Gladbeck. Die Corona-Krise wird auch den Unterricht an Schulen in Gladbeck verändern. Ein großes Problem: fehlende Endgeräte und mangelnde Kompetenz.
Die Corona-Pandemie wird auch Auswirkungen auf die Schulen haben und den Unterricht künftig verändern. Während des Lockdowns mussten Schulleitungen und Lehrer Wege finden, um neue Konzepte des digitalen Lernen umzusetzen. Einiges wollen die Schulen beibehalten.
Die plötzliche Notwendigkeit des Homeschoolings sei eine Herausforderung gewesen, „die uns unerwartet erwischt hat“, sagt Ulrich Elsen, Leiter der Erich-Kästner-Realschule. „Das hat uns aber auch gezeigt, dass wir Nachholbedarf beim Thema Digitalisierung haben“, so Elsen und erhofft sich nun einen Digitalisierungs-Schub. Videokonferenzen und Whats-App-Gruppen zählten etwa zu den Möglichkeiten, die die Lehrer der Realschule genutzt haben – all das könnten auch weiterhin zusätzliche Angebote sein. Vorstellbar seien etwa Sprechstunden per Video zum individuellen Lernen. „Die Art zu unterrichten, wird sich in Richtung Digitalisierung entwickeln“, ist der Schulleiter überzeugt.
Rechnerzahl wird erhöht
Ein großes Manko sei oftmals die Leitung zwischen Sender und Empfänger etwa bei Videokonferenzen gewesen, so Alrun ten Have, Schulleiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. „Die Bilder stockten immer wieder mal. Da ist noch viel nachzuarbeiten.“
„Im Mai 2021 wird es die komplette Breitband-Anbindung aller Schulen in Gladbeck geben, um schnelles Internet für alle zu haben“, so Schulamtsleiterin Bettina Weist. Zudem soll etwa die Rechnerzahl an den Schulen erhöht werden. Je nach Bedarf und für die Schulen frei wählbar soll es Standrechner oder Tablets geben.
Die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule hat während des Lockdowns zu erledigende Aufgaben ihren Schülern über die Schul-Homepage zur Verfügung gestellt. „Die ganze Kommunikation mit Schülern und Eltern lief über den offenen Bereich“, sagt Schulleiterin Alrun ten Have. Für den internen Bereich ist eine Registrierung notwendig. „Nur etwa ein Drittel unserer Haushalte ist registriert. Viele wussten nicht, wie dies funktioniert. Das war dann schon zu viel digitale Technik“, so ten Have. Eine eigene Plattform zu etablieren, ohne dass die Schüler zuvor je damit gearbeitet haben, hätte nicht funktioniert.
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Schulen setzen auf digitale Lernplattform
Nach den Ferien solle aber die vom Schulministerium empfohlene digitale Lernplattform Logineo etabliert werden. Darauf setzen auch weitere Schulleiter. „So werden auch diejenigen Kinder nicht vom Unterricht ausgeschlossen, die nicht zur Schule gehen können“, so ten Have. Ein Problem werde aber auch dann weiter bestehen: „Digitale Endgeräte sind bei den Schülern nicht ausreichend vorhanden.“ Viele hätten während der Schulschließung daher ausschließlich über ihr Handy die Aufgaben bearbeitet. Die Gesamtschule macht daher nun eine Erhebung, um herauszufinden, welche Endgeräte in den Familien vorhanden sind.
Fehlende Geräte bemängeln auch Ulrich Elsen sowie Stefan Weijers, Geschäftsführer der Waldorfschule. Schulamtsleiterin Bettina Weist stellt aber in Aussicht, dass mit Bundes- und Landesmitteln Geräte angeschafft werden sollen, die die Schulen dann je nach Bedarf an einzelne Schüler mit einem Leihvertrag verteilen können. „So soll auch die Bildungsgerechtigkeit wieder hergestellt werden, dessen Ungleichgewicht in der Phase des Lockdowns aufgefallen ist“, so Weist.
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An der digitalen Kompetenz der Schüler hapert es
Was einigen Schulleitungen ebenfalls aufgefallen ist: An der digitalen Kompetenz der Schüler hapert es. „Die Schüler können zocken und an ihren Handys rumdaddeln, eine Tabellenkalkulation erstellen oder einen PC einrichten können viele indes nicht“, so Weijers. Das bestätigt auch Ulrich Elsen. „Heute werden überwiegend nur noch Sprachnachrichten verschickt, eine Tastatur aber ist etwa kein Gerät mehr, das genutzt wird“, bemängelt Elsen, der auch Informatik unterrichtet. Nun komme es darauf an, so Weijers, dass man als Schule in diesen Feldern Kompetenzen schaffe. Häufig sei aber auch die Lehrerschaft überaltert, mitunter schwierig, Kollegen für neue digitale Wege zu begeistern. „Oft ist die Bereitschaft da, aber innerhalb von zwei bis drei Wochen lässt sich nicht alles gleich auf den Weg bringen“, sagt Weijers.
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Auch die Unterstützung in den Elternhäusern sei sehr unterschiedlich. „Die Erfahrungen haben uns Lehrern gezeigt, wir sind durch Maschinen nicht zu ersetzen.“ Gute Schüler mit guter Ausstattung seien auch während der Schulschließungen gut klar gekommen, „für ein Gros aber ist individuelles Fördern nötig“, berichtet ten Have.
Digitalisierung ist an Grundschulen noch kein großes Thema, so Ute Kirsten, Leiterin der Mosaikschule. Vereinzelt habe es Videoschalten mit einigen Schülern gegeben, als eine Form des Kontakthaltens. Auffällig sei gewesen, wie sehr die Kinder die Gemeinschaft vermisst haben und sich so auf den wieder startenden Schulbetrieb gefreut hätten.