Gladbeck. Der Rathauspark in der Innenstadt von Gladbeck entwickelte sich über Jahrzehnte zur Erholungsfläche. Auch die Kultur fand hier eine Adresse.

Er ist der grüne Fleck mitten in der Innenstadt von Gladbeck, ein Kleinod, eine ruhige Oase, aber gleichzeitig auch Gladbecks Kulturzentrum: Der Rathauspark samt Pastoratswäldchen zwischen Bottroper- und Wilhelmstraße. Ein zentraler Erholungsraum von hoher Bedeutung, so der Grün- und Umweltexperte Dr. Dieter Briese. Vor allem der Rathauspark der zweiteiligen Parkanlage hat sich langsam im Laufe der letzten Jahrzehnte als Grünanlage zwischen Rathaus und Hallenbad entwickelt und wurde 2014 noch einmal deutlich aufgewertet.

Das Pastoratswäldchen hingegen ist ein gutes, altes Stück Gladbeck – diese kleine bewaldete Fläche gibt es so mindestens schon seit mehr als 100 Jahren. Der Name erinnert daran, dass dort, an der Friedrichstraße, etwa in Höhe der heutigen Stadthalle, ab circa 1740 das Pastorat (Pfarramt) der Pfarrgemeinde St. Lamberti ansässig war. Zuvor war es am Kirchplatz angesiedelt gewesen, direkt neben der Kirche. An der Friedrichstraße lag es in den ersten Jahren noch inmitten von Gärten, Wiesen und Äckern. Nur drei Nachbarhäuser sowie eine Schmiede standen in der näheren Umgebung, es gab auch einen Teich.

Am Rande des Pastoratswäldchen entstand das Kulturzentrum

Rathauspark und Pastoratswäldchen von oben: Oberhalb des roten Rathaus-Neubaus der Rathauspark mit dem Hallenbad (grünes Dach), gut zu erkennen ist der diagonale Weg und die beiden Stadthäuser. , davor die Neue Galerie. Links das Pastoratswäldchen mit Stadthalle (unten) und Riesener-Gymnasium (oben).
Rathauspark und Pastoratswäldchen von oben: Oberhalb des roten Rathaus-Neubaus der Rathauspark mit dem Hallenbad (grünes Dach), gut zu erkennen ist der diagonale Weg und die beiden Stadthäuser. , davor die Neue Galerie. Links das Pastoratswäldchen mit Stadthalle (unten) und Riesener-Gymnasium (oben). © Hans Blossey

Im Laufe der Zeit verwandelte sich das Gelände. Ende der 20er Jahre wurde am Rande des Wäldchens das Dienstwohnhaus des ersten Gladbecker Oberbürgermeisters Michael Jovy gebaut: Das 1929 bezogene Haus war eine moderne Stadtvilla, eine Vorzeigeimmobilie der jungen Stadt Gladbeck. Nach dem Krieg war dort zunächst die Militärverwaltung, später das Gesundheitsamt untergebracht. Nun ist es es schon seit langem das Domizil der VHS.

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Das Lamberti-Pastorat bestand an der Friedrichstraße bis 1969 – dann zog es zur Horster Straße. Für die Zeit danach hatte die Stadt andere Pläne mit dem Pastorat-Areal: Behutsam und Stück für Stück baute sie in das Wäldchen ein multifunktionales Kulturzentrum: Zunächst 1979 das Jugendzentrum, 1983 die Stadtbücherei, 1987 die Stadthalle. Das Pastoratswäldchen bildete die grüne, inspirierende Kulisse dieser Kulturstandorte. Auf der Westseite wurde genauso behutsam das Riesener-Gymnasium in Richtung Wäldchen ausgeweitet, es schmiegt sich unmittelbar an die stattlichen Bäume. Der kleine Wald selbst wurde zunächst wenig genutzt, ist aber, so Umweltexperte Briese, „klimatologisch von hohem Wert für die Innenstadt“.

Für den Rathauspark wichen Viktoria- und Gustavstraße

Der Rathauspark (links) etwa um 1960: Links am Rathaus führt noch die Viktoriastraße vorbei, links am Bildrand ist die Gustavstraße zu sehen (heute: Weg zum Hallenbad). Unten an der Viktoriastraße das Gebäude der Stadtkasse (zuvor Bankhaus Küster & Ullrich), dahinter die Villa des Zahnarztes Lothar Hoppe. Wo vormals die Turnhalle des Lyzeums stand, ist der Neubau der Stadtbücherei zu sehen (heute Restaurant Mundart mit Neuer Galerie). Ganz links ist die Gustavstraße zu sehen. Auf der westlichen Seite entstand 1967 das Hallenbad.
Der Rathauspark (links) etwa um 1960: Links am Rathaus führt noch die Viktoriastraße vorbei, links am Bildrand ist die Gustavstraße zu sehen (heute: Weg zum Hallenbad). Unten an der Viktoriastraße das Gebäude der Stadtkasse (zuvor Bankhaus Küster & Ullrich), dahinter die Villa des Zahnarztes Lothar Hoppe. Wo vormals die Turnhalle des Lyzeums stand, ist der Neubau der Stadtbücherei zu sehen (heute Restaurant Mundart mit Neuer Galerie). Ganz links ist die Gustavstraße zu sehen. Auf der westlichen Seite entstand 1967 das Hallenbad. © Stadtarchiv

