Gladbeck/ Bottrop. Sven Volmering (CDU) möchte für Bottrop, Gladbeck und Dorsten in den Bundestag. Im Interview spricht er über Innenstädte, Klima und Schule.
Wenn, dann ist wohl er es, der dem SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Gerdes das Mandat streitig machen kann: Sven Volmering (CDU) tritt erneut als Kandidat bei der Bundestagswahl für die Städte Bottrop, Gladbeck und Dorsten an. Der 45-Jährige möchte wieder nach Berlin, wenn auch mit einem ganz anderen Themenschwerpunkt als in seiner letzten Zeit als MdB. Die WAZ sprach mit ihm über seine erneute Kandidatur, die Versäumnisse bei der Digitalisierung der Schulen und über Zukunftschancen der Innenstädte.
Herr Volmering, die Performance Ihres Kanzlerkandidaten Armin Laschet spielt Ihnen im Moment nicht unbedingt in die Karten...
Bei diesem Wahlkampf musste man mit allem rechnen. Mir ist lieber, die SPD ist jetzt in den Umfragen stark, als am 26. September. Denn da wird abgerechnet. Es ist nach wie vor ein offenes Rennen. Aber ein bisschen Rückenwind von meiner Partei wäre nicht schlecht. Ich bin froh, dass Armin Laschet nun deutlich macht, dass die CDU ein starkes Team hat.
Wie erleben Sie die Stimmung bei den Menschen, die Sie nun im Wahlkampf besuchen?
Ich stelle bei den Hausbesuchen fest, dass die Menschen unsicher sind, wen sie wählen sollen. Ich glaube, dass das auch daran liegt, dass es drei Kandidaten für das Amt des Bundeskanzlers gibt, die alle ihre Stärken und Schwächen haben. Hinzu kommt der gesellschaftliche Wandel durch Corona-Krise und Klimawandel. Das sind Themen, die die Menschen sehr bewegen. Liebgewonnene Dinge sind nun nicht mehr da, wie etwa gesellschaftliche Feste. Die gegebenen Wahrheiten gelten nicht mehr. Viele Wähler werden sich erst auf den letzten Drücker entscheiden.
Eine Listenabsicherung gibt es für Sven Volmering nicht
Warum haben Sie sich dazu entschieden, nun wieder für den Bundestag kandidieren zu wollen?
Ich bin von meinen Parteikollegen gefragt worden. Und da mir meine letzte Amtszeit Spaß gemacht hat, und ich viel bewegen konnte, habe ich zugestimmt. Der Wahlkreis ist seit 1961 in der Hand der SPD, und ich habe keine Listenabsicherung. Wer also Volmering will, muss Volmering wählen.
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Was haben Sie vor, wenn es mit dem Einzug ins Parlament nicht klappen sollte? Haben Sie einen Plan B?
Dann gehe ich am Montag danach wieder ganz normal morgens in die Schule.
Apropos Schule: Sie sind selbst Lehrer, wie sehr ärgert es Sie, dass nach etwa eineinhalb Jahren Pandemie nicht viel hinsichtlich Schutzmaßnahmen für Schüler und Lehrer passiert ist?
Es gibt eine Reihe von Schutzmaßnahmen in den Schulen; es gibt auch Förderprogramme für Filter. 2015 hat der Bund fünf Milliarden für die digitale Ausstattung bereit gestellt. Diese Gelder müssen die Kommunen abrufen. Das tun sie oftmals nicht. In der Pandemie standen die Schulen daher mit heruntergelassenen Hosen da. Ich habe einige Lehrer-Kollegen in Gladbeck, die sagen, es wurde viel verschlafen. In Gladbeck aber hieß es immer von Seiten der Stadtverwaltung, dass alles toll sei. In der Pandemie aber haben wir einen enormen Schritt gemacht, mobile Endgeräte kommen jetzt langsam an den Schulen an. Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass Schule eine wichtige soziale Funktion hat. Auffällig ist etwa, dass sich das Problem von Übergewicht bei Kindern in Corona-Zeiten verstärkt hat. Daher plädiere ich dafür, den Sportunterricht zu stärken, das ist Gesundheitsförderung.
Die Bildungspolitik soll nicht wieder Schwerpunkt von Volmerings Arbeit werden
In Ihrer letzten Zeit als Bundestagsabgeordneter haben Sie sich besonders für bildungspolitische Themen eingesetzt. Soll das auch wieder Ihr Schwerpunkt werden, sollten Sie ins Parlament einziehen?
Nein. Ich möchte mich eher im Bereich internationale Politik, Menschenrechte, Entwicklungspolitik, Verteidigungspolitik einsetzen. Viele Probleme, die Deutschland hat, können nämlich nur international gelöst werden. Wenn wir etwa Klimawandel und Terror bekämpfen möchten, müssen wir international sichtbar werden. Wenn beispielsweise in Asien der Druck zum Thema Plastikmüll, oder in Brasilien zum Thema Abholzung des Regenwaldes fehlt, können wir in Bottrop und Gladbeck noch so viel Innovation City machen. Ich finde das Projekt gut, aber es wird nicht reichen.
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Ein anderes großes Thema, das viele Menschen in Bottrop und Gladbeck bewegt, sind die Innenstädte. Was muss passieren, damit die Menschen weiter in die City gehen und sich gerne dort aufhalten?
Es ist gut, dass Gladbeck das Förderprogramm „Sofortprogramm Innenstadt“ genutzt hat, und so einige Ladenlokale neu besetzt werden konnten. Ich finde auch richtig, dass die Bürgermeisterin bei Amtsantritt die Bereiche Kommunikation und Wirtschaftsförderung getrennt hat, das ist ein erster Schritt. Im Bereich Marketing muss aber mehr passieren. Auch die Wünsche junger Menschen müssen berücksichtigt werden und ihnen die Möglichkeit gegeben werden, in die Stadt zu kommen. Dazu könnte etwa die Ansiedlung einer großen Kaffeehaus-Kette gehören. Es muss einfach mal was ausprobiert werden. So ist zum Beispiel die Idee des Bottroper Biers gut, das schafft eine Marke und wird gerade sehr gehypt. So wird man auf Bottrop aufmerksam. Das braucht Gladbeck auch. Man muss die Identität einer Stadt herausstellen. Gibt es in Gladbeck einen Appeltaten-Likör!? Damit könnte man werben.
In Bottrop gibt es eine Diskussion über den Einzug des Discounters Netto in die ehemaligen Althoff-Arkaden. Was halten Sie von einer solchen Entscheidung?
Die Menschen vor Ort müssen entscheiden, ob sie das Angebot annehmen, die Abstimmung erfolgt immer mit den Füßen. Wenn die Menschen in der Innenstadt bei Netto einkaufen wollen und das damit verbinden, mit den Kindern in der City noch ein Eis zu essen und Attraktionen anzuschauen, dann ist ein Einkaufsevent geschaffen. Es müssen neue Wege gegangen werden.