Gladbeck. Sie war eine der ersten Straßen der Gemeinde, die Ende des 19. Jahrhunderts einen Namen bekamen- die Viktoriastraße. Sie wurde für den Bau der Sparkasse Mitte der 60er Jahre und für die Errichtung der Rathaus-Bürotürme Anfang der 70er Jahre aufgegeben.
Es gibt Straßen, die gibt es gar nicht: Die Viktoriastraße ist so eine. Einst im Herzen der Stadt gelegen, ist sie schon lange aus dem Stadtbild verschwunden. Nur Ältere werden sich vielleicht noch an sie erinnern – sie lag direkt neben dem Rathaus und verband die Bottroper Straße mit der Friedrichstraße. In den 60er Jahren verschwand sie Stück für Stück.
Die Viktoriastraße, offenbar nach der Kaiserin Auguste Victoria benannt, gehörte zu den 31 Straßen in der damaligen Landgemeinde Gladbeck, die es 1898 gab, als der Gemeinderat erstmals überhaupt Straßennamen vergab. Die Viktoriastraße – sie führte in Verlängerung der Rentforter Straße an der westlichen Rathausseite vorbei rund 150 Meter Richtung Süden bis zur Friedrichstraße.
Bebaut war im wesentlichen die westliche Seite: Am nördlichen Ausgangspunkt stand das evangelische Gebetshaus, das erste Gotteshaus der evangelischen Christen in Gladbeck, das 1893 in Dienst genommen wurde – ein kleiner Kirchbau in schlichter Holzbauweise, der bis zur Einweihung der Christuskirche 1911 genutzt wurde und später Ausstellungs- und Kulturhaus war.
Ein weiteres Gebäude an der Viktoriastraße war zunächst das Rektoratsgebäude, die höhere Jungenschule, später Ratsgymnasium. Nach dem Schulneubau an der Mittelstraße 1915 und Umzug des Jungengymnasiums wurde an der Viktoriastraße ein neues Schulgebäude gebaut – das Lyzeum, die Höhere-Töchter-Schule, aus der später das Mädchen- und Riesenergymnasium werden sollte. Schon kurz nach Inbetriebnahme des Lyzeums wurde es während der Ruhrbesatzung von der französischen Verwaltung als Büro- und Wohnraum genutzt.
1947 erfolgte eine Umbenennung
Südliches Nachbargebäude des Lyzeums war die Villa des Zahnarztes Dr. Lothar Hoppe, der dort auch seine Praxis hatte. Daran schloss sich, an der Ecke zur Friedrichstraße, das Bankhaus Küster und Ullrich an. Zahnarztvilla und Bankhaus überstanden den zweiten Weltkrieg, Lyzeum und Gebetshaus wurden dagegen zerstört, die Flächen wurden lange nur als Parkplatz genutzt. Im September 1947 benannte der Rat der Stadt die Viktoriastraße in Droste-Hülshoff-Straße um, benannt nach der Schriftstellerin und Komponistin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848).
Das Bankhaus wurde nach dem Krieg noch von der Stadtverwaltung genutzt für die Stadtkasse. Mitte der 60er Jahre verschwand es wie die Arztvilla und der südliche Teil der Straße durch den Neubau der Sparkasse. Der nördliche Teil der Viktoria-/Droste-Hülshoff-Straße wurde zunächst noch als Parkplatz genutzt. Anfang der 70er Jahre ging auch dieses Straßenrelikt verloren, als die beiden Rathaus-Bürotürme gebaut wurden, die vor einigen Jahren dem Neuen Rathaus wichen.
Auch die Gustavstraße verschwand in den 60er Jahren
Neben der Viktoriastraße verschwand in unmittelbarer Nähe zum Rathaus auch die Gustavstraße, die ebenso die Bottroper- mit der Friedrichstraße verband – etwa dort, wo heute der Weg am Hallenbad vorbeigeht. Auch sie gehörte zu den ersten 31 Gladbecker Straßen, die 1898 Namen erhielten.
Auf der westlichen Seite der Gustavstraße standen (ab Bottroper Straße) zunächst zwei Wohnhäuser, dann die alte Lutherschule und ab den 20er Jahren die neuere Lutherschule (in der NS-Zeit Heinz-Oetting-Schule, nach dem Krieg Realschule). Auf dem Gelände entstand Mitte der 60er Jahre das neue Hallenbad. An der Ecke Friedrichstraße stand die Villa der Kaufmannsfamilie Pelicäus. Das Haus kam in den 50er Jahren in Stadtbesitz und nahm das Sozialamt auf. Es wurde Ende der 50er Jahre abgerissen. Auf der östlichen Seite befand sich nur die Turnhalle des Lyzeums. Die Straße verschwand 1966 nach der Hallenbad-Eröffnung.