Gladbeck. Ältere Menschen als eine besonders gefährdete Gruppe sollen eine Drittimpfung gegen das Coronavirus bekommen. So weit sind die Pläne in Gladbeck.

Die Impfungen gegen das Coronavirus gehen weiterhin nur schleppend voran. Doch noch während Skeptiker generell von der Spritze überzeugt werden sollen, diskutieren Fachleute aus Medizin, Wissenschaft und Politik über eine Auffrischung des Impfschutzes. Angedacht ist, sie zuerst alten Menschen und Immungeschwächten zu ermöglichen. So weit sind die Planungen in Gladbeck.

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Allen voran wären niedergelassene Mediziner für diese Aufgabe gefragt, sollen doch die Impfzentren – wie das in Recklinghausen – demnächst ihre Tore schließen. Lena Heimers erklärt: „Nach Aussage des Landes läuft die finanzielle Förderung bis zum 30. September.“ Deswegen seien Impfzentren für Drittimpfungen nicht vorgesehen, so die Sprecherin des Kreises Recklinghausen.

Viele Fragen zur Organisation und Umsetzung sind noch unbeantwortet

Die Kassenärztlichen Vereinigungen in Nordrhein-Westfalen, also die für Gladbeck zuständige KV Westfalen-Lippe und die KV Nordrhein, melden: „Niedergelassene Ärzte stehen für mögliche dritte Corona-Impfung bereit.“ Diese Aussage bestätigt Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes Gladbeck: „Wir impfen derzeit nach wie vor zum ersten und zweiten Mal. Eine Drittimpfung dürfte aber keine Probleme machen.“

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Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes Gladbeck, sieht derzeit kein Problem darin, in den Praxen Drittimpfungen zu verabreichen.
Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes Gladbeck, sieht derzeit kein Problem darin, in den Praxen Drittimpfungen zu verabreichen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Allerdings seien bis jetzt einige zentrale Fragen offen. Allen voran fehle eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine Auffrischungsspritze. Das stellt Lena Heimers ebenfalls klar. Außerdem, so Nagel, „haben wir noch keine Informationen über die Abläufe und die Bestellung der Impfstoffe“. Der Arzt sagt: „Ich stelle mir es so vor, dass – wie zu Anfang – mobile Teams bei Sonderaktionen impfen.“ Indes sei dies lediglich eine Annahme, „denn wir wissen nichts Konkretes“.

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Dass die Ärzteschaft mit dieser Aufgabe überfordert sein könnte in Anbetracht anstehender Grippe-Impfungen, befürchtet Nagel nicht. Er erläutert: „Das wird nicht so problematisch, weil wir seit Jahren gegen Grippe impfen. Wir haben dazu keine aufwendige Aufklärungsarbeit wie bei Corona.“ Pieks gegen Pneumokokken, Gürtelrose, Grippe und andere Krankheiten gehörten zum Berufsalltag und seien „delegationsfähige Leistungen“.

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Wie die Gesundheitsminister der Länder beschlossen haben, sollen laut KV besonders vulnerable Personengruppen ab September eine Covid-Auffrischungsimpfung erhalten können. Das betreffe zunächst primär Pflegebedürftige im eigenen Zuhause und Menschen in Pflegeeinrichtungen, so Vanessa Pudlo. Immungeschwächte sind laut KVWL-Pressesprecherin ebenso in die Pläne einbezogen: „Es steht jedoch nicht fest: Wer fällt darunter?“

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Lena Heimers, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen, räumt ein, dass viele Punkte zur Auffrischung der Corona-Immunisierung noch ungeklärt sind.
Lena Heimers, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen, räumt ein, dass viele Punkte zur Auffrischung der Corona-Immunisierung noch ungeklärt sind. © Kreis Recklinghausen

Sie fügt hinzu: „Auch die Frage der Impfstoffbestellung ist noch nicht klar. Bisher ist es so, dass Ärzte in der Apotheke bestellen.“ Wenn die Drittimpfung als Regelversorgung in den Praxen organisiert sei, werde es wohl derart ablaufen. Gemeinsam mit den Pflegeeinrichtungen vor Ort könnten sie die Impfungen individuell durchführen. Pudlo und Lena Heimers weisen ausdrücklich darauf hin: Termine werden dann ausschließlich über die Praxen und nicht über die KV oder das Impfzentrum vereinbart.

„Ja“ zur Auffrischung

Caritas-Vorstand Rainer Knubben wäre froh, „wenn die Drittimpfung bald kommt“: „Auch wenn rein wissenschaftlich unklar ist, ob und wie die Wirkung der ersten Spritzen nachlässt.“ Diese liegen bei einigen Menschen in den Caritas-geführten Häusern bereits länger als ein halbes Jahr zurück.

Knubben berichtet: „Im St.-Altfrid-Haus waren wir schon am 28. Januar mit der zweiten Impfung fertig.“ Der Caritas-Vorstand befürwortet das Angebot einer Auffrischung und sagt: „Wir haben mittlerweile die Routine und das Knowhow, Drittimpfungen möglichst zügig zu verabreichen.“

Vanessa Pudlo sagt mit Nachdruck: „Wir sind jetzt in einer ganz anderen Situation als Anfang des Jahres, als wir schnell einen Impfschutz aufbauen mussten. Die Menschen müssen jetzt nicht unruhig werden.“ Die Wirksamkeit der bereits erfolgten Immunisierung ende ja nicht ad hoc.

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Heimers berichtet: „Das Land steht im engen Austausch mit den Kassenärztlichen Vereinigungen. Es ist zurzeit die Frage, ob beim Kreis ein kleines Team gebildet wird, das die mobilen Impfungen koordiniert. Aber alles ist noch ganz vage. Es gibt verschiedene Überlegungen beim Ministerium.“

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