Gladbeck. Gleich zu Schulbeginn ist in Gladbeck eine ganze Klasse in Quarantäne geschickt worden. Vater sieht Ziel der Landesregierung nicht eingehalten.
Der Vater eines Gladbecker Realschülers schlägt Alarm: Der Erlass der Landesregierung zur Gewährleistung des Präsenzunterrichtes werde offenbar nicht eingehalten. Denn nach positiver Covid-Testung in einer Nachbarklasse seines Sohnes am ersten Schultag, seien nicht nur einzelne Schüler als Kontaktpersonen, „sondern die ganze Klasse für zwei Wochen in Quarantäne geschickt worden“.
Er habe daraufhin den Schulleiter der Erich-Kästner-Realschule angeschrieben, so Matthias Strehlke. Um seine Irritation kundzutun, da er bislang davon ausgegangen sei, „dass das Wort der Schulministerin gilt, dass im Coronafall keine ganzen Klassen mehr nach Hause geschickt werden sollen, sondern nur noch die im direkten Umfeld sitzenden Kontaktpersonen. Und dass die Stadt als Schulträger und die Schulen selbst die nötigen Vorkehrungen treffen, um weitere Unterrichtsausfälle zu vermeiden“. Zudem habe er dem Rektor mitgeteilt, „sollte es in Zukunft wegen Covid-19 zu Unterrichtsausfällen für meinen Sohn kommen, werde ich ohne weitere Rückmeldung Strafanzeige wegen des Verdachtes der Verletzung der Fürsorge und Erziehungspflichten gemäß §171 StGB stellen“.
„Jetzt geht das ganze Corona-Chaos offenbar wieder los“
Er sei zeitweise alleinerziehend, berufstätig, wie viele andere Eltern auch, und somit auf eine verlässliche Betreuung seines Sohnes in der Schule angewiesen. Sein Sohn, der eine achte Klasse besucht, habe zudem einen vollständigen Impfschutz. „Und jetzt geht das ganze Corona-Chaos, das laut Politik mit Unterrichtsgarantie verhindert werden sollte, offenbar wieder los“, so Strehlke, der einigen Gladbeckern aus seiner aktiven Zeit bei den Grünen oder dem Bürgerforum der A52-Gegner bekannt sein dürfte. Er vermisse zudem eine öffentliche Aufforderung der Bürgermeisterin, „dass sich jetzt alle Schulkinder ab zwölf Jahren impfen lassen sollten. Das erhöht doch die Sicherheit an den Schulen und letztlich auch für alle Gladbecker“.
Stadt weist auf Impfmöglichkeit hin
Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus, weist die Kritik gegenüber Bettina Weist zurück. Die Bürgermeisterin habe vor dem Schulstart in einem Elternbrief für die Erhöhung des Schutzes durch die Impfung junger Gladbecker geworben und auf die geplanten Impfaktionen der Stadtverwaltung hingewiesen.
Ein Aufruf für Kinder ab zwölf Jahren sei da nicht möglich gewesen, „weil die Ständige Impfkommission zu diesem Zeitpunkt noch keine Impfempfehlung für die zwölf- bis 16-Jährigen ausgesprochen hatte“. Die Schutzimpfung ab zwölf Jahren sei aber auch bei der Impfbus-Aktion kommenden Freitag möglich, „genaue Standorte und Zeiten werden noch mitgeteilt“, so Schmidt
Ulrich Elsen, Rektor der Erich-Kästner-Realschule in Brauck, bestätigt auf Anfrage die positiven Corona-Fälle. „Wir haben zum Unterrichtsbeginn am Mittwoch alle Schüler mit Schnelltests auf Covid-19 getestet.“ Dabei habe sich in einer achten Klasse bei zwei Kindern ein positiver Test ergeben. Er habe daraufhin zur Sicherheit zunächst die gesamte Klasse mit 30 Kindern in Quarantäne geschickt, und bei den Verdachtsfällen darauf hingewiesen, einen PCR-Test machen zu lassen. Diese seien positiv ausgefallen. „Die Infektionen haben sich außerhalb ereignet, in der Schule werden alle Schutzvorschriften penibel eingehalten“. Das Gesundheitsamt des Kreises habe als Aufsichtsbehörde letztlich entschieden, „dass nicht nur Kontaktpersonen, sondern die gesamte Klasse in Quarantäne verbleibt“. Dies gelte nicht für Kinder, die einen vollständigen Impfschutz haben. Elsen: „Ihnen ist freigestellt, den Distanzunterricht mit der Klasse zu nutzen, oder auf Nachbarklassen verteilt zu werden, um in Präsenz die Schule zu besuchen.“
Warum ist die ganze Klasse in Quarantäne geschickt worden?
Doch warum wurde die ganze Klasse in Quarantäne geschickt? Zum Einzelfall beziehe die Kreisverwaltung keine Stellung, so Sprecherin Svenja Küchmeister. Es gelte aber bei jedem betätigten Fall, die konkreten Faktoren abzuwägen. Grundlage sei ein entsprechender Erlass des Gesundheitsministeriums NRW vom 12. August. Demnach sei eine differenzierte Betrachtung der Klassensituation wichtig, damit in der Regel nur einzelne Schülerinnen und Schüler oder Lehrkräfte (umgebende Sitznachbarn, sonstige engere Kontaktpersonen), nicht jedoch ganze Bezugsgruppen ausgeschlossen werden müssen. Dies gelte, wenn bei einem Infektionsfall alle Schüler und Lehrer während des Unterrichts einen Mund-Nasen-Schutz korrekt getragen haben, alle anderen empfohlenen Standard-Maßnahmen inklusive korrekter Lüftung eingehalten und Abstandsregelungen während des Unterrichts für kumulativ nicht länger als 15 Minuten unterbrochen wurden. Ein weiterer Faktor, der eine Rolle bei der Bewertung des Kreisgesundheitsamtes zur Quarantäne spielen könne, „ist die Größe des Klassenraumes und die darin anwesenden Personen“.
Svenja Küchmeister bestätigt, dass aktuell auch an weiteren Schulen in Gladbeck Quarantänen ausgesprochen werden mussten, und sich noch Verdachtsfälle in Überprüfung befänden. „Konkrete Standorte werden vom Kreis-Gesundheitsamt aber nicht benannt.“