Gladbeck. Eigentlich waren auf der citynahen Fläche in Gladbeck Häuser geplant. Doch der Boden bot einige Überraschungen: So entstand ein besonderer Park.

Der Stadtteilpark Butendorf an der Horster Straße kurz vor der B 224 und nahe der Stadtmitte ist ein städtebauliches Zufallsprodukt. Aber eines, das es in sich hat: Der Stadtteilpark, der Ende der 90er Jahre in Gladbeck entstand, wird rege genutzt und ist Dank der Skateranlage nicht nur stadtweit, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Ursprünglich sollte an dieser Stelle des Stadtgebietes eine citynahe Wohnbebauung entstehen – ähnlich wie die am nahen Riekchenweg, am Lindemannsweg oder Steigerweg. Das 40.000 Quadratmeter große Areal ist nämlich Bestandteil des berühmten Bebauungsplans „75/1 Butendorf-Ost“ von 1982, mit dem der gesamte Bereich zwischen Horster Straße und Landstraße sowie Garten- und Kiebitzheidestraße seinerzeit komplett neu geordnet werden sollte.

Ablagerungen der alten Zeche Moltke verhinderten eine Wohnbebauung

Die Senke ist auf diesem Luftbild des RVR von 1926 als helle Fläche zu sehen, links ist die Horster Straße, rechts die Reste des Hofes Schulte-Rentrop (mit Bäumen) zu erkennen.
Die Senke ist auf diesem Luftbild des RVR von 1926 als helle Fläche zu sehen, links ist die Horster Straße, rechts die Reste des Hofes Schulte-Rentrop (mit Bäumen) zu erkennen. © RVR

Allerdings: Als es am Riekchenweg losging, wurden in einer alten, nicht mehr sichtbaren Senke neben Kriegsschutt auch Kokereiablagerungen gefunden. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Gelände jahrzehntelang landwirtschaftlich genutzt – es war historisch zum Hof Schulte-Rentrop gehörig. Der Hof befand sich etwa am Ende des heutigen Lindemannsweges.

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Besagte Senke ist auf dem ersten Luftbild des RVR von 1926 noch zu erkennen, fand Umwelt- und Grünexperte Dr. Dieter Briese heraus. Die einst gegenüber der Horster Straße gelegene Zeche Graf Moltke 1/2 nutzte die große Mulde offenbar über längere Zeit, um Abfälle los zu werden. Zwischenzeitlich wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dort auch noch Kriegsschutt abgelagert. Zu den Altlasten, die man fand, zählten auch Kokereiabfälle – einer der wichtigsten Gründe, die eine Bebauung mit Wohnhäusern verhinderten.

Der Stadtteilpark wurde mit 14.000 Kubikmetern Erde modelliert

Die Skateanlage im Stadtteilpark Butendorf ist beliebt und immer gut besucht.
Die Skateanlage im Stadtteilpark Butendorf ist beliebt und immer gut besucht. © WAZ | Jan Dinter

Aus der Not machten die Stadtplaner damals eine Tugend: Nach Auskofferungen und einer Sicherung der Restaltlasten durch Abdeckungen mit etwa 14.000 Kubikmeter Erde sowie ansprechenden Modellierungen entstand hier der Stadtteilpark, der zunächst Bürgerpark heißen sollte. Auch weil es intensive Beteiligungen der Bürgerschaft gab. Insbesondere wurde mit Jugendlichen geredet, weil es etwa darum ging, wie die Skateranlage aussehen sollte – man wollte die innovative Anlage schließlich so bauen, dass die künftigen Nutzer sie auch annahmen. Von Anfang an war klar, dass der Park attraktive Sportangebote für junge Leute haben sollte.

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Es entstanden neben der Skateranlage auch ein Basketballfeld und ein Fußball-Kleinspielfeld. Ebenso kamen attraktive Kletter- und Rutschgerüste für kleinere Besucher in den Park. Und für die ganz Kleinen ein Spielplatz. Umgesetzt wurde vieles im Rahmen von Beschäftigungs- und Qualifizierungsarbeiten. Auch Anwohner beteiligten sich bis zur endgültigen Fertigstellung 2003 etwa bei Pflanzaktionen.

Wall und Lärmschutzwand schirmen den Stadtteilpark ab

Die Sportangebote im Stadtteilpark aus der Luft: Die Skateranlage, der Fußballplatz und das Basketball-Spielfeld.
Die Sportangebote im Stadtteilpark aus der Luft: Die Skateranlage, der Fußballplatz und das Basketball-Spielfeld. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Anfängliche Lärmbelästigungen wurden durch den Bau von Lärmschutzanlagen minimiert, von der vielbefahrenen Horster Straße ist der Park durch einen Wall geschützt. Der Park stieß von Anfang an auf großes Interesse (auch durch Veranstaltungen), die Skateranlage wurde nicht nur einmal andernorts kopiert. Durch einen Spazierweg ist der Park verbunden mit dem kleinen Moltkewald an der Horster Straße, der eine Brücke schlägt zum Freizeitareal des ehemaligen Karo (heute Jugendkunstschule) mit seinen Open-Air-Spiel- und Sportangeboten jenseits der Horster Straße.

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Die Bebauung rund um den Stadtteilpark gilt als sehr verträglich und aufgelockert, Park und Stadtquartier gemeinsam haben den Ruf, ein gelungenes, stadtnahes Viertel mit hohem Wohnwert zu sein. Allerdings litt das Ansehen des Parks zuletzt während der Corona-Pandemie, da er allzu oft genutzt wurde, ohne die Corona-Schutzauflagen wie Ansammlungsverbot und Maskenpflicht zu beachten.

Und auf der Skateranlage war es zuletzt zu unrühmlichen Übergriffen unter Jugendlichen gekommen, die nicht nur Polizei und Ordnungsdienst auf den Plan riefen, sondern dauerhaft auch den Einsatz von Streetworkern nötig machen. Die Politik ist inzwischen alarmiert, dass im eigentlich beliebten Stadtteilpark ein Angstraum entstehen könnte – das wäre freilich für die attraktive Grün- und Freizeitfläche ein fatale Entwicklung.

Eine alte bäuerliche Fläche

Mit dem Abteufen der Schachtanlage Moltke 1/2 ab 1873 hatte Bauer Schulte-Rentrop Hof und Felder an die Bergbaupioniere verkauft – und sich ganz aus Gladbeck zurück gezogen.

Auf seinem ehemaligen Grund westlich der Horster Straße entstand Gladbecks erster Pütt. Das Bauernhaus Schulte-Rentrop lag etwa 20 Meter westlich des heutigen Gebäudes Lindemannweg 14 am Wendehammer.

Das Gelände östlich der Horster Straße blieb fortan im Besitz der Zeche, später der RAG. Jahrzehnte wurde es weiter landwirtschaftlich genutzt. Grundstücksbereiche wurden aber auch als Lager- und offenbar Entsorgungsfläche der Zeche missbraucht – bis in den 60er und 70er Jahre erste, umfangreiche Bebauungsideen entstanden, die aber erst ab 1982 in kleinerer Form Schritt für Schritt inklusive Park umgesetzt wurden.

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