Gladbeck. Urlaubszeit ist Reisezeit. Auch in den Kreis Recklinghausen und nach Gladbeck kommen jetzt einige Urlauber mit dem Virus zurück.

Seit einer Woche sind nun Sommerferien in NRW – für viele die Hauptreisezeit im Jahr. Einige Menschen zieht es wieder ins Ausland, auch in Länder, in denen sich die Delta-Variante verstärkt ausbreitet. Für Reiserückkehrer aus bestimmten Gebieten gelten zwar gewisse Regeln, dennoch rechnen viele aufgrund der Urlauber mit wieder deutlich steigenden Infektionszahlen. Und auch im Kreis Recklinghausen hat sich die Delta-Variante bereits jetzt schon weiter ausgebreitet.

Auffällig sei dabei, dass die Indexpersonen, bei denen die Mutation als erstes nachgewiesen werde und die dann wiederum weitere Personen ansteckten, immer öfter im Zusammenhang mit Auslandsreisen stünden, so die Kreisverwaltung. „In den vergangenen Wochen hat sich leider häufiger herausgestellt, dass das Virus aus dem Urlaub mitgebracht wurde“, so Dr. Jutta Hullmann, Leiterin des Gesundheitsamts des Kreises Recklinghausen.

Gefährlich vor allem in Ländern mit wenigen Corona-Regeln

Aktuell melden sich pro Tag im Schnitt knapp 200 Einreisende bei der Kreisverwaltung. Die meisten von ihnen kehren aus der Türkei zurück, aber auch andere beliebte Reiseziele wie Spanien, Ägypten oder England werden häufig genannt. „Gefährlich wird es vor allem in Ländern, die Einwohnern und Besuchern nur noch wenige Regeln zum Schutz gegen das Corona-Virus auferlegen, oder in bekannten Partyhochburgen wie in Lloret de Mar oder auf Mallorca“, so Dr. Hullmann weiter.

Auch Hausarzt Stephan Arntz machen die Reiserückkehrer Sorgen. „Gerade bei Jüngeren zwischen 18 und 25 Jahren, die noch nicht geimpft sind, gehe ich davon aus, dass die Infektionen aufgrund von Reisen zunehmen werden.“ Im Urlaub seien viele aktiver, lernten mehr Leute kennen, träfen sich in größeren Gruppen. Auch dass jetzt in NRW mit der neuen Inzidenzstufe 0 Diskos wieder öffnen, sieht der Mediziner kritisch. Zudem weist er darauf hin: „Auch Geimpfte können das Virus weitertragen“.

1719 Reiserückkehrer in den vergangenen zehn Tagen

In den vergangenen zehn Tagen (Stand Freitag) sind in den Kreis Recklinghausen 1719 Reiserückkehrer eingereist. Der Hauptteil (1200) kam aus der Türkei zurück. Die Türkei gilt als Risikogebiet. Wer aus einem solchen wieder einreist, muss einen Test machen. Ist dieser negativ, ist keine Quarantäne nötig.

Wer aus einem Hochinzidenzgebiet kommt, dazu zählen etwa Indien, Tunesien oder Zypern, darf nur mit einem negativen Testergebnis einreisen. Zusätzlich sind zehn Tage Quarantäne nötig. Mit einem Negativtest am fünften Tag nach der Einreise kann diese aber verkürzt werden. „Die meisten Reisenden aus einem Hochinzidenzgebiet kamen aus Ägypten, es waren 30“, so Kreissprecherin Svenja Küchmeister.

Aus einem Virusvariantengebiet kamen die meisten (ebenfalls 30) aus Großbritannien. Auch sie dürfen nur mit einem Negativtest einreisen und müssen 14 Tage in Quarantäne. „Diejenigen melden wir am siebten Tag nach der Einreise zur Sicherheit zu einem Test an, um zu verhindern, dass auf diesem Wege der Reiserückkehrer weitere Infektionen zu uns gelangen.“

Wie viele der Reiserückkehrer infiziert sind, kann der Kreis auf Anfrage nicht beantworten. „Die, die einreisen, müssen ja einen Negativtest machen. Es kann aber auch sein, dass ein Test erst eine Woche nach der Rückkehr positiv ist. Dann ist davon auszugehen, dass die Infektion von der Reise mitgebracht wurde“, so Küchmeister.

Kreisgesundheitsamt kontaktiert Reiserückkehrer mit Auflagen

Alle Urlauber, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, müssen sich vor Einreise digital unter www.einreiseanmeldung.de registrieren. „Das Kreisgesundheitsamt zieht sich jeden Tag diese Daten und schaut, wer eingereist ist“, erklärt Kreissprecherin Svenja Küchmeister. Jeder, der aufgrund seines Reiseziels Auflagen wie eine Test- oder Quarantänepflicht hat, bekommt einen Anruf von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes. „Wir versuchen alle Eingereisten mit Auflagen zu kontrollieren. Bei Reiserückkehrern sind wir in die Kontrolle eingebunden“, so die Sprecherin. Denn: Normalerweise kontrolliert der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) die Einhaltung von Quarantänen. Wie aber auch bei allen anderen angeordneten Quarantänen kontrolliert der KOD auch Reiserückkehrer nur bei einem Hinweis auf Missachtung der Quarantäne. „Alles andere ist nicht zu leisten“, so Stadtsprecher David Hennig.

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Die Reiserückkehrer machten im Kreisgesundheitsamt einen riesigen zusätzlichen Arbeitsaufwand aus. „Bisher können wir den Aufwand noch stemmen“, sagt Svenja Küchmeister. Grundsätzlich schaue der Kreis aber mit „sehr gemischten Gefühlen“ auf die Urlaubszeit. „Es ist menschlich nachvollziehbar, dass viele nun den Wunsche haben zu entfliehen, und mal etwas anderes zu sehen. Aber: Wir sehen bei den Infektionen bei Reiserückkehrern, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist.“ Es gebe einige Menschen, die von Urlaubsreisen zurückkehren, die infiziert sind.

Aktuell gibt es kreisweit 21 aktive Fälle der Delta-Variante

Alle Urlauber, die mit dem Flugzeug einreisen, müssen, egal, ob sie aus einem Risikogebiet kommen oder nicht, eine Regel einhalten: Vor dem Abflug müssen sie dem Beförderer ein negatives Testergebnis, einen Impf- oder einen Genesenen-Nachweis vorlegen.

Auch die Delta-Variante hat sich im Kreis Recklinghausen bereits weiter ausgebreitet. 21 aktive Fälle gibt es derzeit kreisweit. 15 Menschen, die sich mit der Mutation angesteckt haben, gelten bereits als wieder genesen. Darunter acht Menschen aus Gladbeck. Aktuell sind in Gladbeck fünf Menschen mit der Delta-Variante infiziert. „Das sind zumindest die Fälle, von denen wir wissen, bei Tests beim Hausarzt wird in der Regel nicht typisiert“, erklärt Küchmeister. Das Gesundheitsamt geht wie das Robert-Koch-Institut (RKI) davon aus, dass mittlerweile mehr als die Hälfte aller Infektionen auf diese Variante zurückgehen. Anfang Mai wurde sie zum ersten Mal im Kreis Recklinghausen, in Gladbeck, nachgewiesen. Dieser Fall stand bereits im Zusammenhang mit einer Auslandsreise.