Gladbeck. Der Schulstart steht bevor. Ungeimpfte Schüler, steigende Inzidenzen – aber auch für Gladbecks weiterführende Schulen gibt es keine Luftfilter.
In einer Woche, am 18. August, enden die Ferien und alle Gladbecker Schulen starten in den Lehrbetrieb. Gleichzeitig liegt die Inzidenz in der Stadt aktuell so hoch, wie in keiner anderen Kommune in NRW. Jetzt steht aber fest, dass auch die weiterführenden Schulen in Gladbeck keine mobilen Luftfilter kurzfristig über das Förderprogramm des Landes erhalten können.
Das hat eine Überprüfung der Stadtverwaltung aller Klassenräume an Hauptschule und Realschulen, an Gymnasien sowie Gesamtschule jetzt ergeben. Wie schon zuvor für die Grundschulen ermittelt wurde, erfüllt auch keine Klasse an weiterführenden Schulen die Förderrichtlinie des Landes einer nur eingeschränkten Lüftungsmöglichkeit (z.B. Fenster lediglich kippbar). Bürgermeisterin Bettina Weist hofft nun auf Unterstützung aus Düsseldorf, um auf andere Weise die Luftqualität in den Klassen zu verbessern, und das Infektionsrisiko senken zu können.
Alle Klassenräume in Gladbeck lassen sich ausreichend über Fenster lüften
Sie hat sich dazu mit einem Schreiben an Schulministerin Yvonne Gebauer und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gewandt. „Unser gemeinsames oberstes Ziel ist es sicherlich, in diesem Herbst und Winter Schule weiterhin im Präsenzunterricht zu behalten“, schreibt die Bürgermeisterin. Sie fordert daher eine Ausweitung der finanziellen Förderprogramme des Landes, um fest installierte Zu- und Abluftanlagen in den Klassenräumen einbauen zu können. Diese vom Bundesumweltamt und Städtetag NRW empfohlenen Anlagen würden „auch in Zukunft krisenunabhängig zur Verbesserung der Raumluft beitragen“. Starten wolle die Stadt mit dem Einbau in den Klassenräumen der Grundschulen, „da den Kindern dieser Altersgruppe noch keine Impfangebote gemacht werden können“.
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Schulen sollen PCR-Tests nun selbst bestellen
Vor dem Schulstart ärgert sich der Rektor der Erich-Fried-Schule, Peter Washausen, darüber, dass die Schulen jetzt selbst die vorgeschriebenen PCR-Tests bestellen müssen.
Warum könne die bisherige Regelung der vom Land zur Verfügung gestellten Kits nicht beibehalten werden? „Statt bei der eh’ schon aufwendigen Test- und Dokumentationspflicht zu entlasten, wird den Schulen immer noch ein Schüppchen oben drauf gelegt“.
Die designierte Schulleiterin der Wilhelmschule, Hendrike Satow, würde den Einbau einer Zu-/Abluftanlage an ihrer Grundschule befürworten. „Es ist doch alles zu begrüßen, was dabei hilft, die Infektionsgefahr zu senken und den Präsenzunterricht sicherzustellen“, so die Pädagogin. Sie habe vor den Sommerferien feststellen müssen, dass trotz guter Querluftmöglichkeit in ihrer Klasse „an heißen Sommertagen mit keiner Windbewegung die Luftqualität unter einen kritischen Wert sinken kann“. Dies habe der von der Stadt zur Verfügung gestellte Kohlendioxid-Warner angezeigt, so dass eine Luftschnapppause erfolgte. Schuldezernent Rainer Weichelt hatte zudem angekündigt, dass alle Klassen zum Schulstart einen CO2-Warner erhalten sollen. Diese Geräte hatten aber noch keine der von der WAZ befragten Schulen erreicht.
Rektoren befürworten, Impfangebot für Kinder und Jugendliche wahrzunehmen
Das Luftschnappen wichtig sei, habe auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) beim Tragen von FFP2-Masken empfohlen, sagt Hauptschulrektor Peter Washausen. Die generelle Maskenpflicht im Unterricht gelte ja auch zum Schulstart weiter. Die sichereren FFP2-Masken sollten indes laut BAuA nicht länger als 75 Minuten am Stück mit Mindesterholungspause von 30 Minuten getragen werden, „aber wie sollen Pausen von Schülern und Lehrern funktionieren, wenn das im vollgepackten Stundenplan gar nicht möglich ist“, fragt Washausen. Schön wäre, wenn die Masken nicht mehr nötig seien, „da sie die Atmung erschweren und auch die gegenseitige Verständlichkeit im Unterricht beeinträchtigen“.
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Das Lehrerkollegium sei nun durchgeimpft, „so sind alle zur Planung für die gesamte Stundentafel auch am Nachmittag jetzt wieder an Bord“, so Washausen weiter. Er würde es begrüßen, wenn auch viele seiner Schülerinnen und Schüler das Impfangebot wahrnehmen, „zum Schutz der Kinder selbst und auch der Allgemeinheit“. Denn wenn die Herdenimmunität nicht erreicht werde, „kommen wir aus der Situation dieser ständigen Aufs und Abs der Inzidenzen nicht heraus“.
PCR-Schnelltests werden weiter regelmäßig durchgeführt
Das Impfangebot anzunehmen sei jedem selbst überlassen, sagt der Rektor der Anne-Frank-Realschule, André Luciga. Privat halte er die Impfung ab zwölf Jahren aber für sinnvoll, „da sie zu mehr Sicherheit beiträgt und der Nutzen offensichtlich höher ist als die Gefahren“. An der Schule werde freilich auch, wie vorgeschrieben, weiter zwei Mal pro Woche ein PCR-Schnelltest in den Klassen durchgeführt sowie auf die Lüftungs- und weiteren Schutzregeln geachtet. Auch für ihn sei es Ziel, „dass jetzt in Präsenz ohne Unterbrechung unterrichtet wird. Ein geregelter Ablauf ist für die Kinder und ihre Familien nach den anstrengenden vergangenen Schuljahren sehr wichtig.“