Gladbeck. Gladbecks Schuldezernent Rainer Weichelt will den Schulen klare Regeln vorgeben. Sie sollen helfen, das Corona-Infektionsrisiko zu senken.
In Sachen Belüftung der Gladbecker Klassenzimmer will Rainer Weichelt im Blick auf den nahenden Schulstart nach den Sommerferien ein Machtwort sprechen. Er kündigte im Gespräch mit der WAZ an, dass er „als Schuldezernent eine Dienstanweisung zum Lüftungsverhalten unter Coronabedingungen“ an die Gladbecker Schulen schicken werde.
„Damit es klare Regeln gibt, an die sich jeder zu halten hat“, so der Erste Beigeordnete der Stadt weiter. Denn zum derzeit viel diskutierten Thema sei ihm auch bekannt, dass es in der kalten Jahreszeit des vergangenen Schuljahres Lehrer gegeben habe, die während der kompletten Stunde die Fenster weit geöffnet haben, Schülerinnen und Schüler so in Mänteln an den Tischen gesessen hätten. Dies sei unnötig, unterstreicht Weichelt.
Lüftungsintervalle und Schutzmasken reichen aus
Denn laut einer Untersuchung der Universität Stuttgart reiche es aus, wenn mindestens ein Lüftungsintervall in der Form von 20 Minuten Unterricht, fünf Minuten Stoßlüftung und dann wieder 20 Minuten Unterricht eingehalten werde, um für ausreichend gute Luftqualität zu sorgen. „Tragen Schülerinnen und Schüler parallel Masken (FFP2- oder medizinische Masken) geht die Infektionswahrscheinlichkeit auf etwa fünf Prozent zurück“, so Weichelt.
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Aktuell werden von der Stadt unterstützend sogenannte CO2-Ampeln für jeden Klassenraum beschafft. Dies geschieht ebenfalls für die städtischen Kindertagesstätten. „Diese wurden bereits an einigen Standorten getestet und haben sich sehr gut bewährt“, so Weichelt. Die Investition hierfür betrage rund 35.000 Euro, die Bestellung sei getätigt, damit die Geräte zum Schulstart zur Verfügung stehen und bei angezeigter schlechter Luftqualität zusätzliche Lüftungsintervalle erfolgen könnten.
Die Stadt favorisiert den Einbau von An-/Abluftanlagen
Das Thema „Anschaffung von Luftfiltern“ sei in den vergangenen Wochen intensiv diskutiert worden. Wie auch vom Rat beauftragt, habe die Verwaltung den Sachverhalt geprüft. Ergebnis: „In unseren Grundschulen kann jeder Klassenraum ausreichend über die Fensteranlage belüftet werden, so dass keine Mittel aus dem Förderprogramm zur Anschaffung von mobilen Luftfiltern beantragt werden kann“, so Weichelt. Die Prüfung der Klassenräume der weiterführende Schulen laufe noch. Wissenschaftlich belegt sei aber auch, dass die teuren mobilen Luftfilter (ca. 3500-5000 Euro) „die Infektionswahrscheinlichkeit bei den zuvor beschriebenen Maßnahmen nur um weitere zwei Prozent senken“.
Appell: Zur Impfung gehen
Die wichtigste Ressource in diesem Zusammenhang sei das eigenverantwortliche Handeln von Eltern, Lehrenden sowie Kindern und Jugendlichen. „Das Einhalten von Regeln, wie Lüften, Hygiene und Testung, sowie die Impfung zum Selbstschutz und zum Schutze anderer Menschen sind dabei wichtiger als technische Lösungen – diese können nur ergänzendes Mittel sein“, erklärt der Schuldezernent.
Rainer Weichelt appelliert abschließend: „Alle Eltern und Lehrpersonen, die zurzeit noch nicht geimpft sind, sollten dies bitte über den Sommer dringend machen. So schützen Sie sich und ihre Kinder bestmöglich.“
Auch Förderprogramme für die Modernisierung oder Neuinstallation von fest installierte Belüftungsanlagen habe die Stadtverwaltung überprüft. „Klar ist demnach, dass hieraus Gelder zur Verbesserung der Lüftungsanlage für das Pädagogische Zentrum der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule beantragt werden.“ Weiteren Ergänzungsbedarf gebe es nicht. Der Einbau großer Anlagen in Klassenräumen sei zeitaufwändig. Die Stadt favorisiere und beabsichtige so eine andere Strategie, kündigt Weichelt an: „Den Einbau einfacher Fensterlüftungssysteme mit Ventilatoren für den Frisch- und Ablufttransport.“ Diese An-/Abluftanlagen würden zwar nicht von Land- oder Bund gefördert, so der Schuldezernent, „wir werden sie aber trotzdem beschaffen, wenn es Sinn macht“. Diese kosteten auch nur etwa ein Fünftel oder Sechstel so viel wie mobile Luftfilter.
Der Großteil der Lehrenden ist gegen Corona geimpft
Weichelt erinnert weiter, dass die Stadt Gladbeck als Schulträger seit Beginn der Pandemie im März 2020 Vorsorge getroffen habe, um mögliche Infektionen in Schulen so gering wie möglich zu halten. Zwischenzeitlich habe sich eine Menge verändert, sodass die Stadtverwaltung dem kommenden Herbst und Winter gut vorbereitet begegnen könne. „Der Großteil des Lehrer, Erzieher und Pädagogen hat mittlerweile den vollen Impfschutz. Mit mehr als 60 Prozent sei auch ein Großteil der Erwachsenen der Gladbecker Bevölkerung komplett geimpft. In den Schulen soll auch nach den Ferien weiterhin jeweils zweimal pro Woche getestet werden. In den Grundschulen erfolgt die Testung per Lolli-Test, in den weiterführenden Schulen per Selbsttest.