Gladbeck. Vieles ist dank hoher Impfquoten in Seniorenheimen wieder möglich. Träger und Verantwortliche in Gladbeck bleiben trotzdem vorsichtig.
So viel Normalität wie möglich, so viel Vorsicht wie nötig – in den Senioreneinrichtungen bewährt sich diese Strategie angesichts niedriger Infektionszahlen und hoher Impfquoten derzeit. Im Eduard-Michelis-Haus ist die Cafeteria seit Montag nachmittags wieder für Bewohner und ihre Besucher geöffnet. Mittags können dort wieder Menschen essen, die auch vor der Corona-Krise zum Mittagstisch kamen, Bewohner der benachbarten barrierefreien Wohnungen zum Beispiel. In den vergangenen Monaten konnten sie sich das Mittagessen an der Haustür abholen.
Beim Caritasverband ist man in diesem Punkt noch etwas zurückhaltender. Wer vor der Pandemie im Johannes-van-Acken- oder im St. Altfrid-Haus zu Mittag aß, wird nach wie vor auf Wunsch mit „Essen auf Rädern“ versorgt. „Angesichts wieder leicht steigender Inzidenzen und der Delta-Variante zögern wir noch, die Cafés zu öffnen“, sagt Caritas-Vorstand Rainer Knubben. Verständlich: Er hat erleben müssen, dass eine Bewohnerin und eine Mitarbeiterin sich mit dem Virus infiziert haben, obwohl die vollständig geimpft sind.
Viele bleiben lieber noch vorsichtig
Das ist zwar glücklicherweise weder im Martha- noch im Vinzenzheim passiert, trotzdem hält man sich auch dort noch zurück. „Wir bleiben lieber noch vorsichtig“, sagt Kerstin Schönlau, Geschäftsbereichsleitung Seniorenhilfe beim Diakonischen Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten. „Wir haben uns hart erarbeitet, das vieles wieder möglich ist. Das möchten wir nicht aufs Spiel setzen.“
Corona nicht mehr das Hauptthema
Mechtild Eckholt spürt die Rückkehr zur Normalität im Eduard-Michelis-Haus auch daran, das Corona nicht mehr das Hauptthema ist: „Unsere Bewohner reden jetzt mehr über Hitzewellen und Dauerregen.“
Auch die steigenden Impfzahlen bringen mehr Normalität zurück. „In der Hochphase der Pandemie mussten wir täglich zwischen 800 und 1000 Besucher testen. Jetzt sind es nur noch etwa 200.“
Bei aller Vorsicht läuft in den Häusern manches wieder (fast) wie früher. Die Bewohner essen gemeinsam, die Besucherzahl ist nicht mehr begrenzt, vollständig Geimpfte und Genesene brauchen keinen aktuellen Test mehr. Allerdings kostet die immer noch notwendige „Zettelwirtschaft“ Nerven. Mechtild Eckholt, Leiterin des Michelis-Hauses, würde das Prozedere gern durch die zeitsparende Luca-App ersetzen, aber das Kreisgesundheitsamt sei noch nicht soweit, bedauert sie.
In den Zimmern wird das Tragen einer Maske nur noch empfohlen
Besucher müssen in den offenen Bereichen Masken tragen, in den Zimmern nicht mehr. Das gilt für das Eduard-Michelis-Haus, die Caritas- und Diakonie-Einrichtungen gleichermaßen. „Wir appellieren allerdings, es nach Möglichkeit trotzdem zu tun. Die Sicherheit unserer Bewohner steht über allem“, so Mechtild Eckholt und Kerstin Schönlau. Angehörige von Bewohnern, die in Doppelzimmern wohnen, treffen ihre Lieben im Martha- und Vinzenzheim in Gemeinschaftsräumen. Veranstaltungen sind wieder in großem Rahmen möglich. Auf der Webseite des Eduard-Michelis-Hauses sieht man auf den Fotos von solchen Events strahlende Gesichter. „Wir versuchen, soweit wir das nach den jeweils geltenden Verordnungen dürfen, die Wünsche unserer Bewohner zu erfüllen“, sagt die Einrichtungsleiterin.
Auch in den Caritas- und Diakonie-Häusern kehrt die Normalität zurück. „Alles ist lockerer und entspannter“, freut sich Rainer Knubben für die Bewohner. Für ihn selbst gilt das allerdings nur begrenzt: „Ich mache mir immer noch Sorgen, wenn ich an die vollen Stadien bei der Fußball-EM, an die Reiserückkehrer und an das Ende der Schulferien denke.“ Deshalb bleibe es in den Senioren- und den Behinderteneinrichtungen des Caritasverbandes bei hohen Sicherheitsstandards, trotz einer Impfquote von mindestens 80 Prozent, auf die er stolz ist.
Gelassenheit bei möglichen Impf-Auffrischungen
Stichwort Impfungen: Den wahrscheinlich notwendigen Auffrischungen sehen Knubben, Eckholt und Schönlau gelassen entgegen. „Noch haben wir dazu keine Informationen, gehen aber davon aus, dass unsere Bewohner im Herbst noch einmal ein Impfangebot bekommen“, sagen sie. Bange ist ihnen davor nicht, weil die ersten Durchgänge, dank engagierter Gladbecker Ärzte, völlig problemlos gelaufen seien. „Da haben wir jetzt schon Routine.“
Das gilt für den Umgang mit dem Corona-Virus generell. „Es ist noch nicht vorbei“, sagen zwar alle, aber selbst der besorgte Caritas-Chef ist sicher, dass bei wieder steigenden Infektionszahlen Entscheidungen mit mehr Ruhe getroffen werden können: „Wir werden uns sicher so schnell nicht wieder aus der Fassung bringen lassen wie zu Beginn der Pandemie und adäquate Antworten finden.“