Gladbeck. . Musikschule Gladbeck wurde trotz Dissonanzen in der Politik gegründet. Einrichtung entwickelte sich zu einer festen Größe in der lokalen Kulturszene.

„Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft“, behauptete einst Richard Wagner. Und leidenschaftlich kämpften vor gut 50 Jahren engagierte Gladbecker für die Gründung „ihrer“ Musikschule.

„Unter schmerzvollen Wehen wurde das liebste Kind der Stadt geboren“, erinnert sich Erna-Johanna Fiebig, die langjährige Vorsitzende des Fördervereins. Sie sagt: „Der Aufbau der Musikschule war das Verdienst von Günter Waleczek.“ Der Kantor der Petruskirche Rosenhügel war der Vater der Einrichtung.

Er gründete sie nicht nur, sondern gab auch 25 Jahre lang den Ton an. Im vergangenen Jahr starb der engagierte Musiker und Pädagoge 89-jährig. Sein Lebenswerk war die Musikschule Gladbeck, die sich im Laufe der Jahrzehnte einen klingenden Namen über die Stadtgrenzen hinaus erarbeitet hat – eine Chronik von der Idee bis heute.

1964

Kommunalpolitikern schwebt seit Ende des Jahres die Gründung einer städtischen Musikschule vor. Allerdings verläuft die Diskussion keineswegs harmonisch, steht doch die Frage im Raum: Wie soll das Projekt gestaltet werden? Die SPD-Fraktion macht sich stark für eine Einrichtung „in Obhut und mit starker Förderung der Stadt“, so Fiebig. Die CDU hingegen sei „allerdings (...) der Meinung, daß die Förderung privater Initiative vorrangig und den freien Trägern, die eine solche Einrichtung betrieben, Unterstützung zu gewähren sei“, zitiert Erna-Johanna Fiebig einen Zeitungsbericht aus jenen Tagen.

1965

Schon damals klingelt es keineswegs munter in der Stadtkasse. Trotz der klammen finanziellen Verhältnisse setzt die SPD durch, dass im Etat 89 500 Mark für eine städtische Musikschule berücksichtigt werden. Die Entscheidung zur Gründung der Institution fällt am 2. Juni. An der Spitze der „Jugendmusikschule“, wie sie anfangs heißt, steht Günter Waleczek.

1966

Im Januar greifen die ersten 240 Mädchen und Jungen zu den Musikinstrumenten: Der Unterricht beginnt! Allerdings hat die Musikschule noch kein eigenes Domizil. Der heutige Leiter Rolf Hilgers: „Die Kinder wurden in der Stadt verstreut an Schulen in fünf Stadtteilen unterrichtet.“ Istvan Balog wird Waleczeks Stellvertreter.

1972

Namensänderung: Aus der Jugendmusikschule wird die Musikschule.

1973

Die Orchesterarbeit wird verstärkt, die Chorarbeit aufgebaut. Die Musikschule nimmt im Herbst neu ins Angebot Ballettunterricht auf – ein lang gehegter Wunsch der Schulleitung.

1974

Der Lehrplan erfährt eine weitere Bereicherung: Das Fach Theorie kommt hinzu. Dieses Angebot stößt insbesondere bei denjenigen Schülern auf große Resonanz, die ein Musikstudium aufnehmen wollen.

1976

„Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Musikschule der Stadt Gladbeck“ wird aus der Taufe gehoben. Der sehr engagierte Förderverein setzt sich bis zum heutigen Tag durch mannigfache Unterstützung für die Einrichtung ein – sei es durch finanzielle Hilfen oder tatkräftig, beispielsweise bei Renovierungsarbeiten im Gebäude am Bernskamp.

1984

Der Himmel hängt für Schüler, Eltern und Freunde der Einrichtung voller Geigen: Die Musikschule bekommt ein eigenes Domizil. Ihr Sitz wird die ehemalige „Königlich-preußische Berginspektion“ am Bernskamp. Zur Einweihung ist auch Landeskultusminister Hans Schwier zu Gast.

1989

Im Laufe der Jahre wird der Lehrplan immer wieder ergänzt und modifiziert. Herausgegriffen sei als Beispiel der Unterricht für behinderte Kinder und Jugendliche.

1990

Eberhard Dietz tritt die Nachfolge von Günter Waleczek an. Zum 25-Jährigen der Musikschule komponiert Harald Genzmer die „Sinfonia Giovani“ und dirigiert die Uraufführung in Gladbeck.

1992

Rolf Hilgers wird stellvertretender Musikschulleiter und im Jahr . . .

2009

. . . übernimmt er die Spitzenposition. Ihm steht Ernst Hesse als Stellvertreter zur Seite.

Die städtische Musikschule ist ein fester Bestandteil in Gladbecks Kulturszene. Sie bietet unter anderem Workshops an, diverse Ensembles treten bei Festen und Aktionen auf – zum Beispiel beim Turmblasen zur Weihnachtszeit. 63 Dozenten unterrichten derzeit mehr als 2200 Schüler.