eine große Aufgabe vor uns.“
Trotz allem, so der Amtsleiter, gebe es in Gladbeck Flächen mit Überflutungspotenzialen: Arenberg-/Tunnelstraße, Talstraße, Konrad-Adenauer-Allee, Schürenkampstraße, Ringeldorfer Straße, Landstraße/Im Linnerott, Ufer-/Emscherstraße. Restemeyer wies darauf hin, dass die Verwaltung eigens fünf neue Stellen „Starkregenberater“ geschaffen habe, um aufzuklären und zu helfen, darunter zwei für Beratungen bei Baumaßnahmen.