Der eigentliche Rathauspark entwickelte sich ebenfalls erst in der Nachkriegszeit peu á peu zur grünen Achse. Dies war allerdings eher eine zufällige Stadtentwicklung – es hätte auch in die Richtung einer Verdichtung mit Wohn- und öffentlicher Bebauung werden können. Denn das Gebiet war anfangs durchzogen von Viktoriastraße und Gustavstraße, die beide die Bottroper Straße mit der Friedrichstraße verbanden. An ihnen lagen Schulen, eine Bank, zwei Stadtvillen, einst das evangelische Gebetshaus. Ursprünglich sollte dort eine große Stadthalle entstehen. Alle Gebäude verschwanden aber über die Jahrzehnte.

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Gladbecks Stadtväter hatten sich auch zu einer aufgelockerten Entwicklung entschlossen: 1954 eröffnete auf dem Areal die Stadtbücherei (heute Neue Galerie), 1967 wurde das Hallenbad fertig gestellt – Gustav- wie Viktoriastraße verschwanden oder wurden zu Wegen zurückgebaut. Anfang der 70er wurden die einstigen Bürotürme der Stadtverwaltung errichtet, längst von dem ansehnlichen Klinkerbau des Neuen Rathauses ersetzt. Das verbliebene Freigelände gestaltete man zur Freizeit- und Kulturnutzung um.

Die Stadt Gladbeck investierte knapp eine Million Euro in die Aufwertung des Parks

Am Rande des Pastoratswäldchens entstand das Kulturzentrum mit Mathias-Jakobs-Stadthalle, Stadtbücherei und Jugendzentrum.
Am Rande des Pastoratswäldchens entstand das Kulturzentrum mit Mathias-Jakobs-Stadthalle, Stadtbücherei und Jugendzentrum. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

2014 wurde diese „grüne Achse“ Richtung Jovypark und Wittringen, gut 7500 Quadratmeter groß, für knapp 900.000 Euro aufgehübscht – ein neuer diagonaler Weg wurde gebaut, die Aufenthaltsflächen u.a. durch neue Sitzgelegenheiten aufgewertet, der Spielplatz zu einem Wasserspielplatz umgestaltet, eine Boulebahn angelegt und der Skulpturenpark, auch mit neuer LED-Technik, ins rechte Licht gesetzt. Im benachbarten Rathaus freut man sich, dass der Park inzwischen besser denn je von der Bürgern angenommen wird.

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Attraktiver gestaltet wurde zur gleichen Zeit auch das Pastoratswäldchen – aus den Trampelpfaden im relativ dicht bewachsenen Waldstück wurden richtige Wege, es kam eine Beleuchtung hinzu. Gut 50.000 Euro wurden investiert. Allein ein rund 680 Quadratmeter großes Wegenetz entstand, das, so die Verwaltung, rege von der Bevölkerung als „kurzer Weg“ in die Innenstadt genutzt wird. Zurückgeschnitten wurde die zu üppige Vegetation, gleichzeitig wurde neues Grün gepflanzt.

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Rathauspark und Pastoratswäldchen sind schon heute das grüne Rückgrat der City. Das für die zukünftige Innenstadtentwicklung angedachte Viktoria-Quartier (durch Umgestaltung des Rathausparkplatzes und Abriss des Sparkassenturms) kann der Parkanlage langfristig nur gut tun und seine Attraktivität festigen.

Park ist gut besucht

Die Wege im Rathauspark erhielten bei der Umgestaltung 2014 künstlerisch gestaltete Leitlinien – zum Teil von Licht unterstützt. Die Randeinfassungen sind als Führung für blinde Menschen um drei Zentimeter gegenüber der Wegefläche erhöht. Die Eingänge in den Park und die Treppen wurden mit taktilen Leitsteinen ausgerüstet.

Der Bau des Wasserspielplatzes wurde in Zusammenarbeit mit Beton-Künstlern und einem Spielgerätehersteller in die Tat umgesetzt. Er wird, so die Einschätzung der Stadt, intensiv von jungen Familien mit ihren Kindern besucht. Überhaupt werde der Park vor allem am Nachmittag und am Abend zum Verweilen, Picknicken oder zum Spielen von Jung und Alt gut frequentiert.

Die einzelnen Folgen der Serie „Parks in Gladbeck“ gibt es hier:

Folge 1: Der Stenspark – vom gefragten Ausflugsziel zum ruhigen Naturidyll

Folge 2: Der Wittringer Wald – das Juwel unter den Grünanlagen

Folge 3: Der Jovypark – Schmuckstück mit Postkarten-Idyll

Folge 4: Der Nordpark – für viele die schönste Grünanlage in Gladbeck

Folge 5: Der Südpark – die grüne Lunge im Ortsteil Brauck

Folge 6: Der Stadtteilpark Butendorf – ein Zufallsprodukt der Stadtplaner

Folge 7: Der Park Rentfort-Nord – das schöne Grün im Verborgenen