Gladbeck. Vor 50 Jahren wurde das Straßenverkehrsamt des Kreises Recklinghausen eingeweiht. Seitdem hat sich technisch und organisatorisch viel verändert.
Das Straßenverkehrsamt ist die Abteilung des Kreises Recklinghausen mit den höchsten Besucherzahlen. Seit nunmehr 50 Jahren sind die Kfz-Zulassungsstelle und die Führerscheinstelle – auch für Menschen aus Gladbeck – an der Stettiner Straße in Marl untergebracht. Seitdem hat es rasante Entwicklungen gegeben.
Am 2. Juli 1971 wurde das neu errichtete Gebäude offiziell seiner Bestimmung übergeben. An diesem Tag waren beim Straßenverkehrsamt 94.522 Fahrzeuge zugelassen. Der Fahrzeugbestand hat sich seitdem beinahe verfünffacht. Heute sind im Kreis rund 462.700 Pkw, Lkw und Motorräder angemeldet. Allerdings ist der Kreis RE auch größer geworden: 1975 wurden im Zuge der kommunalen Gebietsreform die damals noch kreisfreien Städte Castrop-Rauxel und Gladbeck in den Kreis eingemeindet.
Diskussion um lange Warteschlangen gab es schon immer
Lange Warteschlangen waren schon immer ein Thema. So alt wie das Straßenverkehrsamt, ist auch die Diskussion um lange Warteschlangen. Früher zogen die Kunden eine Nummer und mussten warten, bis sie an die Reihe kamen. Und wenn sie Pech hatten, wurden sie unverrichteter Dinge wieder weggeschickt, weil irgendeine Unterlage fehlte.
Die Zulassungsdokumente wurden seinerzeit in riesigen Paternostern abgeheftet. Heute können Kunden online oder per Telefon Termine vereinbaren, um Staus in der Wartehalle zu vermeiden. Es gibt direkte Datenverbindungen zum Kraftfahrt-Bundesamt, zum Hauptzollamt (Kfz-Steuer) und zu den Prüforganisationen wie TÜV und Dekra. Alle Daten können so aktuell abgerufen werden. Unterlagen werden direkt eingescannt und digitalisiert. Bezahlt wird am Kassenautomaten.
Während Corona mussten Bürger teilweise wochenlang auf einen Termin warten
Doch trotz technischer und organisatorischer Weiterentwicklung: Das Coronavirus hat auch der heutigen Kundschaft des Straßenverkehrsamtes einiges an Geduld abverlangt. Teilweise mussten die Bürger wochenlang auf einen Termin in der Zulassungsstelle warten. Immerhin wurden selbst im Corona-Jahr 2020 an der Stettiner Straße noch knapp 198.000 Zulassungsvorgänge abgewickelt (Vorjahr: 215.000).
Noch heute gibt es im Kreis vereinzelt politische Forderungen nach einer Dezentralisierung des Zulassungswesens. Die Wege für die Autofahrer sollen kürzer werden, so der Gedanke dahinter. Tatsächlich existierten bis 1967 Zulassungsmöglichkeiten in verschiedenen Städten: in Marl, Herten, Dorsten, Datteln, Haltern und Waltrop.
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Im Januar 1967 wurde das Straßenverkehrsamt dann zentralisiert und in angemieteten Räumen am Lehmbecker Pfad in Marl untergebracht. Die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge betrug zu diesem Zeitpunkt rund 60.000. Im Jahr 1969 fasste der Kreistag den Beschluss, einen Neubau zu errichten. Das Grundstück an der Stettiner Straße, das von der Stadt Marl erworben wurde, lag in unmittelbarer Nachbarschaft zum TÜV, was damals als besonders bürgerfreundlich gefeiert wurde. Investiert wurden – inklusive der Einrichtung – 1,2 Millionen Deutsche Mark (614.000 Euro).
Straßenverkehrsamt mit seinen beiden Gebäuden muss saniert werden
Heute, 50 Jahre später, ist das Gebäude der Zulassungsstelle an der Stettiner Straße 10 doch arg in die Jahre gekommen. Das Gleiche gilt auch für die Immobilie Stettiner Straße 6a, die 1999 vom Kreis erworben wurde, um die Führerscheinstelle dorthin auszulagern. „An beiden Gebäuden nagt der Zahn der Zeit“, heißt es bei der Kreisverwaltung. Berichtet wird von Undichtigkeiten und verbautem Asbest. Die Sanitäranlagen stammen aus den 1970er-Jahren. Und auch an der Barrierefreiheit mangelt es.
Neben dem Kreishaus, das mit 99 Millionen Euro wieder instand gesetzt werden soll, wartet also ein weiteres Sanierungsprojekt auf den Kreis. Die Rede ist von einer siebenstelligen Summe, die benötigt wird, um das Straßenverkehrsamt mit seinen beiden Gebäuden wieder auf Vordermann zu bringen. Offizielle Zahlen gibt es noch nicht. „Ein Architekturbüro macht gerade eine Standortanalyse, erst danach sind konkrete Aussagen zu den Kosten möglich“, sagt Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister.