Gladbeck. Die Grünanlage rund um den Stensteich ist Gladbecks ältester Park. Er wurde kurz nach 1900 gebaut und durchlebte den gesellschaftlichen Wandel.

Er gehört mit seinen knapp 5000 Quadratmetern zu den kleinsten Parks in Gladbeck – der Park rund um den Stensteich in Butendorf. Aber er ist – entstanden vor mehr als 100 Jahren – die älteste öffentliche Grünanlage in der Stadt und war damals und bis in die 50er Jahre hinein ein beliebtes Ausflugsziel. Heute fristet der kleine Park – unscheinbar hinter dem ehemaligen Schützenhof östlich der Landstraße gelegen – eher ein beschauliches Dasein und genießt vor allem unter Gladbecks Anglern einen guten Ruf.

Man mag es kaum glauben: Aber seinerzeit – schon vor dem ersten Weltkrieg – strömten Massen zum Stensteich, der neben dem Restaurant Kaiserau mit Tanzsaal, Gartenwirtschaft und Außentanzfläche auch mit Kahnpartien, Bad- und Schwimmanstalt, Tennisplatz und Spazierweg rund um den Teich, der mitunter auch als Radrennstrecke genutzt wurde, lockte. Die immer größere Zahl von Bewohnern der wachsenden Bergbaugemeinde – die längst nicht so mobil waren wie heute – suchte Zerstreuung und Abwechslung vom grauen Alltag und fand sie in dem Ausflugslokal. Später kam noch das Kino Capitol dazu, das an das Gasthaus angebaut wurde. Im Winter wurde der Teich zum Eislaufen genutzt.

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Gasthaus Stens eröffnet schon 1903 als Restaurant Kaiserau

Mitte der 20er Jahre: Eine Familie startet auf dem Stensteich zur Kahnpartie.
Mitte der 20er Jahre: Eine Familie startet auf dem Stensteich zur Kahnpartie. © WAZ | Archiv Werner Junker

Die Idee zu diesem – heute würde man sagen innovativen – Geschäft hatte um die Jahrhundertwende der Butendorfer Bauer Johannes Stens. Zumindest hatte Stens den richtigen Riecher: 1903 baute und eröffnete er auf dem Gelände seines Bauernhofes (Butendorf war seinerzeit noch spärlich bebaut, Stens ein alter Hof) ein Gasthaus – Restaurant Kaiserau genannt –, sattelte um und wurde Wirt. Den Hof übernahm sein Schwiegersohn Ewald Schulte-Rebbelmund.

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Schon wenig später ließ Stens, Jahrgang 1854 und Vater mehrerer Töchter, von holländischen Ingenieuren besagten Teich bauen, der vom Nattbach gespeist wird. In der Mitte gab es sogar eine Insel, um die Kahnpartie abwechslungsreicher zu gestalten. 1909 starb Stens, sein Schwiegersohn Karl Schulte-Rebbelmund wurde Wirt von Restaurant und Außenanlagen.

Gaststätte wurde bis Mitte der 70er Jahre von der Familie bewirtschaftet

Schon 1935 beantragte Schulte-Rebbelmund den Bau einer offenen Schießanlage – das war der Beginn der bis heute andauernden Zusammenarbeit mit dem Butendorfer Schützenverein Wilhelm Tell, der seitdem sein Zuhause im Stenspark hat. Nach dem Krieg wurde der Schießstand erneuert, später schossen die Schützen in einer alten Scheune des Bauernhofes Stens, 1981 entstand der heutige Schießstand, danach noch das Vereinsheim.

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Nach dem Krieg führte ab 1954 Raimund Keysberg, ein Neffe von Karl Schulte-Rebbelmund, mit seiner Frau Paula 20 Jahre die Gaststätte. Danach gab es wechselnde Pächter, die Gaststätte war gleichzeitig „Schützenhof“ der Butendorfer Schützen. Zuletzt war die Kneipe an türkische Wirte vermietet, seit 2018 wird sie nur noch als Lagerfläche genutzt.

In den 60er Jahren verschwand die Insel im Stensteich

Ein grünes Idyll ist heute der Park rund um den Stensteich mit seinem alten mit angrenzender Parkanlage am Sonntag, 29.11.2020 an der Landstraße in Gladbeck. Bild zur Serie
Ein grünes Idyll ist heute der Park rund um den Stensteich mit seinem alten mit angrenzender Parkanlage am Sonntag, 29.11.2020 an der Landstraße in Gladbeck. Bild zur Serie "Parks in Gladbeck". Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Bis heute sind Gasthaus und Teich-/Parkanlage im Besitz der Familie. Teich und Park sind seit den 60er Jahren an die Stadt verpachtet, die die Grünanlage bewirtschaftet. Direkt zu Beginn der Pachtübernahme durch die Stadt wurde die Insel zurückgebaut, weiß Hubertus Keysberg noch genau, dessen Eltern als letzte Familienmitglieder die Gaststätte führten. Auch wurde der Teich in jenen Jahren vertieft, inzwischen, so Keysberg, versandet der Teich aber mehr und mehr.

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Heute gehört die Teich- und Parkanlage zum Grünzug Nattbach. Geprägt wird der Park durch seinen alten Baumbestand. Der Teich hat den Charakter eines Weihers angenommen. Von Besucherandrang kann keine Rede mehr sein – heute strahlt der kleine Park viel Ruhe aus. Beliebt ist er bei den Anglern des Angelsportvereins Gladbeck, die hier regelmäßig ihre Angeln auswerfen. Sie sorgen auch Jahr für Jahr für eine Teichreinigung.

Eine neue WAZ-Serie

Die WAZ startet heute mit einer neuen Serie. Sie widmet sich den Parks in Gladbeck, den „grünen Lungen“ der Stadt. Parks sind gestaltete Grünflächen, die der Erholung der Bürger, aber auch dem Klimaschutz oder der „Verschönerung“ der Stadt dienen.

Den Auftakt bildet die Parkanlage rund um den Stensteich, die älteste Anlage dieser Art in der Stadt. Es gibt etwa ein Dutzend Park- und Grünanlagen unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Alters. Die Redaktion wird sie in loser Folge vorstellen.

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