Gladbeck. Mit Zuversicht ist Trompeter Marin Berner aus Gladbeck durch die Corona-Krise gekommen. Motto: „Lieber unperfekt gestartet als perfekt gezögert.“

Mit Ausbruch der Corona-Pandemie wurde es mucksmäuschenstill in Theatern, Konzertsälen, Übungsräumen, Musikschulen. „Wir standen im März alle unter Schock“, sagt Martin Berner. Der Berufstrompeter, Musikpädagoge und Kulturmanager aus Gladbeck verharrte jedoch nicht in diesem Zustand der verordneten Untätigkeit. „Mit Zuversicht und einer positiven Einstellung“ sei er bisher durch die Krise gekommen.

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Der 28-Jährige sagt: „Es soll sich nicht pathetisch anhören, aber wenn ich etwas in dieser Zeit gelernt habe, dann ist es das: Man kann sich nicht immer auf andere verlassen.“ Deshalb laute sein Lebensmotto: „Lieber unperfekt gestartet als perfekt gezögert.“ Vielleicht in der Krise mit dem Zusatz: „Jetzt erst recht!“

Martin Berner aus Gladbeck ist Berufstrompeter, Musikpädagoge und Kulturmanager

Das klingt so, als strotze der junge Gladbecker nur so vor Selbstbewusstsein. Dazu hätte er auch allen Grund: Schon früh stimmten Fachleute wahre Lobeshymnen auf den Jazz-Fan aus Zweckel an. Er heimste ein Stipendium der Sparkasse ein, studierte in Essen an der Folkwang Universität der Künste. Seinerzeit bescheinigte ihm der Stiftungsvorstand des Gladbecker Geldinstituts einen außerordentlichen Enthusiasmus. Con brio – also mit Elan – stürzte sich Berner ins Masterstudium Kulturmanagement in Hamburg; Standbein Nummer drei, denn Musikpädagoge ist der 28-Jährige auch noch.

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Seine Leidenschaft und Vielseitigkeit zahlten sich aus. Der Gladbecker wurde persönlicher Referent des Intendanten einer weithin renommierten Veranstaltung. Die Rede ist vom Schleswig-Holstein Musikfestival. Dafür zog Berner gen Norden. Aber der Musiker ist trotz seiner Erfolge bescheiden. Viel habe er in den vergangenen Jahren gelernt, sagt er – nicht nur fachlich und praktisch, sondern auch über sich selbst. Mit Demut und Dankbarkeit blicke er auf diese Zeit, insbesondere auf die Pandemie-Phase. Berner meint: „Als Referent war meine wirtschaftliche Lage gesichert, das war für mich ein Luxus. Anderen wurde die Lebensgrundlage innerhalb von fünf Tagen im März 2020 genommen.“ Workshops und Projekte – erst verschoben, dann abgesagt.

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Martin Berner versucht auch in der Corona-Krise, Musik-Angebote zu realisieren.
Martin Berner versucht auch in der Corona-Krise, Musik-Angebote zu realisieren. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Doch der Gladbecker versuchte nach seinen Möglichkeiten in Lübeck und Umgebung Veranstaltungen auf die (kleinen) Bühnen zu bringen. Seine – ausbildungs- und berufsbedingt – intensiven Einblicke in wirtschaftliche Zusammenhänge, Sponsoring und Organisation seien ihm da von großem Nutzen gewesen. Nicht zu vergessen die Umsetzung von Hygiene-Schutzkonzepten. „Meine Kenntnisse haben mich befähigt, Ideen umzusetzen“, sagt Berner. Das bestärke ihn in seinem Standpunkt: „Es ist wichtig, umtriebig zu sein.“

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Dabei habe ihm eines am Herzen gelegen, einerlei wie groß oder klein er eine Veranstaltung realisieren wollte: „Mein Anliegen und Anspruch war, möglichst viele lokale Kräfte einzubinden. Damit meine ich nicht nur Musiker, sondern auch Tontechniker, Bühnenbauer, die Grafikdesignerin, das Catering und mehr. Ich finde es wichtig, die Leute vor Ort mit ins Boot zu holen.“

Martin Berner: „Musik macht die Welt zu einem besseren Ort“

Sicher, er habe sich auch überlegt, wie ein Zusammenspiel in Distanz funktionieren könne. Und kam als Bigband-Leiter zu dem Schluss: „Gar nicht! Digitale Proben mit 30 Leuten sind unmöglich. Überhaupt kann das physische Erlebnis von Musik nicht ersetzt werden.“ Folglich habe dieses „Kerngeschäft sehr gelitten“. Ihm als Künstler und Lehrer gehe es darum, „über Musik Menschen zu erreichen, wie es zum Beispiel Rolf Hilgers und sein Team der Musikschule Gladbeck machen.“ Berner betont: „Ich will ja kein Ed-Sheeran-Konzert organisieren, sondern möchte bei Veranstaltungen die Beiträge für Kinder und Jugendliche gering halten.“

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Von Von Svenja Suda

Er habe sich überlegt: „Martin, wo stehst du?“ Und gab sich selbst die Antwort: „Es hat keinen Sinn zu sagen: Ich bin Martin Berner, ein toller Trompeter, kauft Karten für mein Konzert.“ Der 28-Jährige offenbart: „Es ist etwas Größeres, an das ich glaube, für das ich brenne.“ Und das ist bei Martin Berner universell, den Erdball umspannend wie eine Pandemie – aber mit positivem Vorzeichen: „Wo sich Menschen begegnen und Musik machen, reichen sie sich die Hände – außer in Corona-Zeiten.“ Aus diesem Miteinander wachse Verständnis. Der Kultur-Tausendsassa aus Gladbeck ist fest davon überzeugt: „Es gibt so viele Probleme in der Welt. Musik trägt zu einem konfliktfreieren Miteinander bei, verbindet Generationen.“ Sein Statement: „Musik macht die Welt zu einem besseren Ort.“

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Deswegen nimmt Martin Berner mit viel Engagement und Herzblut neue Projekte in Angriff. Dazu gehört auch ein Jazz-Konzert Anfang September in seiner Heimatstadt Gladbeck.

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